T. C. PiLARTZ—DARMSTADT.
ZU MOZART »COSI FAN TUTTE«
DIE BÜHNENBILDER VON T. C. PILARTZ.
Nichts ist vielleicht bezeichnender für die
Planlosigkeit und Unsicherheit innerhalb
der Bühnenbildgestaltung als die Tatsache, daß
für ihre Schöpfer ein sicherer, seine Tätigkeit klar
umschreibender Titel fehlt, wie er sonst beim
Theater für jede Betätigung vom Regisseur an
bis zum Souffleur und letzten Beleuchter selbst-
verständlich ist. Denn der Theatermaler ist ein
Begriff von vorgestern geworden, wie ja im
Grunde alle Bezeichnung von Bühnenbild leicht
irreführend wirkt. Bild umschreibt in diesem
Sinne noch immer etwas Flächiges, während
Bühnenkunst zu allererst Raumkunst ist, der
Plastik auf alle Fälle mehr verwandt als der
Malerei. Noch immer aber herrscht allenthalben
die Zweidimensionalität, die mit verlegener
Geste hinter kunstgewerbliche Spielerei dort
sich rettet, wo sie ausdrucksbereite Kraft nicht
aufzubringen vermag. Jedoch die Front gegen
diese Engbegrenztheit der Gestaltung ist im
Werden und wir sehen an einzelnen Stellen
schon klar, wohin der Weg führen muß.
Es ist sicherlich kein Zufall, daß derjenige
unter den Bühnenbildnern, der bei dieser Neu-
orientierung zweifellos die vorderste Spitze
hält, von der Plastik, von der Architektur her-
kommt. Nachdem T. C. Pilartz einmal die
ungeheuren ungelöstenMöglichkeiten der Bühne
mit seinem ausschließlich plastisch sehendem
Auge erkannt hat, ist ihm ihre wegweisende
Ausgestaltung eine Lebensaufgabe geworden.
Pilartz steht erst seit kurzem praktisch vor
diesen Problemen, aber er erfaßt sie ganz und
leidenschaftlich bei ihrer Wurzel. Was er auf
diesem Gebiet geschaffen hat, ist (vor allem)
heftiger Protest gegen flache Tradition, gegen
nur impressionistische Formpöse, gegen be-
quemen Eklektizismus. Pilartz will nicht Bild
ausschließlich, das ja hier immer mehr oder
weniger plakatartig wirken muß; er will, bild-
haft geboren natürlich, aus dieser Enge heraus
alle Möglichkeiten des Raums, des Volumens,
gestützt auf Farbe, Licht, rhythmische Bewegung
aller Körperlichkeit plastischer Gestaltung,
architektonisch ausschöpfen. Die Fläche des
Bühnenbodens setzt er in Bewegung, löst gleich-
sam die Gestalt des Darstellers von aller Erden-
schwere ab, erreicht durch Treppen, Stufen,
Podeste und Versenkungen ein stürmisches
Ausnutzen aller aus Handlung und innersten
ZU MOZART »COSI FAN TUTTE«
DIE BÜHNENBILDER VON T. C. PILARTZ.
Nichts ist vielleicht bezeichnender für die
Planlosigkeit und Unsicherheit innerhalb
der Bühnenbildgestaltung als die Tatsache, daß
für ihre Schöpfer ein sicherer, seine Tätigkeit klar
umschreibender Titel fehlt, wie er sonst beim
Theater für jede Betätigung vom Regisseur an
bis zum Souffleur und letzten Beleuchter selbst-
verständlich ist. Denn der Theatermaler ist ein
Begriff von vorgestern geworden, wie ja im
Grunde alle Bezeichnung von Bühnenbild leicht
irreführend wirkt. Bild umschreibt in diesem
Sinne noch immer etwas Flächiges, während
Bühnenkunst zu allererst Raumkunst ist, der
Plastik auf alle Fälle mehr verwandt als der
Malerei. Noch immer aber herrscht allenthalben
die Zweidimensionalität, die mit verlegener
Geste hinter kunstgewerbliche Spielerei dort
sich rettet, wo sie ausdrucksbereite Kraft nicht
aufzubringen vermag. Jedoch die Front gegen
diese Engbegrenztheit der Gestaltung ist im
Werden und wir sehen an einzelnen Stellen
schon klar, wohin der Weg führen muß.
Es ist sicherlich kein Zufall, daß derjenige
unter den Bühnenbildnern, der bei dieser Neu-
orientierung zweifellos die vorderste Spitze
hält, von der Plastik, von der Architektur her-
kommt. Nachdem T. C. Pilartz einmal die
ungeheuren ungelöstenMöglichkeiten der Bühne
mit seinem ausschließlich plastisch sehendem
Auge erkannt hat, ist ihm ihre wegweisende
Ausgestaltung eine Lebensaufgabe geworden.
Pilartz steht erst seit kurzem praktisch vor
diesen Problemen, aber er erfaßt sie ganz und
leidenschaftlich bei ihrer Wurzel. Was er auf
diesem Gebiet geschaffen hat, ist (vor allem)
heftiger Protest gegen flache Tradition, gegen
nur impressionistische Formpöse, gegen be-
quemen Eklektizismus. Pilartz will nicht Bild
ausschließlich, das ja hier immer mehr oder
weniger plakatartig wirken muß; er will, bild-
haft geboren natürlich, aus dieser Enge heraus
alle Möglichkeiten des Raums, des Volumens,
gestützt auf Farbe, Licht, rhythmische Bewegung
aller Körperlichkeit plastischer Gestaltung,
architektonisch ausschöpfen. Die Fläche des
Bühnenbodens setzt er in Bewegung, löst gleich-
sam die Gestalt des Darstellers von aller Erden-
schwere ab, erreicht durch Treppen, Stufen,
Podeste und Versenkungen ein stürmisches
Ausnutzen aller aus Handlung und innersten