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Pantel, Etta [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0060
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ist der barocke Innenausbau erhalten. Der
Stern über dem Portal weist auf den Sitz
einer Loge (seit 1842) hin, deren rückseiti-
ger Saalbau 1882 von dem Wolfenbüttler
Architekten Otto Schweinhagen in gelben
Klinkern errichtet worden ist. Der reiche
zeitgenössische Innenausbau ist erhalten.
Das letzte Hofbeamtenhaus dieser Zeile, Nr.
5, teilt das Eckgrundstück zur Brauergilden-
straße mit dem ehemaligen Waagehaus. Das
Wohnhaus selbst wurde wohl um 1610 mit
einem hohen Erdgeschoß (Keller und Hoch-
parterre) in verputztem Bruchsteinmauer-
werk errichtet. Dieses enthält wohl wie auch
die Häuser Nr. 3 und 4 Reste des ehemaligen
Vorwerks. Die Dachbalken kragen auf
Volutenknaggen aus, das Obergeschoß der
Giebelseite auf gekehlten Knaggen. Ein
rundbogiges Renaissanceportal mit verzier-
ten Quadern prägt den Eingangsbereich. Das
eingeschossige Waagehaus wurde in der 2.
Hälfte des 18. Jh. ebenfalls auf Bruchstein-
mauerwerk errichtet. Im überhöhten Quer-
haus mit mächtiger hölzerner Windenanlage
befand sich bis zur Umnutzung als Wohn-
haus 1919 die Waage.

Auf der anderen Straßenseite steht das älte-
ste datierte Fachwerkhaus Wolfenbüttels von
1597 mit einer Inschrift im Sturzbalken des
ehemaligen Windenerkers. Dieses Haus, Kanz-
leistraße Nr. 13, ist ein Prototyp des frühen
Hofbeamtenhauses mit asymmetrischem Er-
ker und ohne Zwerchhäuser. 1975 fand ein
Abbruch statt, bei dem jedoch die Fassade
an der Kanzleistraße in den Neubau über-
nommen wurde. Sie zeigt ungewöhnlich
reiche Fachwerkzierformen. Die Setzschwel-
len und Fußdreieckspaare sind mit Beschlag-
werkornamentik versehen, die Ständer im
Brüstungsbereich ziert eine Perlschnur in
Hufeisenform, profilierte Volutenknaggen
und Kopfbänder sowie Füllhölzer mit
Konsolfries schmücken die Auskragungen
der Obergeschosse. Der westseitige Erker
neben dem außermittigen Portal wur-
de ehemals von 2 Holzpfeilerpaaren unter-
stützt.
Nr. 11 an der Ecke zur Bärengasse ist ein
ehemaliges Hofbeamtenhaus, das 1911 im
Zusammenhang mit dem Gebäude Lange
Herzogstraße 12 in historischem Fachwerk-
stil umgebaut bzw. erneuert wurde. Von

dem Ursprungskörper blieb lediglich der
taugerahmte korbbogige Hauseingang mit
der Jahreszahl 1598 in der Spolie (?) im
Oberlicht erhalten.
Das Eckgebäude zum Stadtmarkt, das Haus
Nr. 20, wird durch seine zwerchhausbekrön-
ten Erker gegliedert und ist ein entscheiden-
des Element sowohl im Straßen- als auch im
anschließenden Platzbild. Das Fachwerkge-
füge wurde auf hohem Bruchsteinsockel mit
kreuztonnengewölbtem Keller errichtet. Die
Obergeschosse mit kräftigen Fußdreieckspaa-
ren kragen zu allen Seiten auf profilierten
Lappenknaggen stark aus. Der Bauherr des
um 1604 errichteten Gebäudes war wohl
der Hofmaler Nolte.
Die übrige Bebauung, deren Entstehung bis
ins 19. Jh. reicht, besteht aus den ortsübli-
chen, z.T. stattlichen Bürgerhäusern. Unter
ihnen fallen die Häuser Nr. 10 und 19 durch
ihre klassizistische Straßenfront auf; letzte-
res mit zeitgenössischem reich dekoriertem
Tor. Einige wenige Gebäude wurden am An-
fang dieses Jahrhunderts im Stile des Histo-
rismus erneuert, so Nr. 11, 15 und 16/17.

Kanzleistraße 11 —6, Nordseite


Kanzleistraße 5, ehemaliges Waagehaus,


Kanzleistraße 20, Hofbeamtenhaus, 1604


Kanzleistraße 18-20, Nordseite, Stadtmarkt
mit Rathaus im Hintergrund


2. Hälfte 18. Jh.


Kanzleistraße 2—1; mittlerer Hausteil von Nr. 1,2. Hälfte 17. Jh.

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