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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 50.1922

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Ankwicz, Hans: Arbeiten der Schüler Anton Hanaks, Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.9143#0386

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ARBEITEN DER SCHÜLER ANTON HANAKS-WIEN.

Meine Tätigkeit als Lehrer an der Wiener
Kunstgewerbeschule ", schrieb Prof. Anton
Hanak vor kurzem, „gilt rein der Erweckung
des Handwerkers für künstlerische Ziele auf der
Basis des direkten Aufbaues im edlen Material.
Also kein sogenanntes literarisches Modellieren,
sondern direktes Arbeiten und Gestalten im

endgültigen Material"..............

I Dieses vom Meister immer wieder mit größtem
Nachdruck vertretene Prinzip des unmittelbaren
Schaffens aus dem Material, sein stetes Betonen
der „ Materialheiligkeit" muß man sich vor Augen
halten, will man zu den plastischen Arbeiten
seiner Schüler die richtige Einstellung gewinnen.
Denn Werke wie Angela Stadtherrs aus
Messingblech geformte, völlig im Geiste dieses
Materials „gebaute" Statue einer Göttin oder
der als Rückwand hierzu aufgestellte Türbelag
knüpfen keineswegs, wie es auf den ersten Blick
scheinen möchte, bewußt an frühgriechische
oder altorientalische Vorbilder an. Es ist viel-
mehr die Sprache des in seiner Bearbeitungs-
möglichkeit äußerst begrenzten Materials, das
hier die Formgebung bedingt und keinen anderen
Ausdruck zuläßt als den hieratischer Strenge,
wie er eben auch archaischen Bildwerken eigen
ist. Bei näherer Betrachtung löst sich allerdings
die Starrheit zum Teil und man gewahrt am Ge-

wände der Göttin eine Reihe reizvoller, naiv auf-
gefaßter Reliefdarstellungen, die die Geschichte
zweier Liebenden, ihre Vereinigung und ihre
Trennung durch den Todessturz des Reiters-
mannes schildern. Noch reichhaltiger ist der
Darstellungsinhalt der von Angela Stadtherr in
geschickter Weise zu einem Portal zusammen-
gefügten, ursprünglich zu anderm Zwecke be-
stimmten Blechreliefs, an deren Ausführung die
Herren Otto Fenzl und Willy Lux, sowie
die Damen Iszkowska, Karminska und
Schmidl beteiligt waren. In der Mitte sieht
man eine Reiseerinnerung aus dem Jahre 1917
verewigt: Prof. Hanak mit seinen Schülern in
Steyr, alles von der Hand Otto Fenzls, der
auch die beiden Figuren zu beiden Seiten des
Mittelteils der oberen Hälfte geschaffen hat.
Der im unteren Teil der Türe sichtbare musi-
zierende Engel ist von Frl. Karminska, die
Umrahmung von W. Lux in Blech gehämmert.
Trotz der Verschiedenartigkeit der Einzelteile
ist der Gesamteindruck doch ein durchaus ein-
heitlicher und kann als erfreulicher Beweis da-
für gelten, daß handwerkliche Tüchtigkeit und
sachgemäße Behandlung auch bei minder edlem
Material zu wertvollen, künstlerisch interes-
santen und befriedigenden Leistungen führen
können...........dr. hans ankwicz — wikn.

STAAXL.
ZEICHKN-
AKADKMIE
HANAU.

»schmuckkästchen« graviertes blech, gegossene figuren.
 
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