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Pantel, Etta [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0105
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durch moderne Ladenausbauten z.T. verän-
dert. Wegen der insgesamt jedoch geringen
strukturellen Veränderungen gab es bis heute
keine tiefgreifenden Verluste der histori-
schen Bausubstanz.
Erst nach der Entfestigung seit der ersten
Hälfte des 19. Jh. setzte sich die Entwicklung
des Stadtteils fort. Der nur geringe Spiel-
raum bis an die Bahnanlagen im Südwesten
wurde durch einige größere Gewerbebetriebe
wie z.B. die Ravensberger Spinnerei gefüllt
(vgl. historische Karten von 1840 und 1890).
Neue Wohnbebauung entwickelte sich stadt-
einwärts bis zum Schloß-/Dammbereich mit
einer geschlossenen Bebauung auf der Nord-
seite der damaligen Auguststraße (heute
ebenfalls Dr.-Heinrich-Jasper-Straße). Stadt-
auswärts entstanden meist schlichte ein- und
zweigeschossige Fachwerkhäuser. Heute hat
die Bebauung das Dorf Groß Stockheim er-
reicht.
Die 1899 von der Stadt Wolfenbüttel geplan-
te rasterförmige Erweiterung nach Norden
auf dem Gebiet von ebenem Garten- und
Feldgelände ist nur in Teilen ausgeführt wor-
den. Verwirklicht wurde u.a. die Fritz-Fi-

scher-Straße mit nordseitigen uniformen
dreigeschossigen „Mietskasernen" bereits
1899 sowie später die Schützenstraße, eben-
falls mit einer Mietshausbebauung.
DR.-HEINRICH-JASPER-STRASSE
Die ost-westgerichtete Haupterschließungs-
straße der 1651 geplanten Auguststadt, ehe-
mals Haupt- oder Breite Straße genannt, ist
durch einen besonders breiten Straßenquer-
schnitt gekennzeichnet. Heute wird der ge-
samte Straßenzug von Groß Stockheim im
Westen bis zum Schloßbereich im Osten
nach Dr. Heinrich Jasper benannt.
Im Erscheinungsbild des langen Straßenzu-
ges sind zwei Bauphasen deutlich zu erken-
nen: In der ersten Bauphase im 17. Jh. ent-
standen in den Grenzen der historischen
Auguststadt zwischen dem Okerumflutgra-
ben und dem ehemaligen „August Tor" ein-
fache und stattliche Fachwerk-,,Buden",
deren Substanz größtenteils noch erhalten
ist. Im Laufe des 18. Jh. wurden sie häufig
durch Dachausbauten wie Zwerchgiebel oder
Frontispize bereichert, im Laufe des 19.
und besonders im 20. Jh. dagegen durch

Ladeneinbauten und Verkleidungen z.T.
stark gestört.
Das 1698—1704 durch die Herzogin Elisa-
beth Juliane von Hermann Korb errichtete
Waisenhaus Nr. 22 ist das dominierende
Bauwerk in diesem Straßenabschnitt. Hierzu
trägt die ungewöhnliche Länge des zweige-
schossigen, verputzten Fachwerk-Baukörpers
sowie seine exponierte Lage am Okerufer
bei. Die Zentralzone des Gebäudes wird be-
tont durch ein Rundbogenportal sowie einen
laternenbekrönten Turmaufbau. Die große
Eingangshalle hat einen geschwungenen
Treppenaufgang zu dem hofseitigen auf
Holzarkaden ruhenden geschlossenen Lau-
bengang. Das parallele Hintergebäude wurde
1653 erbaut und ist damit eines der ältesten
Gebäude in der Auguststadt.
Zusammen mit weiteren, wenig gestörten
Gebäuden ist das ursprüngliche Straßenbild
lebendig geblieben. Das Haus Nr. 21 aus der
2. Hälfte des 17. Jh. wird durch die breite
Brüstungszone mit erhabener Arabeskenor-
namentik geprägt. Die Ladenzone wurde bis
heute mehrfach verändert. Das Haus Nr. 24
von 1654 war 1754 Fürstliches Hof- und

ev. St. Johanniskirche


Glockengasse mit Glockenturm
der St. Johanniskirche


Dr.-Heinrich-Jasper-Straße 22,
ehemaliges Waisenhaus, 1698—1704



Dr.-Heinrich-Jasper-Straße 22, Rückseite


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