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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0061
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STOBENSTRASSE, MÜHLENSTRASSE,
AM ALTEN TORE
Die Mühlenstraße, Stobenstraße und Am Al-
ten Tore erschließen mit der Langen Herzog-
straße die nordwestliche Bebauung, die be-
reits im Rahmen der ersten Ausbauphase der
Alten Heinrichstadt um 1585 angelegt wur-
de.
Stobenstraße
Die Stobenstraße ist die nördliche, parallel
zur Langen Herzogstraße verlaufende Rand-
straße, deren nördliche Bebauungsreihe bis
1907 von einem Okerkanal begrenzt war.
Jenseits davon lagen bis zum 19. Jh. die
Festungswälle. An ihrem Westende führt die
Stobenbrücke über den nach Süden fließen-
den Kanal „Klein Venedig". Das Straßenbild
setzt sich aus traufständig aneinandergebau-
ten Fachwerkhäusern zusammen, deren Ty-
pologie, Baualter und Geschlossenheit ab-
schnittsweise unterschiedlich sind. Die Süd-
seite wird geprägt durch die Wirtschaftsge-
bäude der Hofbeamtenhäuser der Langen
Herzogstraße, deren tiefe Grundstücke bis

Kanzleistraße 13, Hofbeamtenhaus, 1597


Stobenstraße 5, linker Haustei
wohl 2. Hälfte 16. Jh.


hier zur Stobenstraße reichen. Dies sind das
stattliche langgestreckte Lagerhaus von Haus
Nr. 62 aus dem 16./17. Jh. sowie der massive
viergeschossige ehemalige Kornspeicher von
Nr. 63, der Mitte des vorigen Jahrhunderts
errichtet wurde und den historischen Bezug
zu den ehemaligen Mühlen in diesem Bereich
herstellt. Den Abschluß dieser Zeile bildet
das straßenseitig holzverkleidete Wohnhaus
Nr. 4 aus der 2. Hälfte des 17. Jh. Die Rand-
lage bestimmte insbesondere die Eigenart der
nordseitigen Bebauung. Auf Kleinstparzellen
wurden hier die sogenannten „Buden" für
die sozial schwächeren Bewohner errichtet.
Diese Häuser stammen vorwiegend aus dem
17. Jh. und wurden im 18./19. Jh. meistens
aufgestockt. Westlich daran anschließend
haben kleine Lager- und Werkstattgebäude
der Jahrhundertwende eine eigene Struktur
gebildet.
Das bemerkenswerteste Haus der gesamten
Straße und wohl älteste erhaltene Fachwerk-
gebäude in der Alten Heinrichstadt ist das
Haus Nr. 5 auf der Nordseite. Von den zwei
Hausteilen ist der linke wohl bereits in
der zweiten Hälfte des 16. Jh. errichtet wor-

Stobenstraße, Kornspeicher und Lagerhaus
von Lange Herzogstraße 63, 62


Mühlenstraße von Lange Herzogstraße


den. Er zeigt die für diesen Zeitraum typi-
schen Fachwerkzierformen wie Fußdreiecks-
paare mit Fächerrosetten und Tierdarstel-
lungen auf der Setzschwelle. Das Erdge-
schoß ist später erneuert worden. Der
rechte Hausteil aus dem frühen 17. Jh. zeigt
Fachwerkverzierungen auf der Rückseite.
Die geräumige Diele mit barocker Treppe
ist erhalten.
Mühlenstraße
Die Mühlenstraße stellt eine kurze Verbin-
dung zwischen Stobenstraße und Langer
Herzogstraße/Krambuden her. Sie erlangte
ihre Bedeutung sicher erst mit der Erbauung
der ehemaligen Sägemühle 1602. Die 1609
hier errichteten „Krambuden" wurden wohl
1611/16 durch größere Bürgerhäuser ersetzt.
So das Wohn- und Geschäftshaus Nr. 5, das
in zwei Bauperioden der ersten und zweiten
Hälfte des 17. Jh. entstand, das im Erdge-
schoß jedoch stark verändert ist. Aus der
Mitte des 19. Jh. stammt das im klassizisti-
schen Stil aus zwei älteren Hausteilen
zusammengefügte und mit Sollingplatten
verkleidete Haus Nr. 2.

Stobenstraße, Nordseite von Am Alten Tore


Stobenstraße in Richtung Am Alten Tore


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