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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 49.1921-1922

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Wichert, Fritz: Neue Werke von Max Läuger
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https://doi.org/10.11588/diglit.9142#0179

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GRÜN UND
SCHWARZ.

NEUE WERKE VON MAX LÄUGER.

VON DR. FR. WICHERT—MANNHEIM.

Eine Volkstümlichkeit, die durch Handel und
Industrie entstanden ist, kann der Wertung
selbst eines großen Künstlers gefährlich werden.
Der Umstand, daß ältere „Läugerware" fast
in jeder deutschen Wohnung zu finden ist —
solche, die den Namen mit Recht und solche,
die ihn sehr mit Unrecht trägt — erweist sich
als hinderlich jetzt wo dieser Meister als einer
unserer besten Keramiker — wenn nicht als
der beste — erkannt werden müßte.

Läuger ist nicht stehen geblieben. In keiner
Kunst bedeutet der Versuch so viel wie in der
seinigen: wo das Unwillkürliche, das zufällig
Gefundene, die Folge des Mißgriffs oft die
schönsten Ergebnisse zu Tage fördern. Zeit-
lebens ist Läuger ein ruheloser, mit tausend
prometheischen Qualen nach künstlerischem
Endziel strebender Experimentierer gewesen.
Kein echter Keramiker ohne das, kein echter
Keramiker ohne das spielende Einssein mit Stoff
und Naturgewalt, mit Erde und Feuer.

Das Geheimnis der Töpferkunst ist, dem
Zufall in die Hände zu arbeiten, künstlerischen
Formwillen mit dem Reichtum des Naturspiels
zu verbinden. In der Erkenntnis dieser Tat-
sache hat Läuger in der letzten Zeit köstliche

Dinge geschaffen: Deckelvasen, Kacheln, Scha-
len, Töpfe, Reliefs, Vollreliefs in Schalen und
kleine Einzelfiguren: alles höchst ursprüngliche,
unwiederholbare Einzelschöpfungen. Sie wur-
den in überraschender Fülle zum ersten Mal
auf einer „Porzellan und Majolika" genannten
Ausstellung der Mannheimer Kunsthalle in die-
sem Sommer gezeigt. Da unseren Abbildungen
die Farbe fehlt, kann dem Leser ein vollkom-
mener Eindruck nicht vermittelt werden. Im-
merhin läßt sich erkennen, wie sich die plastische
Form veredelt hat, wie viel reicher die Fläche
geworden ist, wie — besonders bei den Figür-
chen — der persönliche Stil eine immer größere
Deutlichkeit gewonnen hat. Hier spricht eine
feine Traurigkeit, eine zarte Liebe zum Reinen,
Reichen und Edeln. Der Grundzug ist die
Elegie, die Sehnsucht nach jener arkadischen
Heiterkeit der Seele, zu der wir, wenigstens in
dieser Zeit, nie und nimmer, gelangen werden.

Die nähere Betrachtung der neuen Arbeiten
Läugers ergibt, daß der Künstler letzten kera-
mischen Wirkungen in erstaunlicher Weise nahe
gekommen ist. Das Höchste, was wir vom Farb-
auftrag eines Malers sagen können, ist, daß
seine Farbe juwelenhaft wirke, daß sie entstoff-

XXV. Dezember 1921. I«
 
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