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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0118
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die verzierte Eingangslaube an der Giebel-
seite erhalten. Die Häuserzeile Nr. 2—20 zu
Anfang der Halchterschen Straße entstand
um 1890. Sie ist von dem Viehhändler Sally
Pohly wohl in einem Zuge errichtet worden
und wurde bis in jüngster Zeit von einem
breiten Grünstreifen mit doppelter Allee be-
gleitet. Die Bebauung selbst besteht vorwie-
gend aus Doppelhäusern mit beidseitigem
Bauwich, beginnend mit dem Eckbau Nr. 2,
einer Gaststätte mit ehemaligen Ausspann.
Die zweigeschossigen Fachwerkhäuser, die
meist mit mittigem Zwerchhaus ausgestattet
sind, wirken recht einheitlich und sind bis
auf das verkleidete Haus Nr. 6 weitgehend
unverändert. Die im Süden anschließenden,
ebenfalls in Fachwerkkonstruktion errichte-
ten Häuser Nr. 28—32 wurden 1904 wohl in
Erwartung einer Planstraße gebaut, denn sie
zeigen eine eindeutige Eckausbildung.
Die Straße Im Kalten Tale ist an ihrem süd-
lichen Anfang seit dem Ende des 19. Jh.
nordseitig ebenfalls geschlossen bebaut wor-
den. In der stark veränderten Häuserreihe
fällt das schlichte, ehemals symmetrisch
gegliederte Fachwerkhaus Nr. 6 von 1886
auf. Die gegenüberliegende Straßenseite wird
durch kleinere Gebäude einer ehemali-
gen Mühlsteinfabrik geprägt, deren Wohn-
haus in einem großen Garten giebelständig
an der Straße steht. Das Haupthaus, Im Kal-
ten Tale 3, ist wohl gegen Ende des 18. Jh.
durch Aufstockung und Erweiterung aus
einem früheren Gartenhaus entstanden. Das
Erdgeschoß des mit zahlreichen Zierformen
geschmückten Fachwerkhauses ist bis auf
eine hölzerne Veranda und Eingangslaube
verputzt. Im Straßenverlauf schließt die ehe-
malige Hofanlage Nr. 5 an, deren straßensei-
tig ziegelbehangenes Wohnhaus aus der 1.
Hälfte des 19. Jh. stammt.
Die Entwicklung des Gewerbes und der
Industrie
Die gesamte südwestliche Außenstadt ist
stark geprägt von den Bahnanlagen der Deut-
schen Bundesbahn, die bereits 1838 als erste
Deutsche Staatseisenbahn von Braunschweig
nach Wolfenbüttel errichtet worden sind. Zu-
sammen mit der Landeseisenbahn, welche im
Bereich der Gebrüder-Welger-Straße in die
Bundesbahn mündet, hat sie seit jeher Ge-
werbebetriebe angelockt und damit diesem
Bereich seinen besonderen Charakter ge-
geben.
So haben die der Bahn zugekehrten Straßen-
seiten der Goslarschen und Halchterschen
Straße aufgrund ihrer verkehrsgünstigen Lage
zwischen zwei Verkehrssträngen eine Tradi-
tion als Gewerbefläche. Die seit 1861 als
,,Holzhof'' bezeichnete Fläche am südlichen
Ende der Goslarschen Straße/Ecke Bahnhof-
straße wird heute von den Stadtwerken ge-
nutzt. Interessant ist das dazugehörige
Wohnhaus Goslarsche Straße 2, das 1887 als
stattliches Klinkergebäude mit Rundbogen-
fenstern erbaut wurde.
Auch die Gebrüder-Welger-Straße hat ihre
Tradition als Gewerbestandort noch ver-
stärkt und ist heute vollkommen von Gewer-
be- und Industriebauten geprägt. Die das
heutige Straßenbild beherrschende Maschi-
nenfabrik ist aus einer in der 2. Hälfte des

19. Jh. gegründeten Kupferwarenfabrik her-
vorgegangen, die sich hier wegen der Lage an
Bahnhöfen der Landes- und ehemaligen
Staatseisenbahn angesiedelt hatte. Die ersten
Fabrikbauten sind ebenso wie die Neubauten
von 1913 heute z.T. abgerissen oder stark
verändert worden. Das 1907 auf dem Fabrik-
gelände mit beidseitigen Brandwänden er-
richtete Wohnhaus Gebrüder-Welger-Straße 7
ist unverändert erhalten geblieben. Die mit
vertikaler Holzverkleidung behangene Schau-
front wird durch einen Vorbau sowie einen
außermittigen Risalit gegliedert. Schmuck-
elemente sind u.a. Stichsägearbeiten im
Bereich der Gesimse .
Weiter östlich wurde 1919 an der Landes-
eisenbahn der Schlachthof errichtet, heute
Grauhofstraße 6. Die nördliche Zeile dieser
siedlungsähnlichen Anlage wurde vor kurzem
abgebrochen. Die übrigen Gebäude werden
z.Zt. als Lagerraum benutzt. Die torbilden-
den Wohn- und Verwaltungsgebäude, das
linke mit Freibank und Pferdeschlachterei,
sind in dem für die Zeit typischen histori-
schen Fachwerkstil auf massivem Erdge-
schoß errichtet worden.

Ein Beispiel der jüngeren Siedlungsentwick-
lung ist die aus den Jahren von 1910—25
stammende einheitlich wirkende Bebauung
der Blücherstraße im Norden der Frankfur-
ter Straße. Etwas jünger sind die dreigeschos-
sige Mehrfamilienhäuser der nahen Ring-
straße, die 1929/30 von der Baugenossen-
schaft „Eigenhilfe" errichtet worden sind.

Im Kalten Tale 6, 1886


Im Kalten Tale 3,
Kernsubstanz 1. H. 19. Jh.


Im Kalten Tale 5, Teil einer kleinen Hofanlage,
1. H. 19. Jh., unverkleidete Rückseite


Gebrüder-Welger-Straße 7, 1907



Grauhofstraße 6, ehemaliger Schlachthof, 1910/11

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