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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 50.1922

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Esswein, Hermann: Die deutsche Gewerbeschau München 1922
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https://doi.org/10.11588/diglit.9143#0287

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DEUTSCHE GEWERBESCHAU 1922.

»HALLE FÜR KERAMIK UND GLAS«

DIE DEUTSCHE GEWERBESCHAU MÜNCHEN 1922.

Die Veranstaltung einer Deutschen Gewerbe-
schau zu München im Jahre 1922 wurde
zu einer Zeit beschlossen, als der Aufruf zu
einem solchen Unternehmen nicht mehr sein
konnte, als ein Ruf ins Dunkle. Eine optimi-
stische Entschlußfähigkeit ohne gleichen, ein
unerschütterliches Vertrauen zu den schöpfe-
rischen Kräften unseres Volkes gehörte dazu,
mitten aus einer völligen, ihren Auswirkungen
nach unabsehbaren Katastrophe heraus der
Produktion ein so nahes Ziel von solcher Be-
deutung zu stecken.

Daß es in der knappen Frist von kaum vier
Jahren, Jahren des Mangels an Lebensmitteln,
an Rohstoffen, an erfinderischen Persönlich-
keiten, an hinreichend geschulten Arbeitskräften,
in Jahren einer fieberhaften Unruhe, unausge-
setzter außen- und innenpolitischer Krisen über-
haupt ermöglicht wurde, den ständigen Ent-
mutigungen und Hemmungen zu Trotz, in den
damals bis auf den Baukern kriegsverwahrlosten,
heute wieder stattlich prangenden Ausstellungs-
hallen im Bavariapark eine farbenfrohe und
reichhaltige Schau deutscher Qualitätsarbeit
aufzubauen, gemutet wie ein Wunder und ehrt

aufs Höchste die Voraussicht und die Tatkraft
derer, die das schwere Werk geplant und durch-
geführt, der Reichs-, Landes- und Kommunal-
behörden, die es von Anfang an in seiner weit-
tragenden Bedeutung gewürdigt, unermüdlich
gefördert und betreut haben.

Das wahrscheinliche Ausbleiben eines über-
wältigenden materiellen Erfolges darf uns nicht
erschrecken. Die Qualitätsausstellung, die mit
Recht den Messecharakter vermeidet, ist eben
an und für sich keine Verkaufsausstellung
und sie erfüllt den ihr zugedachten, zur Zeit
dringlichsten Zweck völlig durch vornehme
Repräsentation, durch die in konzilianter
Form erfolgte weithin sichtbare Willenskund-
gebung der deutschen Wertarbeit, auch in Zu-
kunft weiterleben, sich weiter entwickeln, in
der kommenden neuen Phase des Weltverkehrs
kräftig mitsprechen zu wollen.

Daß eine solche Kundgebung nur vom Reich
ausgehen, nur deutsch, nicht sonderstaatlich,
orientiert sein konnte, versteht sich von selbst.
Noch sind wir, gottlob, ein einheitliches Wirt-
schaftsgebiet, für immer geeint durch eine freie,
mit dem Wertvollen in aller Welt verknüpfte

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