rung des Baukubus durch die Quaderimita-
tion des Souterraingeschosses und das orna-
mentierte Gurtgesims den annähernd origi-
nalen Zustand, zu dem die fein ausgearbei-
tete Detaillierung an den geraden Fensterver-
dachungen des Obergeschosses und dem
Dachgesims mit Eierstab und Klötzchenfries
gehört.
In typischer späthistoristischer Baukörper-
gruppierung wurde dagegen das gleichfalls
über einem Souterrain zweigeschossige
Haus Kanalstraße 7 1893 als Walmdachbau
mit seitlichem Treppenhaus aufgeführt. Den
beiden nördlichen leicht vorgezogenen der
insgesamt vier Achsen ist ein polygonaler
Altan vorgelegt. Bereits drei Jahre später
wurde das Gebäude durch einen südlich an-
schließenden, dreiachsigen Trakt in identi-
scher Gestaltung zu dem heutigen stattli-
chen, ziegelverbiendeten Bau mit geputzten
Neurenaissanceformen symmetrisch erwei-
tert, dessen Wirkung die 1921 über den Alta-
nen aufgebrachten Glasveranden mitbestim-
men.
Das südlich der Alten Amalienstraße gele-
gene Grundstück an der Kanalstraße wurde
wegen seiner ruhigen Lage als Bauplatz für
den Neubau der 1901 /02 errichteten Hebam-
menlehranstalt ausgewählt (Kanalstraße 15).
Baurat Ludwig Wege konzipierte das in tradi-
tionell historistischen Formen der Hannover-
schen Schule gehaltene Gebäude als dreiflü-
gelige, einhüftige Anlage, die rückwärtig
durch einen überdachten Gang mit einem
mittig gelegenen, separaten Wirtschaftstrakt
verbunden war. Heute ist sie in den 1991 voll-
endeten, sich westlich davon erstreckenden
Baukomplex eines Seniorenzentrums inte-
griert. Im Zuge dieses Neubaus wurde die
1972 vorgenommene Aufstockung zugun-
sten einer dem Originalentwurf angenäherten
Walmdeckung entfernt. In gleicherweise re-
konstruierte man die drei Risalitgiebel, so daß
der Backsteinbau seine straßenbildprägende
Wirkung wiedergewonnen hat. Die langge-
streckte Fassade besitzt eine symmetrische
Gliederung mit Mittelrisalit und Seitenrisali-
ten, deren zusätzlich vorgezogene Oberge-
schoßachse ein maßwerkbekröntes Drillings-
fenster hervorhebt. Dagegen öffnen sich die
übrigen, ebenfalls rundbogigen Fenster des
Obergeschosses in zwei Bahnen, ebenso die
Stichbogenfenster des Erdgeschosses. Der
durch den Wechsel von rotem Backstein und
weiß-grauen Schmuck- und Gliederungsfor-
men in Cottaer Sandstein hervorgerufene
Kontrast ist besonders am Mittelrisalit mit der
Werksteineinfassung und dem aufwendig ge-
arbeiteten, durch reichen Kapitellschmuck
der Säulen ausgezeichneten Stufenportal be-
tont.
ELISABETHSTRASSE
Bei der Anlage der Elisabethstraße 1855, die
den Verlauf der Alten Hunte nachzeichnet,
wurde mit der vorgesehenen einseitigen Be-
bauung der Südseite und der gärtnerischen
Gestaltung entlang des Hunteufers ein unmit-
telbarer Bezug zum Schloßgarten geschaf-
fen, aus dessen Sicht die Villenarchitektur
und die öffentlichen Großbauten eine ein-
drucksvolle Kulisse bilden. Einen repräsen-
tativen Auftakt am östlichen Beginn der Elisa-
bethstraße stellt das auf Initiative des 1843
gegründeten Oldenburger Kunstvereins
1865-67 mit Unterstützung des Herzogs-
hauses erbaute Augusteum (Elisabethstr. 1)
als eine derfrühen öffentlichen Gemäldegale-
rien in Deutschland dar, in der unter anderem
die herzogliche Sammlung ausgestellt
wurde. Seit dem Abriß des klassizistischen
Hauses Damm 2 dominiert das Augusteum
zusammen mit dem gegenüberliegenden
ehemaligen Prinzenpalais die städtebauliche
Situation am Anfang des nach Süden führen-
den Damms.
