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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0066
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Von den in der Mitte des 18. Jh. entstande-
nen Häusern Nr. 8 und 9 zeigt Nr. 9 noch
im oberen Bereich typische Merkmale wie
ein Zwerchhaus mit Fußvoluten und ein Och-
senauge im Giebeldreieck. Das weit zu-
rückliegende parallele Hinterhaus, das eben-
falls in der Mitte des 18. Jh. errichtet wor-
den ist, wird durch Flügelbauten mit auskra-
genden Laubengängen im Obergeschoß ver-
bunden. Das Hinterhaus selbst hat eine sym-
metrische gestrichene Gartenfront nach
Süden, die durch einen frontispizbekrönten
Mittelrisalit gegliedert ist. Die rechten Ach-
sen sind massiv ersetzt worden.
Der gesamte Straßenzug ist gegenwärtig von
hohem Verkehrsaufkommen belastet und
hat zusätzlich die Funktion als Knoten-
punkt des städtischen Omnibusverkehrs.
Die Grünfläche in der Mitte wird durch ru-
henden Verkehr überlagert.

STADTMARKT
Der Stadtmarkt, am westlichen Rand der
Alten Heinrichstadt gelegen, faßt die nörd-
lichen zwei Hauptachsen Lange Herzog-
straße/Kanzleistraße und Reichsstraße/Korn-
markt zusammen. Seine annähernd recht-
eckige Form streckt sich in Nord-Südrich-
tung lang aus. In der Flucht der östlichen
Häuserzeile besteht ein schmaler Durchgang
nach Süden zum Kornmarkt. Im Norden
wird der Platz hinter seiner breiten Öffnung
von den stattlichen Hofbeamtenhäusern der
Langen Herzogstraße (Nr. 62 und 63) räum-
lich begrenzt. Die westliche Platzseite, die
heute durch den Rathauskomplex gebildet
wird, stößt rückwärtig direkt an den Oker-
kanal „Klein Venedig".
Das Bild eines repräsentativen und trotz der
im einzelnen unterschiedlichen Merkmale
einheitlichen Platzraumes entsteht durch die
stattlichen zwei- und dreigeschossigen,durch-
weg zwerchhausbestückten Fachwerk-Bauten
des 17. Jh. Ein gründerzeitliches Denkmal
Herzog August des Jüngeren stellt den opti-
schen Mittelpunkt dar. Wenige Bäume und
eine geometrische Pflasterung deuten eine

Zentralzone an, die normalerweise als Park-
platz genutzt wird und auf der ein Wochen-
markt stattfindet. Im Gegensatz zu den ihn
umgebenden betriebsamen Straßenzügen
strahlt der Platz eine Ruhe aus, die von sei-
ner Funktion als Verwaltungszentrum mit
nur einem geringen Anteil an Geschäfts-
nutzung herrührt. Ein Verwaltungsschwer-
punkt in der Stadtmitte (incl. Kanzleistraße)
entwickelte sich bereits in der ersten Resi-
denzepoche unter Herzog Julius neben dem
auf der Dammfestung. Das Geschäftsviertel,
das sonst meistens der Mittelpunkt histori-
scher Städte ist, war hingegen zeitweilig aus
dem Stadtteil ausgelagert und entwickelte
sich daher in Wolfenbüttel später exzentrisch
insbesondere an der Langen Herzogstraße.
Der Stadtmarkt wurde 1590 auf morastigem
Teichgebiet westlich des damaligen Vor-
werks (Kanzlei) planmäßig angelegt. Die
Standortwahl für den Bau des Rathauses
und die Verlagerung des Marktbetriebes aus
der Juliusstadt (Gotteslager) auf den Stadt-
markt können etwa gleichzeitig angenom-
men werden. Das Marktrecht bestand hier
schon seit 1570.

Stadtmarkt, Nord- und Ostseite, Durchblick in die Lange Herzogstraße


Stadtmarkt 1, frühes 17. Jh.,
Laubengang auf der Nordseite



Stadtmarkt 2, 3, Rathaus, 1603—1609

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