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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0080
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ist und zu dem ehemaligen Dielenhaus Lange
Str. 83 gehört, handelt es sich bei dem zwei-
geschossigen Ziegelbau Herbartgang 4, des-
sen Mauerwerk aus Steinen in Klosterformat
errichtet ist. Er besitzt einen tonnengewölb-
ten Keller und zeigt hofseitig vier von Entla-
stungsbögen überspannte Fenster. Nach
Westen folgt in unmittelbarem Anschluß unter
einem Krüppelwalmdach ein breiterer Fach-
werkbau (Herbartgang 6), dessen Erdge-
schoß 1961 massiv in Ziegel erneuert wurde,
so daß nur noch im Giebel die Holzkonstruk-
tion mit den für Oldenburg ungewöhnlichen
geschweiften Fußstreben erhalten ist, die in
die 2. Hälfte des 17. Jh. deuten. Die bei die-
sem Anlaß eingepaßte breite spätbarocke
Dielentür (um 1760) stammt vom Hinterhaus
des Nachbargebäudes Lange Str. 82.
Im Herbartgang, dem ersten privat initiierten
Fußgängerbereich der Altstadt, läßt sich also
die schon bei Bast gezeichnete und heute au-
ßergewöhnlich gewordene dreigliedrige Par-
zellenbebauung mit Vorderhaus, schmalem
Zwischenbau und breitem Hintergebäude
nachvollziehen.

Wallstr. 26, Hinterhaus von Lange Str. 89


Über ein wohl nach dem Brand von 1676 auf-
geführtes Hinterhaus in Fachwerk verfügte
bis zu dem 1992 vorgenommenen Abbruch
auch das Gebäude Lange Straße 46. Jedoch
wurde der wohl ältere, tonnengewölbte Keller
dieses Wandständerbaus erhalten.
Den ab der Einmündung der Achternstraße
verbreiterten Nordabschnitt der Langen Str.
begleitet straßenbildprägend eine Gruppe
von Baudenkmalen (Nr. 2, 3, 6, 7, 8/9 und
85-90), deren Heterogenität beispielhaft die
Architektur der Oldenburger Altstadt charak-
terisiert. Insbesondere die historistische Ar-
chitektur, die hier überwiegend Formen des
Spätklassizismus und der Renaissance ver-
arbeitet, trägt zu dieser Vielfalt bei. Das Ge-
staltungsspektrum einiger zwischen 1872
und 1894 erbauter zwei- bzw. dreigeschossi-
ger Wohn-/Geschäftshäuservariiertz. B. zwi-
schen einem von der italienischen Frühre-
naissance inspirierten Rundbogenstil (Nr. 90,
Umbau 1879), einem Spätklassizismus (Nr.
86, erb. 1872; Nr. 87, erb. 1883) und einer
niederländisch beeinflußten Neurenaissance
(Nr. 6, erb. 1894).

Die nach der Niederlegung des Walles ab
1801 nach Norden verschobene Bebauungs-
grenze der Langen Straße markieren die bei-
den dreigeschossigen Eckgebäude Heiligen-
geistwall 1 (mehrfach umgebaut, 1908 erhielt
das Erdgeschoß korbbogige Fenster; Umbau
zur heutigen Gestalt 1923 durch E. Bruns)
und Lange Str. 2(erb. 1890, Arch. J. H. Bran-
des). Beide unterstreichen ihre städtebaulich
exponierte Situation; ersteres, gegliedert
durch eine kolossale Pilasterordnung, mit ei-
nem großen gekehlten, zum Wall gerichteten
Giebel, letzteres, ein in Anpassung an den
Lappan ziegelverblendeter ehemaliger Hotel-
bau, mit einem haubenbekrönten Eckturm am
Heiligengeistwall.
Innerhalb der genannten Gruppe ist der op-
tisch unscheinbare giebelständige Back-
steinbau aus der Mitte des 18. Jh. Nr. 85 von
besonderem baugeschichtlichen Interesse,
da er als einziger Vertreter dieses unter einem
Krüppelwalm dreigeschossigen, fünfachsi-
gen Typs mit den alten Zargenfenstern und
geschwungenen Mauerankern erhalten ist.

Herbartgang 6


Lange Str. 90, 1802, Umbau 1879


Herbartgang 4


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