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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 50.1922

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Wieselthier, Vally: Zu meinen keramischen Arbeiten
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Schiebelhuth, Hans: Vermenschlichung der Natur
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https://doi.org/10.11588/diglit.9143#0248

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Zu meinen keramischen Arbeiten.

238

VAXLY WIESELTHIER

»GLASIERTE KERAMIK c

bei bemalten Keramiken, genau trachten, daß
nicht alles verschwimmt, sondern die Darstel-
lungen erkennbar sind, daß die Grundglasur
härter oder weicher ist, je nachdem das Bild
mehr oder weniger verschwommen sein soll.

Manche werden wohl sagen, daß dies alles
doch nur für Originale in Betracht komme. Nun,
bei Vervielfältigungen wird eben jedes Stück
neu aufgedreht. Ob es dabei etwas höher oder
breiter gerät, ist viel weniger beachtenswert, als
daß die Form frei ist. Solcherart modelliert und
ebenso glasiert, wird jedes Stück eben Origi-
nal, auch wenn hundert Stück gemacht werden.

Nun will ich noch betonen, daß meine Arbeit
mir sehr viel Freude macht, daß es mich mehr
erfreut, in meiner Werkstätte, die ich mir vor
einem halben Jahre eingerichtet habe, bei meiner
Arbeit sein zu können, als an irgend etwas an-
derem teilzunehmen, was die Menschen Ver-
gnügen nennen, und daß ich nur den einen
Wunsch habe, daß diejenigen, die Arbeiten von
mir besitzen, auch Freude daran haben mögen,
daß irgend ein kleines, dummes, glasiertes Töpf-
chen in einer bescheidenen Wohnung ebenso
erfreuend auf seinen Besitzer wirken möge,
wie vielleicht irgend eine kostbare Plastik in
einem prunkvollen Salon........... v.w.

VERMENSCHLICHUNG DER NATUR.

Man legt heute auf das harmonische In-die-
Landschaft-bauen und gesetz- und sinnge-
mäß auf das Zur-Landschaf t-bauen großen Wert.
Man möchte einen Grundsatz konstruieren, daß
es Aufgabe der Baukünstler sei, sich mit ihren
Werken dem Charakter der Landschaft anzu-
passen. Mir scheint aber, daß das Wort „an-
passen" das Wesen der Aufgabe nicht ganz er-
faßt, denn eigentlich heißt Bauen im außen-
architektonischen Sinn zur Vermenschlichung
der Landschaft, zur Unterjochung der ursprüng-
lichen wilden Natur beitragen, ja sogar hier
die Hauptarbeit leisten. Die anfänglichen Be-
wältigungen sind heutzutage schon lange getan,
Urlandschaften und Ödlande gibt es kaum noch,
aus den Urwäldern sind Forste geworden, in
den Steppengebieten blühen Äcker- und Wiesen-
länder, an den hellen Hügeln des Südens sind
Rebgärten gebaut. Und die Wohnungen der
Menschen haben sich allenthalben eingefügt in
das Konzert der gefriedeten Welt. Kurz: der
Mensch hat von seiner Umwelt Besitz ergrif-
fen, aus der Natur ist Landschaft geworden.
Und meine Meinung geht dahin, die Architektur
habe diese Unterjochung der Natur bis zur
 
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