DOI article:
H.: Eine studentische Ehrentafel: Architekt Prof. Hugo Eberhardt und Bildhauer Ernst Unger
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.9142#0185
bildhauer
ERNST
unger.
EINE STUDENTISCHE EHRENTAFEL.
architekt prof. hugo eberhardt und bildhauer ernst unger.
Vor einigen Jahren veranstaltete der ver-
dienstvolle Stuttgarter Museumsleiter Prof.
Pazaurek eine Ausstellung „Studentenkunst"
und zeigte, wie wünschenswert es wäre, wenn
die deutsche Studentenschalt an die Dinge, die
sie dem studentischen Zeremoniell dienstbar
macht, in studentischen Merkzeichen vor die
Ölfentlichkeit stellt und in studentischen Freund-
schaftsgaben zu Erinnerungsstücken fürs Leben
stempelt, den Maßstab des guten Geschmacks
anlegen würde. Man darf sagen, Pazaurek hat
mit seinen Anregungen der deutschen Studen-
tenschaft einen Dienst getan, der garnicht hoch
genug eingeschätzt werden kann.
Zu jenen Dingen, die uns die Stuttgarter Aus-
stellung zur Schau stellte und die uns erkennen
ließen, wie nötig es wäre, daß die jungen Re-
präsentanten der deutschen Bildung sich ab-
kehren würden von den charakterlosen und
jeden Geschmacks baren Industrieerzeugnissen,
die sich jetzt auf studentischen Stammtischen,
Verbindungshäusern, Kneipsälen und Studen-
tenbuden breit machen und sich als liebwerte
Träger von Jugenderinnerungen bis ins älteste
Philisterium hinüber halten, tritt nun ein Stück,
das besonderer Beachtung wert erscheint.
Der Ehrenplatz im studentischenVerbindungs-
haus wird seit dem Weltkriege der Kriegsehren-
tafel eingeräumt. In ferne Zukunftsjahre soll
sie Kunde tragen von dem Opfermut und der
Opferfreude des deutschen Studenten.
Hunderte deutscher Verbindungen sammeln
zur Zeit mit Eifer um ihre Toten zu ehren, und
es erscheint deshalb geboten, den Pazaurek-
schen Appell auch auf die studentische Ehren-
tafel auszudehnen.
Unsere Abbildungen zeigen als ein Beispiel
einer vornehmen Ehrung gefallener Kommili-
tonen die Ehrentafel der Marburger Turner-
schaft Philippina. Auf schwarzem, weißgeader-
ten Schupbachmarmor zeigt sie in kraftvollem
Bronzerelief den berittenen Träger des Zirkel
geschmückten Paniers der Korporation ; unter
demselben in ruhigem Schriftblock die Namen
der Vielen aus dieser Turnerschaft, welche im
Weltkriege als Kämpfer ihr Leben dem Vater-
lande zum Opfer brachten. — Es liegt auf der
Hand, daß, wenn den studentischen Korpora-
tionen ein geschmackvoller Künstler beratend
zur Seite steht, auch in weniger kostbarem
Material ein Werk von Geschmack und Zu-
kunftswert zustande zu kommen vermag. — h.
XXV. Dezember 1921. 5
ERNST
unger.
EINE STUDENTISCHE EHRENTAFEL.
architekt prof. hugo eberhardt und bildhauer ernst unger.
Vor einigen Jahren veranstaltete der ver-
dienstvolle Stuttgarter Museumsleiter Prof.
Pazaurek eine Ausstellung „Studentenkunst"
und zeigte, wie wünschenswert es wäre, wenn
die deutsche Studentenschalt an die Dinge, die
sie dem studentischen Zeremoniell dienstbar
macht, in studentischen Merkzeichen vor die
Ölfentlichkeit stellt und in studentischen Freund-
schaftsgaben zu Erinnerungsstücken fürs Leben
stempelt, den Maßstab des guten Geschmacks
anlegen würde. Man darf sagen, Pazaurek hat
mit seinen Anregungen der deutschen Studen-
tenschaft einen Dienst getan, der garnicht hoch
genug eingeschätzt werden kann.
Zu jenen Dingen, die uns die Stuttgarter Aus-
stellung zur Schau stellte und die uns erkennen
ließen, wie nötig es wäre, daß die jungen Re-
präsentanten der deutschen Bildung sich ab-
kehren würden von den charakterlosen und
jeden Geschmacks baren Industrieerzeugnissen,
die sich jetzt auf studentischen Stammtischen,
Verbindungshäusern, Kneipsälen und Studen-
tenbuden breit machen und sich als liebwerte
Träger von Jugenderinnerungen bis ins älteste
Philisterium hinüber halten, tritt nun ein Stück,
das besonderer Beachtung wert erscheint.
Der Ehrenplatz im studentischenVerbindungs-
haus wird seit dem Weltkriege der Kriegsehren-
tafel eingeräumt. In ferne Zukunftsjahre soll
sie Kunde tragen von dem Opfermut und der
Opferfreude des deutschen Studenten.
Hunderte deutscher Verbindungen sammeln
zur Zeit mit Eifer um ihre Toten zu ehren, und
es erscheint deshalb geboten, den Pazaurek-
schen Appell auch auf die studentische Ehren-
tafel auszudehnen.
Unsere Abbildungen zeigen als ein Beispiel
einer vornehmen Ehrung gefallener Kommili-
tonen die Ehrentafel der Marburger Turner-
schaft Philippina. Auf schwarzem, weißgeader-
ten Schupbachmarmor zeigt sie in kraftvollem
Bronzerelief den berittenen Träger des Zirkel
geschmückten Paniers der Korporation ; unter
demselben in ruhigem Schriftblock die Namen
der Vielen aus dieser Turnerschaft, welche im
Weltkriege als Kämpfer ihr Leben dem Vater-
lande zum Opfer brachten. — Es liegt auf der
Hand, daß, wenn den studentischen Korpora-
tionen ein geschmackvoller Künstler beratend
zur Seite steht, auch in weniger kostbarem
Material ein Werk von Geschmack und Zu-
kunftswert zustande zu kommen vermag. — h.
XXV. Dezember 1921. 5