JOZSEF l'ECSI -BUDAPEST.
t>PHOTOGRAPHISCHE STUDIEc
ZUR PORTRÄT-PHOTOGRAPHIE UNSERER TAGE.
Eine getreue Schleppträgerin der Eitelkeit des
Publikums, muß die Porträt-Photographie
mit allen Mitteln die Schönheit des Modells
wiederzugeben trachten. In diesem Bestreben
begnügt sie sich nicht immer mit den zahlreichen
Möglichkeiten, die die Phototechnik birgt, son-
dern hat in den letzten Jahren auch Gebiete
betreten, durch die kein Weg zu ernster Ent-
wicklung führt. Natürlich hat jeder künstlerisch
veranlagte Porträtist unter der übertriebenen,
auch geringfügigste Einzelheiten erfassenden
Sachlichkeit der Linse leiden müssen und in-
folge dessen auch auf vielen Umwegen seine
Aufnahmen weicher zu machen, die langweiligen
Details zu verwischen gesucht. Die Verpflan-
zung malerischer Wirkungen in die Photographie
ist nicht neuen Datums, und man weiß, daß für
die Verarbeitungsweise des Vorwurfes alte und
neuzeitliche Meisterstücke der Bildnismalerei
als Vorbilder gedient haben. Mehr als zwei
Jahrzehnte waren nötig, um die Photographie
auf die Spur der Formensprache zu bringen,
mit deren Hilfe sie bildartig wurde; doch hat
sie sich auch durch andere künstlerische Eigen-
schaften die allgemeine Anerkennung verdient.
Den Augen der Künstler und Kritiker ist das
Streben der Photographie nach Bildmäßigkeit
um jeden Preis, sei es auch durch Nachahmung
äußerer Eigentümlichkeiten von Gemälden und
graphischen Kunstblättern, niemals sympathisch
gewesen. Und gerade in den jüngsten Jahren
konnte man die Wahrnehmung machen, daß
begabte Porträt-Photographen von sonst gutem
Geschmack und verfeinerter Kultur zwischen
Zeichnung und Gemälde einerseits und Photo-
graphie andererseits eine reale Verbindung zu
schaffen bestrebt sind. Es ist wohl begreiflich,
daß das große Publikum jede neue Auffassung
billigt, die das Bildnis idealisiert, und daß es
an bildmäßigen Photographien seine Freude hat,
sofern diese die äußere Erscheinung gefälliger,
vorteilhafter darzustellen vermögen. Volkstüm-
t>PHOTOGRAPHISCHE STUDIEc
ZUR PORTRÄT-PHOTOGRAPHIE UNSERER TAGE.
Eine getreue Schleppträgerin der Eitelkeit des
Publikums, muß die Porträt-Photographie
mit allen Mitteln die Schönheit des Modells
wiederzugeben trachten. In diesem Bestreben
begnügt sie sich nicht immer mit den zahlreichen
Möglichkeiten, die die Phototechnik birgt, son-
dern hat in den letzten Jahren auch Gebiete
betreten, durch die kein Weg zu ernster Ent-
wicklung führt. Natürlich hat jeder künstlerisch
veranlagte Porträtist unter der übertriebenen,
auch geringfügigste Einzelheiten erfassenden
Sachlichkeit der Linse leiden müssen und in-
folge dessen auch auf vielen Umwegen seine
Aufnahmen weicher zu machen, die langweiligen
Details zu verwischen gesucht. Die Verpflan-
zung malerischer Wirkungen in die Photographie
ist nicht neuen Datums, und man weiß, daß für
die Verarbeitungsweise des Vorwurfes alte und
neuzeitliche Meisterstücke der Bildnismalerei
als Vorbilder gedient haben. Mehr als zwei
Jahrzehnte waren nötig, um die Photographie
auf die Spur der Formensprache zu bringen,
mit deren Hilfe sie bildartig wurde; doch hat
sie sich auch durch andere künstlerische Eigen-
schaften die allgemeine Anerkennung verdient.
Den Augen der Künstler und Kritiker ist das
Streben der Photographie nach Bildmäßigkeit
um jeden Preis, sei es auch durch Nachahmung
äußerer Eigentümlichkeiten von Gemälden und
graphischen Kunstblättern, niemals sympathisch
gewesen. Und gerade in den jüngsten Jahren
konnte man die Wahrnehmung machen, daß
begabte Porträt-Photographen von sonst gutem
Geschmack und verfeinerter Kultur zwischen
Zeichnung und Gemälde einerseits und Photo-
graphie andererseits eine reale Verbindung zu
schaffen bestrebt sind. Es ist wohl begreiflich,
daß das große Publikum jede neue Auffassung
billigt, die das Bildnis idealisiert, und daß es
an bildmäßigen Photographien seine Freude hat,
sofern diese die äußere Erscheinung gefälliger,
vorteilhafter darzustellen vermögen. Volkstüm-