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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0110
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schaffen, da südlich des Öljestrichs auf den
Koppelwiesen ein Landgerichtsgebäude ent-
stehen sollte. Die 1858 gepflasterte Straße
wurde nach der Großherzogin Elisabeth be-
nannt.
Entscheidend für die weitere Erschließung
des östlichen Dammviertels war der Bau des
Hunte-Ems-Kanals (1855-93). Als Verbin-
dung zwischen Hunte und Sater-Ems lag
seine Bedeutung vorrangig in der Funktion als
Meliorationskanal, der für die Entwässerung
der westoldenburgischen Hochmoore sorgte
und damit deren Besiedlung diente. Die neu
entstandenen Siedlungen transportierten auf
dem Kanal vor allem Brenntorf und wurden ih-
rerseits auf diesem Wege mit Versorgungs-
gütern beliefert. Mit der Fertigstellung des
Teilstücks zwischen Cäcilienbrücke und Ha-
fen (1862/63), das identisch mit der Strecke
des heutigen Küstenkanals ist, wurde die Vor-
aussetzung für die Entwässerung des Niede-
rungsgebiets östlich der Hunte geschaffen.
Zunächst wurden die Grundstücke entlang
der aufgeschütteten Uferlinie an der West-
seite des Kanals als Bauplätze ausgewiesen
und die davor liegende Straße 1870 Kanal-
straße genannt.
Für das Gelände der Doktorsklappe im Winkel
zwischen Hunte und Kanal lag zu Anfang des
Jahres 1884 eine Planung vor, die erst ab den
neunziger Jahren aufgrund eines 1885 ge-
schlossenen Vertrages realisiert wurde: Die
Amalienstraße wurde in südöstlicher Rich-
tung bis zur Kanalstraße weitergeführt. Von
der Ansatzstelle ihrer Verlängerung zweigte
nach Norden zur Huntestraße hin die Niko-
lausstraße, nach Nordosten ein Doktors-
klappe genannter Straßenzug ab, der bereits
1925 anläßlich der Erbauung des Elektrizitäts-

werkes südlich des Wendehafens wieder ver-
schwand.
Das südlich anschließende Wiesengelände
im Westen des Kanals wurde, abgesehen von
dem nach 1892 angelegten Weidamm, nach
Zuschüttung aller Gewässer in diesem Be-
reich (1908-12) und Erhöhung des Gelän-
des erschlossen: zum einen durch die vom
Damm in nördliche Richtung führende Straße
Am Festungsgraben, deren Ostseite annä-
hernd den Verlauf des Öljestrichs nachvoll-
zieht; zum anderen südlich parallel dazu
durch die vom Weidamm abzweigende
Dammbleiche, die nach Westen abknickend
auf den Festungsgraben mündet. An beiden
Straßen entstand erst in den Jahren 1922/23
unter Leitung des Architekten Otto Katzmann
im Auftrag der Gemeinnützigen Siedlungs-
baugesellschaft eine Einfamilien- und Dop-
pelwohnhaussiedlung.
Für das westliche Dammviertel südlich des
Gerichts, heute eingefaßt von Elisabeth-, Ge-
richts- und Schleusenstraße, existierte 1896
ein Bebauungsplan, der als Mittelpunkt einen
kreisförmigen Platz und davon strahlenförmig
abzweigend fünf Straßen vorsah. Sie wurden
ab 1910 angelegt und bebaut. Bis zu diesem
Zeitpunkt hatte zu dem sumpfigen Weidege-
biet der Dammkoppel der parallel zur Hunte
verlaufende Koppelweg als südliche Verlän-
gerung der vom Damm nach Westen abzwei-
genden Koppelstraße geführt. Er ging in der
Neuanlage auf und läßt sich heute noch in
dem Straßenzug von Schubert- und Johan-
nes-Brahms-Straße nachvollziehen.
Die Schleusenstraße bildete ursprünglich die
ab 1854 erbaute Schleusenstrecke des
Hunte-Ems-Kanals als Verbindungsstück
zwischen dem Austritt des Kanals aus der

Plan des Stadtteils zwischen Hunte und Hunte-Ems-Kanal, 29.1.1884 (Stadtmuseum Oldenburg, KP 226)


Oberhunte und der Cäcilienbrücke. Beim
Ausbau des Hunte-Ems-Kanals zum Kü-
stenkanal (1921 -35) zu einem 600-t-Schiff-
fahrtsweg wurde diese Schleuse 1928 zuge-
schüttet und an ihrer Stelle eine Straße mit
begleitendem Grünstreifen auf der Südseite
angelegt. Nach Aufschüttung der südlich
daran angrenzenden Wiesen entstand hier
ein neues Wohngebiet in offener Bebauung
mit Einfamilienhäusern derdreißiger und fünf-
ziger Jahre.
Für den Küstenkanal, der bis Kampe das alte
Kanalbett benutzte, wurde zwischen Hunds-
mühlen und Cäcilienbrücke durch den sog.
Buschhagen ab 1922 ein neues Kanalbett ge-
schaffen, das die bisherige S-Linie dieses
Teilstücks begradigte und die alte Schleuse
überflüssig machte. Die neue 1000-t-
Schleuse (Achterdiek) konnte 1927 in Betrieb
genommen werden. Es handelt sich um eine
mit Bockhorner Klinkern verkleidete Kam-
merschleuse aus Beton und Eisenbeton
(Länge 105 m, Tiefe 9,85 m, Kammerbreite 12
m). In Höhe des Schleusenoberhaupts wurde
über der neuen Hunte, die 1922-27 bei
Hundsmühlen abgelenkt wurde und den Kü-
stenkanal, nur durch einen schmalen Damm
von diesem getrennt, auf gleichem Niveau
über eine etwa 1 km lange Strecke begleitet,
ein Wasserkraftwerk nach Plänen von A.
Rauchheld errichtet (1925-27). Mit der Klin-
kerverblendung des kastenförmigen Beton-
baus folgte Rauchheld der zeitgenössischen
Strömung einer Weiterentwicklung der im
norddeutschen Raum traditionell heimischen
Backsteinbauweise. Ebenso charakteristisch
ist die schon vor dem Ersten Weltkrieg in der
Behandlung von Industriebauten geläufige
sachliche Formensprache. Die hier einge-
setzten Gliederungsmittel, eine strenge Rei-
hung breiter Lisenen, die hochrechteckige
Wandfelder ausgrenzen, und vor allem das
durch konsolartig vortretende Klinkerele-
mente plastisch gestaltete, schwer lastende
Abschlußgesims, erzielen in der Knappheit
ihrer klassizistischen Anklänge eine archai-
sierende Wirkung und führen damit zu einer
den technischen Fortschritt einbeziehenden
Monumentalisierung des voluminösen Bau-
körpers.
Ein Rest des alten Kanalbetts hat sich in
Hundsmühlen zwischen Küstenkanal und
neuer Hunte als schmaler versumpfter Gra-
ben erhalten, dessen Böschung von Eichen
gesäumt wird.

DAMM
Als Hauptausfallstraße nach Süden unterlag
der Damm, der im Mittelalter in Form eines
Knüppeldamms, ab 1619 als Steinstraße von
Osternburg nach Oldenburg durch die Hunte-
niederung führte, besonders vielen Verände-
rungen, die sich mit dem jüngsten Ausbau im
Jahre 1986 bis in die Gegenwart fortsetzen.
Die seit dem frühen 17. Jh. nachzuweisende
Unterteilung in Inneren (bis zur Mühlen-
hunte), Mittleren (bis zum Öljestrich) und Äu-
ßeren Damm (bis zum Küstenkanal) wurde

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