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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0176
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1936 durch eine zweigeschossige Veranda
vor der südlichen Schmalseite. Die drei leicht
vorgezogenen südlichen Achsen der Traut-
seite nahmen ursprünglich mittig den Eingang
auf. Rundbogige Fenster mit Begleitprofilen
und die in unterschiedlichen vegetabilen For-
men ausgeführten Putzfriese von Gurt-,
Kämpfer- und Kranzgesims lockern die kubi-
sche Wirkung des Baukörpers auf. Den Kom-
plex vervollständigte 1880 hinter der Kinder-
klinik ein zweigeschossiger Ziegelbau, das
sog. Gartenhaus.
In der Nähe des Peter-Friedrich-Ludwigs-
Hospitals wurde 1893 an der Marienstraße
nach sechsjähriger Bauzeit ein zweiter großer
Krankenhauskomplex durch die evangeli-
sche Gemeinde eröffnet (Marienstr. 3). Gut
erhalten hat sich die kleine, 1909 durch die
Gebr. Barkemeyer am Steinweg errichtete
Backsteinkapelle unter steilem Satteldach,
das ein Dachreiter mit doppelter Welscher
Haube bekrönt. Zu dem niedriger anschlie-
ßenden Apsispolygon leitet im Innern ein
Korbbogen über.

Die Peterstraße entwickelte sich im Verlauf
des 19. Jh. zu einem repräsentativen Stra-
ßenzug mit spätklassizistischen Wohnhäu-
sern und einer Reihe öffentlicher Großbauten
unterschiedlicher Stilhaltungen, deren wir-
kungsvolles Zusammenspiel heute vor allem
auf der Ostseite durch Ersatzbauten beein-
trächtigt wird.
Dem Peter-Friedrich-Ludwigs-Hospital folgte
1844/45 auf der Ostseite das durch Hillerns
im Rundbogenstil aufgeführte Seminar (Pe-
terstr. 42), das er hinter die Bauflucht der
Wohnhäuser zurücksetzte, um die Proportion
des Straßenraums zu wahren (heute Staats-
hochbauamt). Die Hauptfassade des dreige-
schossigen und dreiflügeligen Baus besitzt
eine straffe Gliederung. Eingefaßt wird sie
von den beiden durch gequaderte Putzlise-
nen separierten Außenachsen. Gegenüber
dem Erdgeschoß mit seiner Quaderimitation
wird das durch ein breites Sohlbankgesims
abgetrennte piano nobile durch die Fenster-
reihung in Form einer Bogenstellung hervor-
gehoben. Alternierend dazu zeigt das letzte
Geschoß unter dem Walmdach schlichte

Rechteckfenster. 1901 erhielt der Westflügel
in Parallelrichtung zur Peterstraße einen stre-
bepfeiler-gegliederten Anbau, der sich in hi-
storistischem Formenvokabular dem Ur-
sprungsbau anzupassen suchte. Während
das Erdgeschoß mit quaderimitierendem
Putzfugenschnitt und Segmentbogenfen-
stern eine Turnhalle einnahm, diente das
durch zweibahnige Rundbogenfenster mit
bekrönendem Kreisfenster betonte Oberge-
schoß als Aula.
Nach fast zehnjähriger Planungszeit wurde
1863 an der südlichen Einmündung der Ge-
orgstraße ein weiterer Bau von Hillerns er-
richtet: dieersteTurnhalle Oldenburgsfürdie
städtischen Schulen an dem bereits vorhan-
denen Turnplatz (Georgstr. 1). Die Halle
wurde entsprechend ihrer Funktion schlicht
gestaltet, indem die Traufseite durch jeweils
zwei nebeneinanderliegende Lisenen in
sechs Wandfelder mit stichbogigen Fenstern
unterteilt wurde. Jeweils in derzweiten Achse
von außen lagen an der Südseite die Ein-
gänge. Die hölzerne Deckenkonstruktion ist
heute durch den Einzug einer Zwischen-
decke nicht mehr sichtbar.

Georgstr. 1, Schule, 1884/85, Architekt Schnitger, Turnhalle, 1863, Architekt Hillerns



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