Stilwille und Raumgestaltung.
C.J. SCHMID.
HANDVER-
GOLDETES
PAPIER.
Ca
DEUTSCHE
WERKSTATT.
MÜNCHEN.
Die unerbittliche Größe der Konstruktionen,
die der Ingenieur berechnet hat, die elastische
Ornamentik jeder sportlichen Zweckform, der
Wunsch, die Kraft der Seele dadurch in Span-
nung zu halten, daß die Kontrastwirkung der
Linien und Farben zum Ausgleich kommt, das
sind charakteristische Merkmale, die der For-
mensprache und der Einrichtung unserer
Zeit das Gepräge geben.
Für die hierdurch gekennzeichnete Auffas-
sung wird der Bau und die Einrichtung eines
Schiffes höchstes Symbol. Das Ziel ist nicht
mehr der Salon I. Klasse, der so hoch gebaut,
so reich mit Marmor, Springbrunnen.Vergoldung
und anderem Ballast des Festlandes belastet
ist, daß der ängstliche Passagier es ganz vergißt,
auf dem Wasser zu sein. Das Ziel ist die tech-
nisch und sportlich klare Zweckform, die über-
all die freudige Erinnerung daran gibt, daß man
über Meer schwimmt. — Unser Kunstgewerbe
hat sich ganz auf Raum-Bau und Zusam-
menschluß eingestellt. Das gebrauchstüch-
tige, formvollendete Einzelmöbel ist dienen-
des Glied in diesem Raum-Ganzen. Schränke
und Einrichtungen werden in Wand verlegt,
oder doch mehr als früher als Teile der Wand
empfunden. In der Mitte des Raums aber ist
Platz und Bewegungsfreiheit, denn der Raum
ist nicht untilgbarer Rest, sondern Endziel der
Einrichtung . . Es handelt sich darum, diese
Entwicklung klar zu sehen und vomBoden dieser
Erkenntnis aus den neuen Stilwillen zu be-
greifen. Man wird dann einsehen, wie wertvoll
alle positive Mitarbeit daran ist, daß der Stil-
wille unserer Zeit in seiner Eigenart und Kon-
sequenz begriffen und gewürdigt wird .... R.
352
C.J. SCHMID.
HANDVER-
GOLDETES
PAPIER.
Ca
DEUTSCHE
WERKSTATT.
MÜNCHEN.
Die unerbittliche Größe der Konstruktionen,
die der Ingenieur berechnet hat, die elastische
Ornamentik jeder sportlichen Zweckform, der
Wunsch, die Kraft der Seele dadurch in Span-
nung zu halten, daß die Kontrastwirkung der
Linien und Farben zum Ausgleich kommt, das
sind charakteristische Merkmale, die der For-
mensprache und der Einrichtung unserer
Zeit das Gepräge geben.
Für die hierdurch gekennzeichnete Auffas-
sung wird der Bau und die Einrichtung eines
Schiffes höchstes Symbol. Das Ziel ist nicht
mehr der Salon I. Klasse, der so hoch gebaut,
so reich mit Marmor, Springbrunnen.Vergoldung
und anderem Ballast des Festlandes belastet
ist, daß der ängstliche Passagier es ganz vergißt,
auf dem Wasser zu sein. Das Ziel ist die tech-
nisch und sportlich klare Zweckform, die über-
all die freudige Erinnerung daran gibt, daß man
über Meer schwimmt. — Unser Kunstgewerbe
hat sich ganz auf Raum-Bau und Zusam-
menschluß eingestellt. Das gebrauchstüch-
tige, formvollendete Einzelmöbel ist dienen-
des Glied in diesem Raum-Ganzen. Schränke
und Einrichtungen werden in Wand verlegt,
oder doch mehr als früher als Teile der Wand
empfunden. In der Mitte des Raums aber ist
Platz und Bewegungsfreiheit, denn der Raum
ist nicht untilgbarer Rest, sondern Endziel der
Einrichtung . . Es handelt sich darum, diese
Entwicklung klar zu sehen und vomBoden dieser
Erkenntnis aus den neuen Stilwillen zu be-
greifen. Man wird dann einsehen, wie wertvoll
alle positive Mitarbeit daran ist, daß der Stil-
wille unserer Zeit in seiner Eigenart und Kon-
sequenz begriffen und gewürdigt wird .... R.
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