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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 49.1921-1922

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Zimmermann, Hermann K.: Bildhauer Benno Elkan
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https://doi.org/10.11588/diglit.9142#0308

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Bildhauer Benno Elkan.

BILDHAUER
BENNO ELKAN-
KRANKKURT.

MEDAILLE

J. NOLL, FRKFRT.

VORDERSEITE.

lichkeit und Unsinnlichkeit liegt immer über
ihnen. Nur hieraus ist es zu erklären, daß jedes
Werk, obwohl persönlich in jenem höheren,
objektiven Sinne, dennoch als ein organisches
Gebilde aus sich selbst dasteht, von abge-
schlossener und allgemeingültiger Wirkung trotz
allerVielfältigkeit der Einzelzüge, — die wohl im-
mer Neues zu entdecken geben, aber das letzte
Geheimnis ihres Zusammenhangs, der zwingen-
den Einheit in ihrer Vielheit, nie ganz enthüllen.


Das Schaffen Benno Elkans hat seine wesent-
lichsten Wirkungsgebiete in der Porträtplastik,
— Büsten un d Medaillen und der Grabmalkunst
gefunden; also in Aufgaben von menschlich-indi-
vidueller und konkreter Bedingtheit. Und nach
allem Gesagten erscheint es auch fast selbst-
verständlich, daß die Kunst dieses Bildhauers
keine anspruchsvollen und im Grunde nur
äußerlichen oder literarischen Abstraktionen
hinstellen will, sondern daß sie instinktiv darauf
ausgehen muß, sich in fortdauernder Selbst-
erneuerung an der Vielgestaltigkeit des Lebens
zu bewähren, einen denkbar inhaltvollsten Um-
kreis der Erscheinungen — und vor allem
menschlicher Erscheinungen — zu erschöpfen.

Wohl die stärkste unter den Bildnisbüsten
ist die des Schriftstellers Carl Einstein: ein

Schädel, scheinbar in einer runden Glätte er-
starrt, — aber unter der Oberfläche lebt eine
unerhörte Fülle und Kompliziertheit des Aus-
drucks, zusammengefaßt zu einer so beherr-
schenden Geschlossenheit und Wucht, wie sie
sonst nur an spätrömischen Porträtköpfen zu
finden ist. — Dann ist da die bekannte, wunder-
volle Tr üb n er-Maske, und das Bildnis des in
seiner nervösen und kalten Energie fast frideii-
zianisch wirkenden greisen Generals Grafen
Haeseier; der wie mit etwas müde lächelnder
Klugheit redende Kopf des Düsseldorfer Kunst-
händlers Flechtheim, in dessenarabeskenhaft
verwickelten Zügen vielleicht die stärkste und
dabei verfeinertste Gestaltung eines spezifisch
semitischen Typs, in restloser Erfassung, gege-
ben ist (Nat.-Galerie Kronpr.-Palais Berlin); da
ist die leuchtende Erregtheit in dem scharfen,
erhobenen Haupt des Dirigenten Bodanzky
von der Metropol. Opera in New-York, und der
halb dämonische halb melancholische Zynismus
in der Maske des Malers Pascin (ebenso wie
die Haeseler-Büste in der Hamburger Kunst-
halle) ; aber auch das mystisch Frauenhafte und
Gesammelte in dem mattgoldenen Antlitz der
Frau Lotte Bing (Nürnberg), das seltsam Er-
wachende in den Bildnissen junger Menschen,
von denen die geschlossene und doch so vi-
 
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