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Böker, Doris [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0175
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18. Jh. herausgebildeten Konzeption des
Krankenhauses, schuf Strack andererseits
eine zu jener Zeit einmalige Anordnung, da er
die Korridore der Seitenflügel nicht symme-
trisch, sondern beide auf der Nordseite an-
legte, so daß alle Krankenzimmer von Süden
bzw. Südosten belichtet wurden. Im Souter-
rain waren die Wirtschaftsräume, in Erd- und
Obergeschoß die Krankenzimmer als Zwei-
bis Zehnbettzimmer untergebracht. Der
Nordflügel mit 46 Betten wurde bis zum Bau
des Garnisonslazaretts 1881 Militärangehöri-
gen vorbehalten. Separiert von den Kranken-
zimmern lag der Operationssaal im Oberge-
schoß des auf der Westseite angebauten Mit-
teltrakts. Die Zimmer besaßen einen Abort,
während es Toiletten mit Wasserspülung am
Ende der Korridore in den Seitenflügeln gab.
Mit der Anordnung der Krankenzimmer und
der Funktionsräume, zu denen auch vier Bä-
der und Teeküchen gehörten, zählte das Pe-
ter-Friedrich-Ludwig-Hospital zu den fort-
schrittlichsten Einrichtungen seiner Zeit.
Seine Bedeutung als gut erhaltener Kranken-
hausbau der 1. Hälfte des 19. Jh. beruht nicht
nur auf dem architektur- und hospitalge-

schichtlichen Zeugniswert des Hauptgebäu-
des, sondern auch auf dem Zusammenhang
mit den in späteren Jahrzehnten nachfolgen-
den Gebäuden, welche die medizinhistori-
sche Entwicklung und die entsprechenden
strukturellen Veränderungen im Kranken-
hausbau dokumentieren. In üblicher Weise
für die Erbauungszeit war eine Entbindungs-
station nicht in das Hauptgebäude integriert,
jedoch wurde das nördlich benachbarte Haus
Peterstraße 23, ein in den vierziger Jahren
des 19. Jh. errichteter fünfachsiger Bau unter
Walmdach mit schlichter klassizistischer
Gliederung, seit 1871 als Entbindungshaus
genutzt. Auf dem rückwärtigen Gelände des
Hospitals errichtete man 1843 das sog. Pok-
kenhaus. In einem 1876 parallel zur Peter-
straße ausgeführten Anbau des Südflügels
wurde eine Infektionsabteilung eingerichtet,
die 1896 in ein eigens dafür errichtetes zwei-
geschossiges Gebäude umzog, einen leicht
gotisierenden Putzbau nordwestlich des
Haupthauses. Ihm schließt sich nördlich das
unter hospitalgeschichtlichem Aspekt beson-
ders bedeutsame Desinfektionshaus mit ei-
ner wohl aus den späten zwanziger Jahren

Peterstr. 1, 1871/72


Peterstr. 42, ehern. Seminar, 1844/45, Architekt Hillerns


unseres Jahrhunderts stammenden Dampf-
druckdesinfektionsanlage an. Jenseits der in
ihrem südlichen Teilstück in das Gelände in-
tegrierten Wilhelmstraße, wo einige Giebel-
häuser der 2. Hälfte des 19. Jh. den Komplex
ergänzen, wurde 1915 eine Isolierbaracke er-
richtet, die ein heute nur noch selten existen-
tes Beispiel für den um 1900 entwickelten
mobilen Lazarettbau darstellt. Die ehemalige
Baptistenkapelle (Wilhelmstr. 17, erb. 1867/
68, Arch. H. Queße), ein bereits zuvor als Lo-
genhaus umgebauter ehern. Saalbau in neu-
gotischen Formen, richtete das Peter-Fried-
rich-Ludwig-Hospital 1916/17 für die Unter-
bringung von Infektionskranken her. Selten-
heitswert besitzen die beiden hölzernen Lie-
gehallen von 1920.
Bereits 1871/72 war in der Straßenfluchtlinie
südlich des Hauptgebäudes als eine der frü-
hen Spezialeinrichtungen dieser Art das Eli-
sabeth-Kinderkrankenhaus durch Ernst Klin-
genberg errichtet worden (Peterstr. 1). Der
sechsachsige Rohziegelbau, bis 1953 in sei-
ner ursprünglichen Funktion, wurde ab 1877
mehrfach umgebaut und erweitert, so z.B.

Steinweg, Kapelle, 1909


Peterstr. 42, Erweiterungsbau, 1901


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