Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pantel, Etta [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0082
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Flucht der Türme nach Westen vorgezogen
und der Kirchenraum im Gegensatz zu vor-
her ebenerdig angelegt worden. Die breit
gelagerte westliche Front wurde nach dem
Vorbild des Mittelrisalits am abgebrochenen
Schloß in Salzdahlum erbaut mit einer
Vertikalgliederung durch eine Kolossalord-
nung korinthischer Pilaster. Der allegorische
Figurenschmuck des bewegten Giebels von
1720/ 22 darüber wird Franz Finck zuge-
schrieben.
Im Inneren beherrschen zehn mächtige,
durch Kämpferaufsätze überhöhte, korinthi-
sche Säulen den hohen Mittelraum mit Spie-
gelgewölbe. Dieser ist von zweigeschossigen
Holzemporen im Umgang umschlossen. Die
zurückhaltende Stuckdekoration ist wahr-
scheinlich von Carlo Rossi. Die Kanzelwand
hinter dem Altar wurde 1754 von A. Trew
errichtet. Zwischen zwei korinthischen Säu-
len vor Doppelpilastern ist der Kanzelkorb
von 1714 eingelassen. Ein reich geschnitzter
Orgelprospekt fand 1722 hier eine neue Ver-
wendung. Die Kirche enthält zahlreiche
ornamentierte Grabsteine des 18. Jh.
Der Baukörper ist 1963/65 mit neuer Farb-
gestaltung restauriert worden.

An den Längsseiten des Platzes, insbeson-
dere östlich von Breite Herzog-/Lange Stra-
ße, stehen stattliche, auf repräsentative Wir-
kung ausgelegte zwei- und dreigeschossige
Fachwerkbauten, die seit dem 18. Jh. nahe-
zu unverändert sind. Im Gegensatz zum öst-
lichen ist der westliche Platzbereich durch
moderne Anpassungsbauten wie Nr. 4—5,
17 und 19 sowie durch das Bankhaus Nr. 20
baulich verändert worden.
Das ehemalige Predigerhaus der St. Trinitatis
Kirche, Holzmarkt 8, aus dem frühen 17. Jh.
ist eines der ältesten Gebäude hier. Die mitti-
ge barocke Auslucht und zweiflügelige Haus-
türe wurden im 18. Jh. hinzugefügt. Das
Haus Nr. 9 von um 1600 mit einem Hinter-
haus an der Karlstraße hat mit seinen sym-
metrisch angeordneten Zwerchhäusern, der
mittigen Durchgangsdiele und den reichen
Ornamentierungen Hofbeamtenhauscharak-
ter. Desgleichen Nr. 15 von um 1600 mit
symmetrischen Erkern, die in der Zeit vor
dem Ladenausbau möglicherweise als Aus-
luchten bis zum Boden geführt waren. Die
Fußdreieckspaare sowie Verzierungen des
Eckständers, der Knaggen und Setzschwel-
len charakterisieren das Erscheinungsbild.

Eines der am reichsten geschmückten histo-
rischen Fachwerkhäuser Wolfenbüttels ist
das gegenüberliegende Eckhaus zur Breiten
Herzogstraße, Holzmarkt 14, von 1650.
Der rechteckige einfache Baukörper hat ein
hohes Satteldach, dessen straßenseitiger zie-
gelbehangener Giebel mit einer Ladeluke
und datiertem geschweiften Sturzbalken so-
wie einem Kranausleger auf die ehemalige
wirtschaftliche Nutzung als Brauhaus hin-
weist. Noch heute befindet sich eine Gast-
stätte im Erdgeschoß. Der hohe Unterstock,
bestehend aus Erd- und Zwischengeschoß,
wurde in Geschoßbauweise errichtet. Die
den jüngeren Hauseingang am Holzmarkt
flankierenden Ständer sind ornamentiert,
während der Eckständer als 3/4-Säule mit
einem Kompositkapitell versehen ist. Das
niedrige Obergeschoß kragt auf mit reichem
Schnitzwerk verstehenen Volutenknaggen
aus, die Eckknagge enthält einen Neidkopf.
Die Füllhölzer, Setzschwellen und Fuß-
strebenpaare sind allenthalben mit ornamen-
talen Verzierungen sowie mit umlaufenden
Inschriftbändern und Datierungen ge-
schmückt.

Holzmarkt 7—9, Südseite Holzmarkt 14, 1650, Detail der Giebelseite


Lohenstraße in Richtung Okerstraße Kreuzstraße 7, 1. Hälfte 17. Jh.


78
 
Annotationen