In der Konzeption des zweigeschossigen
Baukörpers und der Fassadengliederung mit
werksteinverblendetem Sockel, kräftigem
Gurt-, weit vorkragendem Kranzgesims und
sieben großen, im Obergeschoß zweibahni-
gen, kreisbekrönten Rundbogenfenstern
orientierte sich der Bremer Architekt Ernst
Klingenberg an der florentinischen Palazzo-
architektur der Frührenaissance. Das dort üb-
liche Bossen- bzw. Quadermauerwerk er-
setzte erdurch eine (mit Ausnahmedes rück-
wärtigen Obergeschosses) gelbe Backstein-
verblendung, die im Erdgeschoß durch vor-
tretende Ziegelbänder eine rustizierte Struk-
tur nachahmt. Außerdem legte er um das Bo-
genfeld der Fenster in beiden Geschossen
dünne Ziegelprofile, so daß der Mauerfläche
insgesamt nur ein flaches Relief verliehen
wird. Eine deutliche Körperhaftigkeit vermit-
teln dagegen die der Spätrenaissance ent-
lehnten Formen, wie die Balusterbrüstungen
vor den Obergeschoßfenstern oder die mit-
tige Portalumrahmung aus gekuppelten, ko-
rinthischen Säulen, die über ihrem Gebälk auf
Postamenten ruhende Sitzfiguren tragen
(östlich die Allegorie der Malerei, westlich die
Allegorie der Bildhauerei; beide 1866 von D.
Kropp gearbeitet). Die plastische Ausgestal-
tung gipfelte in der bereits 1875 aus Sicher-
heitsgründen beseitigten Balustrade, hinter
der das flache Walmdach zurücktrat und die
19 allegorische Figuren trug. Sie stammten
ebenso wie der die Fassade belebende Fries
unterhalb des Kranzgesimses mit festontra-
Kanalstr. 15, 1901/02, Architekt L. Wege
119
tion des Souterraingeschosses und das orna-
mentierte Gurtgesims den annähernd origi-
nalen Zustand, zu dem die fein ausgearbei-
tete Detaillierung an den geraden Fensterver-
dachungen des Obergeschosses und dem
Dachgesims mit Eierstab und Klötzchenfries
gehört.
In typischer späthistoristischer Baukörper-
gruppierung wurde dagegen das gleichfalls
über einem Souterrain zweigeschossige
Haus Kanalstraße 7 1893 als Walmdachbau
mit seitlichem Treppenhaus aufgeführt. Den
beiden nördlichen leicht vorgezogenen der
insgesamt vier Achsen ist ein polygonaler
Altan vorgelegt. Bereits drei Jahre später
wurde das Gebäude durch einen südlich an-
schließenden, dreiachsigen Trakt in identi-
scher Gestaltung zu dem heutigen stattli-
chen, ziegelverbiendeten Bau mit geputzten
Neurenaissanceformen symmetrisch erwei-
tert, dessen Wirkung die 1921 über den Alta-
nen aufgebrachten Glasveranden mitbestim-
men.
Das südlich der Alten Amalienstraße gele-
gene Grundstück an der Kanalstraße wurde
wegen seiner ruhigen Lage als Bauplatz für
den Neubau der 1901 /02 errichteten Hebam-
menlehranstalt ausgewählt (Kanalstraße 15).
