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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0065
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Straße 2) und Kamine mit Stuckdekoratio-
nen im z.T. gleichen Stil. Von den anderen
Gebäuden zeigt das Haus Nr. 3 vielfältige
Fachwerk-Zierformen aus seiner Entstehungs-
zeit. Im Inneren ist eine reiche Innenausstat-
tung ebenfalls aus dem 18. Jh. erhalten. Hier
befinden sich im linken der 4 straßenseitigen
Räume (Enfilade) eine Rokkokodekoration
sowie mit höfischen Park- und Tanzszenen
bemalte Leinwandtapeten, die um 1740
wohl von Heinrich Cr. Piccart jun. bemalt
wurden.
Mit den prunkvollsten Fachwerk-Zierformen
an Schauseite und Rückfront ist das Haus
Nr. 6 ausgestattet. Die Ständer sind mit
Perlschnur, Diamanten, Kanneluren und Be-
schlagwerk geschmückt. Die Auskragung des
Oberstocks, der Dachbalken und Zwerch-
giebeldreiecke sind mit reich ornamentierten
Knaggen, Füllhölzern und Setzschwellen ver-
sehen. Die Brüstungsfelder der Zwerchhäuser
enthalten nachträglich eingesetzte gebuckel-
te Andreaskreuzverstrebungen. Der ebenfalls
zu Anfang des 18. Jh. entstandene opulente
Innenausbau ist jedoch mit Ausnahme eini-
ger Türen vernichtet, ebenso der Gartenpa-
villon in barockem Stil.

Kornmarkt 14—7, Südseite



Kornmarkt 9—14, bis Hauptkirche St. Marien


Kornmarkt 3—1, westliche Platzfront
mit Stadtmarkt 14 rechts

Nr. 8 ist der einzige Rokkoko-Neubau dieser
Straßenfront und wurde wohl' in der 2. Hälf-
te des 18. Jh. errichtet. Er prägt die Ecksi-
tuation zur Klosterstraße. Das hohe Man-
sarddach ist an beiden Straßenseiten von
mittigen Zwerchhäusern gegliedert. Im Erd-
geschoß befindet sich ein moderner Laden-
einbau. Sein pultdachgedeckter Flügel an der
Klosterstraße mit hohem Erdgeschoß in
Bruchsteinmauerwerk von 1740 wurde am
Anfang des 19. Jh. aufgestockt.
Ab Klosterstraße bis zum Durchgang zum
Stadtmarkt gehört die Häuserzeile schon
zum Kornmarkt, sie ist jedoch von ihrer
Entwicklung und Gebäudestruktur her ein-
deutig der Bebauung der Reichsstraße
zuzuordnen. Sie besteht aus dem wichtigen
Eckkomplex Stadtmarkt 14, dessen Seiten
und Hintergebäude in der Flucht der Reichs-
straße liegen, dem Gebäude Klosterstraße 2
(siehe dort) sowie Kornmarkt 15 in der
Mitte.
Die südliche und westliche Häuserfront des
Kornmarktes wird aus einem Gemenge an
unterschiedlichen Gebäudetypen des 17.—
19. Jh. gebildet. Zahlreiche moderne Laden-
einbauten haben die Gebäudestruktur zu-

sätzlich verändert. In dem Rest eines ehema-
ligen, 14 Gefache breiten Hofbeamtenhauses
Kornmarkt 1/2 lebte im 17. Jh. die Familie
des Kupferstechers Konrad Bruno, einem
Vorzeichner zu Merians Topographien der
Herzogtümer Braunschweigs und Lüneburg.
Das große Fachwerkgebäude Nr. 12/13 aus
der 2. Hälfte des 19. Jh. liegt auf der Süd-
seite des Platzes. Mit seinen stattlichen Hof-
flügeln und dem älteren Hinterhaus wohl aus
dem 18. Jh. weist es als ehemalige Korn-
handlung (1883) auf die Umbenennung des
Platzes zum Kornmarkt hin.
Daneben, an der Ecke Kleine Kirchstraße,
steht das hohe, besonders stattliche Fach-
werkhaus Nr. 14 mit rückseitigen Flügeln.
Es wurde um 1789 in einer an Neubauten
armen Zeit wohl von dem Architekten Chr.
G. Langwagen für den Drost von Rodenberg
errichtet. Seine schlichte, einheitlich über-
strichene Fassade ist typisch für die Entste-
hungszeit im spätbarocken Zeitalter. Hofsei-
tig springt ein polygonaler Treppenhausvor-
bau mit einer klassizistischen Treppenanlage
mit Galerien vor. Im Zusammenhang mit der
Nutzung als Zollamt erfolgten 1965 starke
Veränderungen in den Innenräumen.

Kornmarkt von Osten


Kornmarkt, nördliche Platzseite mit Nr. 15, Hofbeamtenhaus, A. 17. Jh.


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