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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0083
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Das Haus Nr. 7 von 1680 liegt an der Ecke
zur Langen Straße und wurde mit dem Aus-
bau der Langen Straße um zwei auf Pfeilern
ruhende Achsen des ehemaligen Nachbar-
hauses verlängert. Anstelle des ehemaligen
korbbogigen Dielentores ist es heute mit ei-
nem modernen Ladenausbau versehen.
Das besonders stattlich wirkende Haus Nr.
13 repräsentiert das Bauschaffen des frühen
18. Jh. Die hohe mittige Durchfahrtsdiele
mit dreiflügeligem Tor und radial versproß-
ter Lünette sowie barocker Holzrahmung
und -verdachung kennzeichnen die ansonsten
schlichte, barocke, symmetrisch aufgeteilte
Fassade.
DIE QUERSTRASSEN DER BREITEN
HERZOGSTRASSE/LANGE STRASSE
Der Straßenzug Lohenstraße/Wallstraße und
die Kreuzstraße sind die beiden Querstraßen
zur Breiten Herzogstraße; die Kannengießer-
straße und Karrenführerstraße sind Querstra-
ßen der Langen Straße. Sie bilden zusammen
das streng orthogonale Straßensystem der
Neuen Heinrichstadt, das seit 1571 unter
dem Herzog Julius und Heinrich Julius kon-
zipiert und errichtet wurde.
Lohenstraße
Der westliche Teil dieser Querstraße wird
erst seit 1840 als Lohenstraße bezeichnet.
Der Name geht auf eine hier ansässige Fami-
lie Lohe zurück. Die Wallstraße als östliche
Fortsetzung führt in die Juliusstadt (siehe
dort).
Am Westende knickt die ansonsten gradli-
nig geführte Straße leicht nach Süden ab
und paßt sich somit dem Straßensystem der
Alten Heinrichstadt an.
Die ruhige Wohnstraße hat ihr ursprüngli-
ches Erscheinungsbild gut bewahrt. Die Be-
bauung mit „Buden" und „Wohnhäusern" in
zwei- und dreigeschossiger Fachwerkbauwei-
se stammt aus dem 17. und 18. Jh. Im mitt-
leren Straßenabschnitt wird die ansonsten
geschlossene Bebauung seit jeher von Hof-
und Gartengrundstücken unterbrochen; eini-
ge für das Straßenbild wichtige Häuser sind
Eckgebäude der Oker- und Breiten Herzog-
straße.
Viele Fachwerkfassaden sind von Holzver-
kleidungen des 19. Jh. verdeckt; die Dach-
landschaft ist durch Zwerchhäuser oder
Teilaufstockungen abwechslungsreich gestal-
tet wie bei Haus Nr. 2 aus dem 17. Jh.
Nr. 5 ist ein typisches Beispiel einer Fach-
werk-,,Bude" aus dem mittleren 17. Jh.,
während das etwa gleichzeitig errichtete
ehemalige Brauhaus Nr. 6 eines der statt-
lichen Wohnhäuser ist, mit Veränderungen
des frühen 19. Jh. im Erdgeschoß.
Kreuzstraße
Die durch die Breite Herzogstraße geteilte
Kreuzstraße hieß bis ins 19. Jh. im Westteil
„Obere" und im Ostteil „Untere" Kreuz-
straße.
Der Ostteil hat bis heute einen breiten Quer-
schnitt und ist mit einer doppelten Ulmen-
reihe bepflanzt. Dadurch entsteht im Zusam-
menhang mit der gut erhaltenen ortsüblichen
Fachwerkhausbebauung des 17. Jh. ein be-
sonders reizvolles Bild, das jedoch durch par-
kende Autos gestört ist. Einige Häuser des

frühen 17. Jh. sind rückseitig mit besonders
interessanten Zierformen ausgestattet, so
Nr. 4 mit klassizistischer Front und Nr. 5/6,
letzteres wohl ein ehemaliges Pfarrhaus der
St. Trinitatisgemeinde. Das Eckgebäude Nr.
7 mit den Rück- und Seitenflügeln aus dem
mittleren 19. Jh. ist straßenseitig reich ver-
ziert und trägt zu dem harmonischen Bild
bei. Das Eckhaus Nr. 8, im Kern wohl aus
dem frühen 17. Jh., war ein Brauhaus und
besaß eine ehemalige Tordurchfahrt straßen-
seitig rechts. Von den Häusern des frühen
18. Jh. hat Nr. 11 gemusterte Ziegelausfa-
chungen sowie eine interessante neuere, mit
schmiedeeisernen Gittern verzierte Haustür.
Das Satteldach wurde modern ausgebaut.
Auf der anderen Straßenseite der Breiten
Herzogstraße verengt sich der Querschnitt
der Kreuzstraße nach Westen. Dieser Stra-
ßenabschnitt weist eine heterogene Bebau-
ung auf, von der der Eckkomplex Nr. 14a, b
Ecke Breite Herzogstraße aus dem frühen 17.
Jh. trotz modernem Ladeneinbau im Eck-
haus von Bedeutung ist. Ein Großteil der
Grundstücke war 1840 noch Gartenfläche,
die seitdem sporadisch bebaut wurde; so
Haus Nr. 14c von 1850, Haus Nr. 2 ebenfalls

in der Mitte des 19. Jh. und der Verlänge-
rungstrakt von Nr. 15 erst im Jahre 1939.
Nr. 1 stammt dagegen schon aus dem frühen
18. Jh.
Kannengießerstraße
Sie wurde schon 1679 als „Cannengießer-
straße" und 1754 als „Zinngießerstraße"
bezeichnet. Diese Benennungen deuten auf
die zahlreichen Zinngießerfamilien hin, die
nachweislich hier lebten.
Das ursprüngliche straßenräumliche Gefüge
ist im Zusammenhang mit den Gebäudeab-
rissen zur Verbreiterung der Langen Straße
zerstört. Die Neubauten an der Langen
Straße haben die östliche Fortführung der
Kannengießerstraße ebenso wie die der süd-
lich gelegenen ehemaligen Karrenführer-
straße verriegelt.
Insgesamt sind nur zwei ältere Gebäude er-
halten geblieben. Dies sind das im Unterge-
schoß veränderte Haus Nr. 17 als Zeuge der
Erstbebauung aus dem frühen 17. Jh. und
das etwa 100 Jahre jüngere Haus Nr. 11, das
eine verkleidete Straßenfront und einen
reich gestalteten Ladenausbau der Jahrhun-
dertwende zeigt.

Kreuzstraße 8—15, Nordseite


Kreuzstraße 14, 15 bis Okerstraße


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