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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 49.1921-1922

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Reiners, Heribert: Möbel von Fritz August Breuhaus: im Hause M. in Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.9142#0238

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Möbel von Fritz August Breukaus.

FRITZ AUGUST BREUHAUS KÖLN.

»HERRENZIMMER • BÜCHERSCHRANK«

der. Das Neue, das ßreuhaus hier bringt, liegt
zunächst darin, daß dem Möbel in sich eine
stärkere Bewegung gegeben ist im Lauf der
Flächen, während man doch sonst dieses Leben
vor allem durch Profilierung, Wechsel der Holz-
arten, ornamentalen Schmuck oder dergleichen
erstrebt. Bezeichnend für die Kunstgesinnung,
die Breuhaus hier zu Grunde legte, ist die
Schreibkommode, die das beliebte Motiv der
Rokoko- und Empirezeit wieder aufnimmt. Die
Hauptwirkung dieses Möbelstücks liegt in der
kräftigen Divergenz der Richtung seiner Flächen,
die in der Silhouette sich am besten äußert.
Dazu ist das Möbel aufgebaut auf dem starken
bewußten Kontrast der geraden Fläche und
Linie mit Kurve und Rundung: Der Oberbau
in glattem Zug, in einer Ebene, der Unterbau
in leichter Schwellung. Das Ganze ein origi-
nelles, wirkungssicheres Mittel, aber auch nicht
ungefährlich, da es leicht die Einheit eines Mö-
bels zerreißen kann und Disharmonien dicht bei
ihm stehn. Soll auf diesem Mittel des Kon-
trastes eine ganze Gruppe aufgebaut werden,

so gilt es ferner, dem Schema durch Nuancierung
zu begegnen. Wie mannigfaltig Breuhaus das
Motiv graduell zu variieren weiß, ist aus den
Bildern abzulesen. Der Unterbau des Schrankes
und andererseits der Fuß des Schreibtischsessels
und des Rundtisches im Herrenzimmer zeigen
den weiten Spielraum, der ihm dabei zu Ge-
bote steht. Bei jener Schreibkommode kommt
der scharfe Rücksprung der Silhouette beim
Oberbau hinzu zur Lebenssteigerung. Und
einen neuen Kontrast erlebt man, wenn sich das
Möbel öffnet: die fast ornamentale Lebendig-
keit der inneren Gliederung neben dem ruhigen
Außenkleid. Dabei entfaltet auch erst das obere
Profil seine Schönheit in der vielfältigen Zer-
legung, vorzüglich dem Unterbau angepaßt und
ein harmonischer Ausklang. Sonst umziehen
die Flächen nur dünne feine Leisten, wie es
zum duftigen Ton der geflammten Birke paßt.
Wie Rosenholz fast sieht es aus. Die verschie-
dene Belichtung variiert es reich vom hellen Gold
zum tiefen Schwarz. Man sehe vor allem am
Unterbau des Schrankes, wie sich Licht und
 
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