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Böker, Doris [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0196
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veranlaßte 1860 H. D. Hillerns, dem Magistrat
einen „Plan zu einer Stadt-Vergrößerung auf
der Wiesenfläche hinter dem Theater“ vorzu-
legen, der am 18. Dezember samt einer Er-
läuterung im Oldenburgischen Gemeinde-
blatt veröffentlicht wurde. Unter Rückgriff auf
den Lasius’schen Grundgedanken projek-
tierte Hillerns als Mittelpunkt des neuen
Stadtteils, der nach seinen Vorstellungen ei-
nen „gartenmäßigen und anmuthigen Cha-
rakter“ erhalten sollte, einen fast quadrati-
schen Platz, der als potentieller Standort für
einen Monumentalbau vorgesehen war. Von
diesem Zentrum gingen alle Straßen aus, wo-
bei eine möglichst kurze und bequeme Ver-
bindung von der Gartenstraße zu Ofener
Straße, Peterstraße und Theaterwall ange-
strebt war. Die Südostseite des Platzes hätte
sich nach Hillerns Ansicht besonders gut für
den Bau einer Schule mit anschließendem
Turnplatz geeignet. Der Vorgabe Hillerns ent-
sprechen im heutigen Stadtbild der Cäcilien-
platz sowie im wesentlichen auch die Verläufe
von Roon-, Hindenburg-, Bismarck-, Rogge-
mann-, Dobben-und Herbartstraße. Wie-
derum waren es die zu erwartenden beträcht-
lichen Erschließungskosten, welche die Kriti-
ker trotz lebhaften Interesses an dem Hil-
lerns’schen Projekt von einer Realisierung
Abstand nehmen ließen.

Erste Schritte zur Bebauung des Dobbenge-
ländes wurden 1866/67 mit dem Bau der Cä-
cilienschule (ehern. Helene-Lange-Schule),
der gleichzeitigen Anlage der nördlichen An-
fänge von Herbartstraße (vormalige Blei-
cherstr.) und Lindenallee sowie endlich 1869
mit der Bauplatzwahl für die städtische hö-
here Bürgerschule auf der Westseite der Her-
bartstraße eingeleitet. Obwohl die in diesem
Zusammenhang durchgeführte Bodenunter-
suchung das positive Ergebnis erbrachte, daß
unter dem Wiesenboden eine als Baugrund
geeignete, feste Sandschichtvorhanden war,
standen weiterhin die für eine Aufhöhung des
Terrains notwendigen hohen Kosten sowie
die Schwierigkeit einer Einigung mit den
privaten Grundbesitzern einer Ausführung
des Dobbenprojekts im Wege.
Die entscheidende Wende gelang im Novem-
ber 1875 einem Konsortium, bestehend aus
dem Baumeister H. C. A. Früstück und dem
Osternburger Mühlenbesitzer Diedrich Olt-
manns, das der Eigentümerin Siefert für
49.500 Mark einen sieben Hektar großen Ge-
ländestreifen abkaufte, der sich im südöstli-
chen Bereich zwischen die städtischen Dob-
ben und die Altstadt legte. Bereits in demsel-
ben Monat einigte man sich mit dem Magistrat
über einen die städtischen Dobben einbezie-

henden Bebauungsplan. Die bald danach be-
gonnene Anlage zwischen Gartenstraße,
Theaterwall und Lindenallee orientierte sich
im wesentlichen nach dem rechtwinkeligen
Straßensystem Hillerns, ohne daß man die-
sen jedoch in das Projekt einbezog. Seinem
Anliegen, dem Viertel durch Integration von
Wasserzügen und Freiflächen einen land-
schaftlichen Reiz zu verleihen, versuchte
man durch eine offene Bauweise an zwölf
Meter breiten Straßen und eine drei Meter
von der Straßengrenze zurückgelegte Bau-
fluchtlinie Rechnung zu tragen. Dennoch
stieß die Ausführung auf Hillerns Kritik, der
insbesondere den Zuschnitt einiger spitzwin-
keliger Grundstücke und den seiner Meinung
nach zu geringen Gartenraum bemängelte.
Den für die Aufhöhung des Geländes not-
wendigen Sand gewann man durch Aushub
von drei Becken westlich der Bebauungs-
grenze, die als Wittschiebes Teich, Kaiser-
teich und Piepers Teich weiterbestanden.
Letztgenannter lag in dem heute durch Prop-
ping-, Hindenburgstraße und Lindenallee
umschriebenen Geviert an der Nordwest-
ecke des Eversten Holzes. Außerdem wur-
den das Haarenbett, dasgegenüberderGast-
straße in den Stadtgraben mündete, und die
Zuggräben zugeschüttet, so daß das Boden-

Plan zu einer Stadt-Vergrößerung, H. D. Hillerns (Oldenburgisches Gemeinde-
Blatt, 18. 12.1860)


Plan zur Bebauung der Dobben (Oldenburgisches Gemeinde-Blatt, 13.1.1876)


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