Die Deutschen Werkstätten in München.
ARCH. KARL BERTSCH-MÜNCHEN.
-SAMMELRAUM DER VERKAUI' SSTELLE
wieder auf dem Weg zueigenenSchmuckformen,
die keine Entlehnung der Bisherigen sind, aber
mit dem besten Alten das gemein haben, daß
sie den charakteristischen Ausdruck einer ganz
bestimmten Formgesinnung darstellen. Von der
Qualität sind wir zur Kunst gekommen. Dadurch
ist unsere angewandte Kunst mit einem Schlag
reicher geworden, ohne daß sie ihre edle Sach-
lichkeit preisgeben müßte. Und dieser Reich-
tum ist eine geistig und formal organisch sich
entfaltendeErscheinung. Der neue Schmuck wird
der Grundform nicht als Ausstattung mitgegeben,
er ist ihre innerlich und äußerlich notwendige
Entfaltung. Das verleiht ihm nicht selten etwas
Differenzierteres als es die alte Schmuckweise
besitzt, die doch gerne mit sich immer wieder-
holenden Motiven arbeitet.
Gewiß besitzen nur die erlesensten neuen
Stücke diese wesenhaften Vorzüge, aber gegen-
über der Tatsache, daß es solche Stücke gibt,
will ihre vorläufig noch geringe Zahl nichts
Mangelhaftes bedeuten.
Die Ausstellung, die die Deutschen Werk-
stätten anläßlich der letzten Münchener Werk-
bundtagung boten, gewährte einen hocherfreu-
lichen Einblick in die neueste Werkkunst und
zeigte zugleich, welch bedeutendes Verdienst
diese hervorragendste Stätte für die künstle-
rische Kultur modernen Hausrates auch jetzt
wieder in Anspruch nehmen darf. Ihre erprobten
Führer Bertsch, Niemeyer, Paul und Riemer-
schmid haben den gleichsam selbstverständ-
lichen Anschluß in ihren Möbeln gefunden und
sich mit einem Stab neuer Kräfte umgeben, von
denen die jüngsten noch der Münchener Kunst-
gewerbeschule angehören oder erst vor kurzer
Zeit aus ihr hervorgegangen sind. Gemein-
samer Geist und verwandte Formgesinnung
verbinden sie alle — aber unter freier Wah-
rung des Individuellen.
Aus dem Gefühl, daß ein neuer Inhalt einer
neuen Umgebung bedarf, wurden die bisherigen
Parterre-Räumlichkeiten der Deutschen Werk-
stätten, die in ein altes Palais eingebaut sind,
von Riemerschmid bestimmter geformt, klarer
gegen einander abgesetzt und in eine wohlräu-
mige Folge gebracht, auch in der Lichtführung
verbessert. Ich bezweifle, ob es viele „Berufs"-
338
ARCH. KARL BERTSCH-MÜNCHEN.
-SAMMELRAUM DER VERKAUI' SSTELLE
wieder auf dem Weg zueigenenSchmuckformen,
die keine Entlehnung der Bisherigen sind, aber
mit dem besten Alten das gemein haben, daß
sie den charakteristischen Ausdruck einer ganz
bestimmten Formgesinnung darstellen. Von der
Qualität sind wir zur Kunst gekommen. Dadurch
ist unsere angewandte Kunst mit einem Schlag
reicher geworden, ohne daß sie ihre edle Sach-
lichkeit preisgeben müßte. Und dieser Reich-
tum ist eine geistig und formal organisch sich
entfaltendeErscheinung. Der neue Schmuck wird
der Grundform nicht als Ausstattung mitgegeben,
er ist ihre innerlich und äußerlich notwendige
Entfaltung. Das verleiht ihm nicht selten etwas
Differenzierteres als es die alte Schmuckweise
besitzt, die doch gerne mit sich immer wieder-
holenden Motiven arbeitet.
Gewiß besitzen nur die erlesensten neuen
Stücke diese wesenhaften Vorzüge, aber gegen-
über der Tatsache, daß es solche Stücke gibt,
will ihre vorläufig noch geringe Zahl nichts
Mangelhaftes bedeuten.
Die Ausstellung, die die Deutschen Werk-
stätten anläßlich der letzten Münchener Werk-
bundtagung boten, gewährte einen hocherfreu-
lichen Einblick in die neueste Werkkunst und
zeigte zugleich, welch bedeutendes Verdienst
diese hervorragendste Stätte für die künstle-
rische Kultur modernen Hausrates auch jetzt
wieder in Anspruch nehmen darf. Ihre erprobten
Führer Bertsch, Niemeyer, Paul und Riemer-
schmid haben den gleichsam selbstverständ-
lichen Anschluß in ihren Möbeln gefunden und
sich mit einem Stab neuer Kräfte umgeben, von
denen die jüngsten noch der Münchener Kunst-
gewerbeschule angehören oder erst vor kurzer
Zeit aus ihr hervorgegangen sind. Gemein-
samer Geist und verwandte Formgesinnung
verbinden sie alle — aber unter freier Wah-
rung des Individuellen.
Aus dem Gefühl, daß ein neuer Inhalt einer
neuen Umgebung bedarf, wurden die bisherigen
Parterre-Räumlichkeiten der Deutschen Werk-
stätten, die in ein altes Palais eingebaut sind,
von Riemerschmid bestimmter geformt, klarer
gegen einander abgesetzt und in eine wohlräu-
mige Folge gebracht, auch in der Lichtführung
verbessert. Ich bezweifle, ob es viele „Berufs"-
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