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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0192
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Auguststr. 66, Entwurfszeichnung


Auguststr. 66,1893, Architekt Mönning


Adlerstr. 9-12


giebeln und dem Fachwerkdremplegeschoß
des polygonal vortretenden Turms an der
Nordwestecke die Atmosphäre eines Land-
hauses suggeriert. Zierfachwerk in den Gie-
beln verwendete Hegeier auch bei Haus Ad-
lerstraße 9 (erb. 1906), das an der Westecke
zur Kastanienallee eine herausragende Posi-
tion einnimmt und sich formal von dem Rück-
bezug auf historischen Dekor löst.
Vollends ist diese Tendenz, welche die in je-
ner Zeit virulenten Reformbestrebungen in-
nerhalb der Architektur reflektiert, in den jün-
geren Abschnitten von Kastanienallee und
Adlerstraße zu konstatieren. Die Gebäude
besitzen gleichfalls eine durch Vorbauten, Ri-
salite, Dach- und Zwerchhäuser differen-
zierte Baukörperform, verzichten jedoch auf
die traditionelle Horizontalgliederung zwi-
schen beiden Geschossen sowie stark plasti-
schen Dekor und bevorzugen statt dessen
eine durchgehende glatte Putzfläche. Auf-
grund dieser flächigen Struktur, in die sich,
falls verwendet, ein in Giebeln und um Fen-
ster aufgelegtes schwaches Relief von geo-
metrischen und floralen Jugendstilformen
unaufdringlich einfügt, wirken die Gebäude
trotz des räumlich ausgreifenden Baukörpers
weniger voluminös als ihre gründerzeitlichen
Vorgänger (Kastanienallee 21, erb. 1904/05;
Nr. 22, erb. 1905; Nr. 23, erb. 1908, alle erb.
durch H. Schelling; Adlerstr. 8, erb. 1907; Ad-
lerstr. 14, erb. 1906/06, beide erb. durch
Gebr. Barkemeyer).
Noch klarer sind die den Historismus über-
windenden Bestrebungen bei den jüngsten
Häusern der Adlerstraße, vorwiegend in ih-
rem nördlichen Abschnitt, ablesbar. Es han-
delt sich um giebelständige, teilweise von der
Landhausarchitektur beeinflußte Putzbauten
unter Sattel- bzw. Mansardgiebeldach, das
den Baukörper trotz eines Fassadenvorbaus
in einer geschlossenen Kontur zusammen-
faßt. Von besonderer Bedeutung für die Fas-
sadenkomposition dieser Häuser, deren dif-
ferenzierte Raumstruktur bürgerlichen An-
sprüchen Rechnung trägt, sind die Fenster
mit dem kleinteilig untergliederten Oberlicht
(Adlerstr. 5, erb. 1913/14; Adlerstr. 15—21,
erb. zwischen 1911 und 1919; Philosophen-
weg 8, erb. 1910).
In vergleichbarer Weise, jedoch großzügiger
und mit herrschaftlicher Attitüde, ließ sich der
Maler August Oetken, der nach großen Auf-
trägen an der Wartburg und der Marienburg
1907 als Professor für Ornament und farbige
Dekoration nach Berlin ging, 1905/06 durch
den Architekten W. Wilken inmitten eines gro-
ßen Gartengrundstücks einen zweigeschos-
sigen, in seiner Originalsubstanz hervorra-
gend erhaltenen Bau in heimischem Back-
steinmaterial aufführen (Zeughausstr. 56).
Mit Ausnahme eines halbrunden Vorbaus auf
der östlichen Eingangsseite ist der Baukubus
unter einem Mansardwalmdach völlig ge-
schlossen. Zu dem Rot der Ziegel kontrastie-
ren die in harmonischem Verhältnis zur Mau-
erfläche proportionierten, in kleine Quadrate
unterteilten Schiebefenster mit ihren Fen-
sterläden.

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