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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 49.1921-1922

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Zimmermann, Hermann K.: Bildhauer Benno Elkan
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https://doi.org/10.11588/diglit.9142#0311

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Bildhauer Benno Elkan.

nert, und an die in stiller Melancholie versin-
kende Gestalt der „Persephone" (Dortmund),
deren in farbigem Gestein wiederholtes Abbild
allseitig bekanntwurde. — Ein Totenmonument
im höchsten Sinne aber ist der „Stein der
Klage" der Familie Wettendorf-Spier in Wick-
rath. Um einen mächtigen vierkantigen Stein-
würfel kauern, im Vollrelief herausgearbeitet
und mit ihrer gleichmäßigen Gedrängtheit einen
breiten Fries um ihn bildend, weit überlebens-
große menschliche Gestalten. Aber Sinn und
Ausdruck sind in keiner dieser acht Figuren
gleich; da ist das einfache Sichzurückziehen
und traurige Sich-
abwenden vom Le-
ben, Klage, stum-
mer Verzicht.letztes
schon hoffnungslo-
ses Aufbäumen.völ-
lige Fassungslosig-
keit , Gebeugtheit
des Trotzigen, und
endlich auch das
süße Versinken in
den Strom des Ver-
gessens. — Wenn
alle diese figürli-
chen Grabdenkmä-
ler noch erfüllt sind
von Beziehungen
zum Leben, so
scheinen dagegen
die architektoni-
schen (meist auf is-
raelitischen Fried-
höfen stehenden)
wie schon ganz aus
dieser Welt gelöst,
schon Gegenstände
einer anderen. Man-
che haben seltsame
u. schwere Formen,
aus dichlestemStein
und um sie ist eine
so tiefe Stille wie
um versunkeneDin-
ge auf dem Grund
eines Sees (Grab-
mäler Louis Koch,
Frankfurt a. Main;
Schweitzer, Mann-
-heim; Scheuer,
Mainz; Rubensohn,
Kassel; Hummel,
Fürth). Ein anderes
(Grabmal Justizrat
Dr. Fedor Stern,

BENNO ELKAN. »BILDNISSTATUE« LEBENSGROSS, MARMOR.

Berlin) ist wie ein kleines Haus ganz aus ge-
schmiedeten Gittern zwischen vier schlanken
Steinpfeilern, — ein Haus, das in seiner durch-
sichtigen Körperlosigkeit etwas unwirklich
Transzendentes hat. Auch die Blumen und
Ranken des Gitterwerks sind keine irdischen,
sie sind mehr Gedanken oder Träume als
Wirklichkeit. Es ist schon das jenseitige Reich,
dem diese Formen innerlich angehören. —
*

In keinem der Werke Benno Elkans fehlt
dieses wesenhafte und für Wertung und
Wirkung vielleicht zuletzt entscheidende Ele-
ment: das völlig
Gestalt gewordene
magische Schwe-
ben zwischen
den Dingen. Zwi-
schen Naturform

und Kunstform,
traumhafter Intui-
tion und bewußt
ordnendem Ausbil-
den und Vollen-
den; zwischen Ma-
terie und Geist,
Nachdenken und
Empfinden. Zwi-
schen dem Men-
schen und dem Gott
in ihm. Und das
Schwebenist: Zwie-
spalt, Widerstreit,
Entscheidung oder
Ausgleich, Ruhe,
erneutes Aufgestört
werden, und ewige
BewegtheitimRaum
der Dinge und des
Geschehens. — Un-
ter den Figuren El-
kans sind viele, die
in einen übernatür-
lichen Schlaf ver-
senkt scheinen, —
übernatürlich, da
Wille und Bewußt-
sein noch irgendwo
wach sind. Da ist
der „Bettler", eine
kleinere Bronzepla-
stik, der verfallend,
überall zerbrochen,
dasteht; eine Hand,
wie nebensächlich
und nur angewöhnt,
in den leeren Raum
 
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