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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0164
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ausgestattet, der bei letztgenanntem mit
zwei, Zeus und Leda mit dem Schwan zei-
genden Tondoreliefs geschmückt ist.
In für die Oldenburger Stadterweiterungsge-
biete hoher Dichte folgt den historistischen,
gestalterisch von der Neurenaissance domi-
nierten Gebäuden vor allem an Acker- und
Brommystraße (1903 angelegt) in den beiden
ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts
eine ein- und zweigeschossige Wohnhaus-
bebauung, die in Konzeption und formaler
Gestaltung, weitgehend unter Verzicht histo-
rischer Formzitate, die vor dem Ersten Welt-
krieg virulenten Reformbestrebungen inner-
halb der Architektur widerspiegelt. So ent-
standen u.a. Bauten in der betont schlichten
und sachlichen Ausführung des Heimat-
schutzstils (Brommystraße 7, erb. 1910; Ak-
kerstraße 18, erb. 1911; Ackerstraße 25, erb.
1910/11) und des z. B. wie bei Haus Acker-
straße 10 (erb. 1908/09) durch dekorati-
ve Fachwerkgiebel und eine differenzierte
Dachlandschaft malerischer wirkenden Land-
hausstils. Sofern eine dekorative Detaillie-
rung Anwendung fand, wurde sie mit barocki-
sierenden Anklängen in geschwungenen Li-
nien ausgeführt (so bei den Giebeln der Häu-
ser Ackerstraße 31, erb. 1906; Nr. 33, erb.
1909, Rebenstraße 55, erb. 1910) oder wie
bei den Fensterrahmungen der Häuser Re-
benstraße 10 (erb. 1907), Brommystraße 6
(erb. 1908/09), Ackerstraße 26/27 (erb.
1909) in geometrischen und floralen Jugend-
stilmotiven. Trotz zahlreicher Detailverände-

rungen, von denen fast alle Häuser dieses
Gebiets betroffen sind, vermittelt die Brom-
mystraße aufgrund ihrer kurzen Bebauungs-
phase zwischen 1908 und 1913, an der wie-
derum Osterthun einen großen Anteil trug,
am deutlichsten von den besprochenen Stra-
ßen ein geschlossenes, von der Architektur
vor dem Ersten Weltkrieg geprägtes Erschei-
nungsbild.

DAS GEBIET WESTLICH
DER ALEXANDERSTRASSE
Das Gebiet westlich der Alexanderstraße
wurde ausgehend von der Ziegelhofstraße
erschlossen, einem alten Weg, der in zwei
rechtwinkligen Biegungen nach Norden zu
dem 1345 erstmals erwähnten, bis 1816 be-
stehenden Ziegelhof führte (heutiges Grund-
stück Friedhofsweg 11). Ihr heutiger, am
Westende der Johannisstraße beginnender
Verlauf zwischen Johannis- und Humboldt-
straße wurde kurz vor 1851 nach Osten auf
den Weg zu dem Röwekamp verlegt und war
zu dieser Zeit mit einigen Häusern besetzt.
Eines dieser Gebäude auf der Ostseite, Zie-
gelhofstraße 22 (erb. wohl 1832), wird durch
sein Krüppelwalmdach und asymmetrische
Anordnung der Eingänge in der achtachsigen
Traufseite als frühe Form des Doppelwohn-
hauses ohne Drempel ausgewiesen.

Ab 1865 ist eine vermehrte Bebauung zu ver-
zeichnen, die 1901 biszur Jägerstraße vorge-
drungen war. Die Hauptbautätigkeit im südli-
chen Abschnitt lag zwischen 1875 und 1888
und brachte vorwiegend giebelständige Häu-
ser mit Drempel unter Satteldach hervor. Die
beiden vierachsigen Häuser Nr. 27und Nr. 31
(beide erb. 1875) dieses Typs, nebeneinan-
der auf der Westseite hinter Vorgärten mit
zeitgenössischen Eisenzäunen gelegen, ge-
winnen besondere ästhetische Qualität durch
ihre feingliedrige Ornamentik des Spätklassi-
zismus.
In dem nach Westen abknickenden Abschnitt
bis zur Würzburger Straße, schwerpunktmä-
ßig zwischen 1890 und 1902 bebaut, domi-
nieren auf der Südseite (Nr. 49-65) zweige-
schossige Walmdachbauten zu vier Achsen,
von denen die vier, 1901/02 gleichzeitig er-
bauten Häuser Nr. 57-62 (Arch. H. Wittholt)
dank ihrer nur geringen Dekorvariationen in
Neurenaissanceformen besonders einheit-
lich wirken. Bis auf Haus Nr. 61, das wie der
1904 datierte Bau Nr. 33 gleichen Typs am
Friedhofsweg (in der Verlängerung der Zie-
gelhofstraße) eine Ziegelverblendung be-
sitzt, sind die von mittigen Zwerchhäusern
bekrönten Fassaden durch einen horizonta-
len Putzfugenschnittstrukturiert. Die gleiche
Homogenität zeigt am Nordende der Ziegel-
hofstraße eine Gruppe von dreiachsigen
Walmdachhäusern (Nr. 117—123, erb. 1895),
die trotz ihrer historistischen Entstehungszeit
mit der auf Gurt- und Sohlbankgesimse be-

Ziegelhofstr. 91,1878, Architekt G. Schnitger


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