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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0122
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genden Putten von dem Bremer Bildhauer
Dietrich Kropp, der zusätzlich die fensterlo-
sen Stirnseiten mit jeweils drei Puttenmedail-
lons schmückte. Von besonderer kunsthisto-
rischer Bedeutung sind außerdem im Trep-
penhaus des seit 1981 als Abteilung des Ol-
denburger Landesmuseums genutzten Ge-
bäudes die 1878 angebrachten Tafelbilder
des Malers Christian Griepenkerl, deren zen-
trales Deckengemälde die Prometheussage
darstellt.
Wie zuvor die Gartenstraße nordwestlich des
Schloßgartens wurde auch die Elisabeth-
straße für eine ihrer exklusiven Lage entspre-
chenden Wohnbebauung in Anspruch ge-
nommen. Von den sich westlich des Augu-
steums anschließenden, zweigeschossigen
Häusern (Nr. 2-5) gehören die Gebäude Nr.
2(erb. 1856), Nr. Sund Nr. 5(beide erb. 1857)
der Erstbebauung an, für die der traditionelle
klassizistische Walmdachquaderbau über
Souterraingeschoß bevorzugt wurde. Am
deutlichsten hatdasfürden Ministerpräsiden-
ten von Rössing errichtete Haus Nr. 2 die ur-
sprüngliche Baukörperform bewahrt, dessen

Elisabethstr. 2, 1856; Nr. 3, 1857


Elisabethstr. 4,1906


vierachsige Putzfassade wie bei den anderen
Häusern kräftig profilierte Fensterrahmungen
konturieren und das durch Gurt- und Sohl-
bankgesims des Obergeschosses eine klare
Horizontalgliederung besitzt. Die strenge
Wirkung des kubischen Baukörpers beein-
trächtigt dagegen bei dem benachbarten
Haus Nr. 3, dessen von einem Palmettenfries
abgeschlossene Fassade durch das paar-
weise Zusammenrücken der vier Segment-
bogenfenster rhythmisiert wird, eine 1905
vorgenommene seitliche und rückwärtige Er-
weiterung. Auch das für den Oberlandesge-
richtspräsidenten von Beaulieu-Marconnay
errichtete HausA/r. Verhielt einen 1957 ange-
fügten östlichen Anbau, der einen polygona-
len Eckturm ersetzte. Mit den beiden äußeren
gepaarten Segmentbogenfenstern und einer
Mittelachse, jeweils geschoßübergreifend
durch Verdachung und Brüstungsausbildung
miteinander verbunden, zeigt dieses Ge-
bäude die differenzierteste Fassadendurch-
bildung der drei Häuser. Ebenfalls im Gegen-
satz zu ihnen wurde es ursprünglich durch ei-
nen mittigen Eingang auf der Traufseite er-
schlossen. Entsprechend seiner Erbauungs-

Elisabethstr. 1, Augusteum, Portal



Elisabethstr. 5, 1857

zeit hebt sich das 1906 in die Gruppe einge-
stellte Haus Nr. 4 von den geschlossenen Ku-
ben der klassizistischen Häuser durch seine
raumgreifende Baukörperformation mit bo-
genförmiger Loggia, östlichem Risalit und
Turmerker ab.

Land- und Amtsgericht
Der Charakter der Elisabethstraße als reine
Wohnstraße wird durch die beiden südwest-
lich folgenden Gerichtsgebäude aufgehoben,
die den mittleren Straßenabschnitt beherr-
schen. Für das ab 1855 geplante Landge-
richtsgebäude (Elisabethstr. 7) wurde ein
Bauplatz auf den Koppelwiesen südlich des
Öljestrichs ausgewählt, dessen Beschaffen-
heit eine Pfahlrostgründung erforderte. Der
damalige Bauinspektor Hillerns führte das
zweigeschossige Gebäude 1857-59 in For-
men des von der Hannoverschen Schule be-
einflußten Rundbogenstils aus. Gemäß die-
sen Gestaltungsprinzipien wird der zweihüf-
tige Bau durch das unverputzte Ziegelmauer-
werk und eine klare Tektonik charakterisiert,
die sich auf eine Gliederung mit zweiachsigen
Seitenrisaliten und dreiachsigem Mittelrisalit
beschränkt. Sohlbankgesimse und Kranzge-
sims unterstreichen die Horizontalerstrek-
kung des insgesamt 17 Achsen umfassenden
Baukörpers. Ihre Wirkung betonte ursprüng-
lich ein flaches Walmdach, an dessen Stelle
1969 die heutige flachgedeckte Aufstockung
trat. Zum monumentalen Charakter des Ge-
bäudes tragen die zweibahnigen, vierpaßbe-
krönten Rundbogenfenster bei, die nur im
Obergeschoß dünne Bogenbegleitprofile auf
der ungegliedert belassenen Mauerfläche
besitzen.
Gegenüber dem ruhigen Erscheinungsbild
des Landgerichts stellt das südlich benach-
barte Amtsgerichtsgebäude (erb. 1900-02)
(Elisabethstr. 8) ein Beispiel des späthistori-
stischen Repräsentationsbaus dar, dessen
malerische Wirkung der Architekt A. Rauch-
held durch den Rückbezug auf Schloßbauten
der Weserrenaissance erzielte. Die symme-
trische Hauptfassade unter einem Satteldach
dominiert ein dreiachsig vortretender Mittel-
bau mit geschweiftem, von zweigeschossi-
gen Erkertürmchen flankierten Giebel und
steil aufragendem Walmdach mit bekrönen-
dem Dachreiter. Ihn schließt ebenso wie die
polygonal an den Ecken vorspringenden
Türme eine Welsche Haube ab. Der Mittelbau
öffnet sich in einer Dreierarkatur auf Bündel-
pfeilern mit reich dekorierten Laubwerkkapi-
tellen, während die Keilsteinmasken der
Rundbogen in geometrisierender Linienfüh-
rung des Jugendstils skuIptiert sind.
Den romantisierenden Eindruck ruft nicht nur
die Baukörpergestaltung, sondern auch der
Wechsel unterschiedlicher Materialien und
ein variantenreiches Formenvokabular her-
vor. Bis zum Sohlbankgesims der Fenster
des ersten Obergeschosses ist der Bau mit
dunklem Weserbruchstein verblendet, so daß
das Erdgeschoß, belichtet von paarweise zu-
sammengerückten Stichbogenfenstern, als

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