Vincent van Gogh
VINCENT
VAN GOGH.
»BILDNIS«
Meister — Rembrandt, Hals.Ruisdael, Vermeer.
— Es sind — von den ersten dilettantischen Ver-
suchen muß man natürlich absehen — Blätter
mit klaren und artikulierten Proportionen und
von erdiger Schwere. Die Natur soll in ihnen
stecken, das Ringen mit ihr ist die Hauptsache.
Man soll die Form des Körpers fühlen, seine
Bewegungen belauern. Aber dies ist natürlich
nicht im Sinne von Buchstäblichkeit, von Natu-
ralismus gemeint. Anatomie und Proportion
dürfen willkürlich sein, wenn der inneren Wahr-
heit der Darstellung gedient ist, wenn ihr
eigentliches Wesen und ihr Hervorwachsen
aus ihrer Umgebung damit verdeutlicht wird.
Denn Ziel ist immer Vertrautheit mit der Natur
und ihrem Wachsen. Die Linie soll Empfindung
ausdrücken, die Stimmung eines Wintertages,
die Traurigkeit einer Frau. Dabei scheut Vin-
cent selbst vor sentimentalen und pathetischen
Effekten nicht zurück.
— Neben den Zeichnungen entstehen Aquarelle,
viel später folgen Malereien. Tonige, erdfarbene
Stücke mit plastischem Herau arbeiten der
Formen. Millet, den er später freilich ganz
anders verstand, war ihm auch damals schon
Vorbild. Vincent will Bauernmaler werden, den
Bauern in seiner Arbeit und Alltäglichkeit hin-
stellen. Man soll die Dinghaftigkeit der Erde
empfinden. Wenn er ein Kartoffelstilleben
malt, sollen es Klumpen sein, die Schwere
besitzen und fest sind, die man fühlt, wenn
man damit beworfen würde.
*
Von Paris hat Vincent später, da er nach
Arles übergesiedelt war, nicht gut geredet. Die
zwei Jahre Leben in der Großstadt haben seinen
entkräfteten Körper viel Nervenkraft gekostet.
Aber auch die künstlerische Atmosphäre der
Stadt sagt ihm eigentlich nicht zu. Er fühlt in-
stinktiv, trotz vielfacher Anregung und aller
eigenen Näherungsversuche, wie sehr sein
Wesen der Art der Impressionisten widerstrebt.
VINCENT
VAN GOGH.
»BILDNIS«
Meister — Rembrandt, Hals.Ruisdael, Vermeer.
— Es sind — von den ersten dilettantischen Ver-
suchen muß man natürlich absehen — Blätter
mit klaren und artikulierten Proportionen und
von erdiger Schwere. Die Natur soll in ihnen
stecken, das Ringen mit ihr ist die Hauptsache.
Man soll die Form des Körpers fühlen, seine
Bewegungen belauern. Aber dies ist natürlich
nicht im Sinne von Buchstäblichkeit, von Natu-
ralismus gemeint. Anatomie und Proportion
dürfen willkürlich sein, wenn der inneren Wahr-
heit der Darstellung gedient ist, wenn ihr
eigentliches Wesen und ihr Hervorwachsen
aus ihrer Umgebung damit verdeutlicht wird.
Denn Ziel ist immer Vertrautheit mit der Natur
und ihrem Wachsen. Die Linie soll Empfindung
ausdrücken, die Stimmung eines Wintertages,
die Traurigkeit einer Frau. Dabei scheut Vin-
cent selbst vor sentimentalen und pathetischen
Effekten nicht zurück.
— Neben den Zeichnungen entstehen Aquarelle,
viel später folgen Malereien. Tonige, erdfarbene
Stücke mit plastischem Herau arbeiten der
Formen. Millet, den er später freilich ganz
anders verstand, war ihm auch damals schon
Vorbild. Vincent will Bauernmaler werden, den
Bauern in seiner Arbeit und Alltäglichkeit hin-
stellen. Man soll die Dinghaftigkeit der Erde
empfinden. Wenn er ein Kartoffelstilleben
malt, sollen es Klumpen sein, die Schwere
besitzen und fest sind, die man fühlt, wenn
man damit beworfen würde.
*
Von Paris hat Vincent später, da er nach
Arles übergesiedelt war, nicht gut geredet. Die
zwei Jahre Leben in der Großstadt haben seinen
entkräfteten Körper viel Nervenkraft gekostet.
Aber auch die künstlerische Atmosphäre der
Stadt sagt ihm eigentlich nicht zu. Er fühlt in-
stinktiv, trotz vielfacher Anregung und aller
eigenen Näherungsversuche, wie sehr sein
Wesen der Art der Impressionisten widerstrebt.