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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 50.1922

DOI Artikel:
Lotz, W.: Schülerarbeiten der Staatl. Zeichen-Akademie Hanau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9143#0381

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SCHÜLER ARBEI-
TEN DER STAATL.
ZEICHEN-AKA-
DEMIE HANAU.

In den aus der Zeit
geborenen Schrei
nach Neuem und
Besseren stimmt das
Kunstgewerbe nicht
mit derselben Innig-
keit und Notwen-
digkeit ein, wie die
freiere Schwester,
weil die handwerk-
liche Tradition dem
Einhalt gebietet. . .
Man hat einen Aus-
weg gefunden, auf
den auch die freie
Kunst oft hinweist,
indem man mit
dem Nachahmen ur-
sprünglicher undein-
facher Handwerks-
weisen zum Archai-
sieren in der Form
kam. Aber durch
den Weg über das
Technische wurde
es keine plumpe
Stil- Imitation, son-
dern ein tiefer an-
setzendes Begrei-
fen. Es zeigen sich
oft seltsame Misch-
ungen: technischbe-
dingte Teile neben
archaischen Gebil-
den , dann wieder
Formen, die ihre
Herkunft vom ge-
strengen Zweckstil
nicht verleugnen
können, oder fein-
nervige Formenge-
bilde, die ein necki-
ges Rokoko in neu-
artigem Gewand,
doch mit viel mehr
Spott durchsetzt,
darstellen. Es ist
ein reizvoller Ek-
lektizismus , der
gewinnt, wenn ei-
ne starke Persön-
lichkeit den Eigen-
stempel machtvoll

»CIBORIUM« SCHÜLERARBEIT DER ZEICHEN-AKADEMIE HANAU.

aufdrückt. Und der
Schüler, so frei auch
der Unterricht sein
mag, so frei er sich
selbst dünkt, er
lehnt sich doch an
einen Lehrer an und
man wird trotz man-
ches guten persön-
lichen Wurfs einer
Schülerhand doch
die verschiedenen
Lehrerheraussehen.
Im Ciborium waltet
der ordnende orga-
nische Baumeister
einer sich türmen-
den Form, der auch
in der Monstranz
durchblickt, hier nur
überwuchert vonder
Freude an vielge-
staltigen, bewegten
Formen. Moderne
Raum- und Form-
probleme hat ein
Anderer klar und
ruhig gebändigt und
abgewogen in den
Formen des Käst-
chens (S. 376) mit
den Nischenfiguren.
Es sind Wege be-
treten , die nach
den verschiedensten
Richtungen führen,
geordnet von einem
ohne Zweifel ge-
schickten Schullei-
ter, der viele neue
Wege dem Gewerbe
auf guter technischer
Grundlage weist,der
es verstanden hat,
Künstler wie Ewald
in diesen Dienst zu
ziehen, und ein bun-
tes Bild neuzeit-
lichen Wollens vor
die Augen zu stellen.
Kunst und Kunstge-
werbe scheinen neu
verbunden, und die-
ses Ziel ist wichtiger
als die Schaffung
eines neuzeitlichen
Stils.....w. LÖTZ.

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