Baurat Ludwig Wege konzipierte das in tradi-
tionell historistischen Formen der Hannover-
schen Schule gehaltene Gebäude als dreiflü-
gelige, einhüftige Anlage, die rückwärtig
durch einen überdachten Gang mit einem
mittig gelegenen, separaten Wirtschaftstrakt
verbunden war. Heute ist sie in den 1991 voll-
endeten, sich westlich davon erstreckenden
Baukomplex eines Seniorenzentrums inte-
griert. Im Zuge dieses Neubaus wurde die
1972 vorgenommene Aufstockung zugun-
sten einer dem Originalentwurf angenäherten
Walmdeckung entfernt. In gleicherweise re-
konstruierte man die drei Risalitgiebel, so daß
der Backsteinbau seine straßenbildprägende
Wirkung wiedergewonnen hat. Die langge-
streckte Fassade besitzt eine symmetrische
Gliederung mit Mittelrisalit und Seitenrisali-
ten, deren zusätzlich vorgezogene Oberge-
schoßachse ein maßwerkbekröntes Drillings-
fenster hervorhebt. Dagegen öffnen sich die
übrigen, ebenfalls rundbogigen Fenster des
Obergeschosses in zwei Bahnen, ebenso die
Stichbogenfenster des Erdgeschosses. Der
durch den Wechsel von rotem Backstein und
weiß-grauen Schmuck- und Gliederungsfor-
men in Cottaer Sandstein hervorgerufene
Kontrast ist besonders am Mittelrisalit mit der
Werksteineinfassung und dem aufwendig ge-
arbeiteten, durch reichen Kapitellschmuck
der Säulen ausgezeichneten Stufenportal be-
tont.
ELISABETHSTRASSE
Bei der Anlage der Elisabethstraße 1855, die
den Verlauf der Alten Hunte nachzeichnet,
wurde mit der vorgesehenen einseitigen Be-
bauung der Südseite und der gärtnerischen
Gestaltung entlang des Hunteufers ein unmit-
telbarer Bezug zum Schloßgarten geschaf-
fen, aus dessen Sicht die Villenarchitektur
und die öffentlichen Großbauten eine ein-
drucksvolle Kulisse bilden. Einen repräsen-
tativen Auftakt am östlichen Beginn der Elisa-
bethstraße stellt das auf Initiative des 1843
gegründeten Oldenburger Kunstvereins
1865-67 mit Unterstützung des Herzogs-
hauses erbaute Augusteum (Elisabethstr. 1)
als eine derfrühen öffentlichen Gemäldegale-
rien in Deutschland dar, in der unter anderem
die herzogliche Sammlung ausgestellt
wurde. Seit dem Abriß des klassizistischen
Hauses Damm 2 dominiert das Augusteum
zusammen mit dem gegenüberliegenden
ehemaligen Prinzenpalais die städtebauliche
Situation am Anfang des nach Süden führen-
den Damms.
In der Konzeption des zweigeschossigen
Baukörpers und der Fassadengliederung mit
werksteinverblendetem Sockel, kräftigem
Gurt-, weit vorkragendem Kranzgesims und
sieben großen, im Obergeschoß zweibahni-
gen, kreisbekrönten Rundbogenfenstern
orientierte sich der Bremer Architekt Ernst
Klingenberg an der florentinischen Palazzo-
architektur der Frührenaissance. Das dort üb-
liche Bossen- bzw. Quadermauerwerk er-
setzte erdurch eine (mit Ausnahmedes rück-
wärtigen Obergeschosses) gelbe Backstein-
verblendung, die im Erdgeschoß durch vor-
tretende Ziegelbänder eine rustizierte Struk-
tur nachahmt. Außerdem legte er um das Bo-
genfeld der Fenster in beiden Geschossen
dünne Ziegelprofile, so daß der Mauerfläche
insgesamt nur ein flaches Relief verliehen
wird. Eine deutliche Körperhaftigkeit vermit-
teln dagegen die der Spätrenaissance ent-
lehnten Formen, wie die Balusterbrüstungen
vor den Obergeschoßfenstern oder die mit-
tige Portalumrahmung aus gekuppelten, ko-
rinthischen Säulen, die über ihrem Gebälk auf
Postamenten ruhende Sitzfiguren tragen
(östlich die Allegorie der Malerei, westlich die
Allegorie der Bildhauerei; beide 1866 von D.
Kropp gearbeitet). Die plastische Ausgestal-
tung gipfelte in der bereits 1875 aus Sicher-
heitsgründen beseitigten Balustrade, hinter
der das flache Walmdach zurücktrat und die
19 allegorische Figuren trug. Sie stammten
ebenso wie der die Fassade belebende Fries
unterhalb des Kranzgesimses mit festontra-
Kanalstr. 15, 1901/02, Architekt L. Wege
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