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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 50.1922

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Creutz, Max: Wohnräume im alten Köln von Bruno Paul
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https://doi.org/10.11588/diglit.9143#0161

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II1IIIIIIIHIIIIIIIIII

PROFESSOR BRUNO PAUL—BERLIN.

»FENSTERPLATZ DES VORRAUMS«

WOHNRÄUME IM ALTEN KÖLN VON BRUNO PAUL.

VON DR. MAX CREUTZ.

In einem alten Kölner Bürgerhause hat neuer-
dings Professor Bruno Paul, im Zusammen-
hang mit seinem Kölner Architekturatelier unter
Leitung des Regierungsbaumeisters Franz We-
ber, eine vorbildliche Lösung geschaffen, wie
ein lieblos behandeltes Bauwerk mit schlecht
disponiertem Grundriß neuzeitlich ausgestaltet
werden kann. Unter Hinzuziehung einer unbe-
nutzten Durchfahrt ist durch die Herausnahme
einiger Wände hier ein organisches Ganzes ge-
schaffen, das in einer Originalarchitektur nicht
wirkungsvoller sein könnte. Weite Gemächer
von ausgezeichneten Lichtverhältnissen lassen
die Einrichtung, die keineswegs großen Prunk
aufweist, zunächst völlig zurücktreten. Die alten
Kölner Häuser waren von jeher — schon in den
dichtgereihten Fenstern der Renaissance —
berühmt wegen ihres guten Lichtes. Instinktiv
hat der Künstler aus diesem natürlichen Licht-
quell die einzelnen Räume entwickelt, die Fen-
ster besonders betont und im Widerspiel der
Kräfte die einzelnen Raumsphären belebt und

erweitert. Die Lichtsphäre eines Raumes be-
dingt keineswegs einen toten Abschluß des
kubischen Körpers, unendlich reizvoller ist es
den Raum allseitig in spiegelndem Glanz über
festgelegte Grenzen ins Endlose zu erweitern.
So ergibt sich eine Durchflutung der Licht- und
Schattensphäre, die hier in wechselseitiger Wir-
kung die sichere Beherrschung des Raumflui-
dums voraussetzt, das keineswegs ins Uferlose
abströmen darf. Dem ehemaligen Simplicissi-
muszeichner in der Beherrschung von Licht
und Farben in diese Region zu folgen, bietet
auserlesenen künstlerischen Genuß.

Der Vorraum wurde durch eine Lichtapsis
erweitert. Auf den lichtgrauen Zickzacklinien
der Wandbekleidung flutet das Licht herein,
spiegelt sich in der Politur der Nußbaummöbel,
im grünen Lackschliff der Möbel des Ein-
ganges, fängt sich im kugeligen Messingleuchter,
der die gotische Hängekrone in moderner Form
variiert. Die Piranesi-Stiche in schwarzem Rah-
men fügen sich dieser Stimmung harmonisch

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XXV. Juni 1922. 5

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