KONRAD WITZ.
»BEFREIUNG PETRIt GENF,
MUSEE D'ART et d'HISTOIRB.
MODERNE RAUMPROBLEME UND KONRAD WITZ.
Es muß mir als Nichthistoriker fern liegen,
über die historischen Daten des Konrad
Witz zu schreiben; lediglich die bildkünstleri-
sche Wucht seiner ganz einzigartigen Persön-
lichkeit, — die wie ein erratischer Block, inmit-
ten Geröll und tastender Unsicherheit auftaucht,
plötzlich dasteht, dann spurlos verschwindet,
und nie in den letzten 500 Jahren in ähnlicher
Zusammensetzung verkörpert erscheint, möchte
ich erweisen, — denn sie dürfte wohl das
konzentrierteste Gleichnis des kommenden
Stils, den wir ahnen, bedeuten, eines Stils des
Motorischen Raums.
Ich muß kurze, ruckartige Streiflichter vor der
Beleuchtung, die zwar ganz persönlich ist und
auch so genommen sein will, vorausschicken. —
Jeder, der sich mit Malerei beschäftigt, weiß
heute was Linie bedeutet. Der Begriff ist
heute längst in seiner Popularität abgestanden
und schaal, — was nicht hindert, daß Direk-
toren darüber reden. Man hat uns seit 1918
den faden Satz gepredigt, und auch Colin hat
ihn nach-und vorberichtet: Picasso male wie
Ingres, während Picasso etwa wie die Raffael-
Porträts des Pitti malt und plötzlich etwas
aus Frankreichs Kunst herüberweht, wie es ähn-
lich die Rheimser Bauhütte oder vorher die
Plastik von Toulouse für die Bamberger Dom-
plastiker gewesen sein mag. Alles, was etwas
mit „Haltung", „Geste", „Pathos", „Statik der
Form", mit positiver Zuständlichkeit ge-
dacht, zu tun hat, wirkt heute von Paris aus
zu uns. Seurat steht dort vorne an, dann der
jetzige Picasso: die Form tritt auf den Plan.
Es entsteht etwas ganz Außerordentliches,
durch und während des Auseinandersetzens
XXV. Februar 1822. 2
»BEFREIUNG PETRIt GENF,
MUSEE D'ART et d'HISTOIRB.
MODERNE RAUMPROBLEME UND KONRAD WITZ.
Es muß mir als Nichthistoriker fern liegen,
über die historischen Daten des Konrad
Witz zu schreiben; lediglich die bildkünstleri-
sche Wucht seiner ganz einzigartigen Persön-
lichkeit, — die wie ein erratischer Block, inmit-
ten Geröll und tastender Unsicherheit auftaucht,
plötzlich dasteht, dann spurlos verschwindet,
und nie in den letzten 500 Jahren in ähnlicher
Zusammensetzung verkörpert erscheint, möchte
ich erweisen, — denn sie dürfte wohl das
konzentrierteste Gleichnis des kommenden
Stils, den wir ahnen, bedeuten, eines Stils des
Motorischen Raums.
Ich muß kurze, ruckartige Streiflichter vor der
Beleuchtung, die zwar ganz persönlich ist und
auch so genommen sein will, vorausschicken. —
Jeder, der sich mit Malerei beschäftigt, weiß
heute was Linie bedeutet. Der Begriff ist
heute längst in seiner Popularität abgestanden
und schaal, — was nicht hindert, daß Direk-
toren darüber reden. Man hat uns seit 1918
den faden Satz gepredigt, und auch Colin hat
ihn nach-und vorberichtet: Picasso male wie
Ingres, während Picasso etwa wie die Raffael-
Porträts des Pitti malt und plötzlich etwas
aus Frankreichs Kunst herüberweht, wie es ähn-
lich die Rheimser Bauhütte oder vorher die
Plastik von Toulouse für die Bamberger Dom-
plastiker gewesen sein mag. Alles, was etwas
mit „Haltung", „Geste", „Pathos", „Statik der
Form", mit positiver Zuständlichkeit ge-
dacht, zu tun hat, wirkt heute von Paris aus
zu uns. Seurat steht dort vorne an, dann der
jetzige Picasso: die Form tritt auf den Plan.
Es entsteht etwas ganz Außerordentliches,
durch und während des Auseinandersetzens
XXV. Februar 1822. 2