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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0125
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Die Stephanskirche, Hauptkirche des Archi-
diakonats Atzum, gehörte schon im 9. Jh. zu
den 35 Pfarrkirchen des Bischofs von Cha-
Ion-Halberstadt. Die Pfarre war seit der Re-
formation mit dem Gotteslager zu Wolfen-
büttel und seit 1634/68 mit Salzdahlum ver-
einigt und wurde 1859 wieder selbständig.
Gegenwärtig gehört Atzum zur Pfarre Ah-
lum. Die Ländereien des Dorfes mit ihren
Gehöften waren seit dem 14. Jh. bis ins
18./19. Jh. im Besitz verschiedener Klöster
und Stifte und wie im benachbarten Ahlum
als herzogliches Lehen an den Landadel bzw.
Braunschweiger Bürger vergeben. Im Dreißig-
jährigen Krieg (1627) brannte das Dorf mit
Kirche und Pfarre nieder. Im Zweiten Welt-
krieg ist es besonders im Nordosten durch
Bomben stark zerstört worden.
Die Anzahl und Lage der 16 Hofstellen von
1770 haben sich im wesentlichen erhalten.
Zur Zeit der Separation 1850/51 wurde je-
doch die das fast runde Haufendorf umlau-
fende Ringstraße, von der strahlenförmig
Verbindungswege in die Landschaft führten,
durch gradlinige, fast rasterförmig angelegte
Tangenten mit rechtwinklig abbiegenden

Straßen ersetzt. Der ehemalige Erschlie-
ßungsstich von Westen mit angerartiger Er-
weiterung im Dorfinneren und einer Straßen-
gabelung, heute Lindenstraße, ist weitgehend
unbegradigt erhalten geblieben. Er hat je-
doch durch die neu geschaffene Nord-Süd-
verbindung durch das Dorf (Schlickerberg)
einen Ausgang nach Norden und Süden er-
halten.
Die heute überwiegend aus dem 19. Jh. stam-
mende Bebauung besteht aus streng in Ost-
Westrichtung erbauten Wohn- Wirtschafts-
gebäuden. Diese in Fachwerkkonstruktion
errichteten Häuser wurden meist anstelle von
Vorgängerbauten wieder errichtet. Sie prä-
gen je nach Straßenverlauf das Ortsbild
durch eine giebelständige Aufreihung wie
am Schlickerberg oder durch eine parallele
Stellung wie an der Lindenstraße. Die Form
der geschlossenen Drei- und Vierseithöfe ent-
stand durch zusätzliche nord- südgerichtete
Wi rt schaftsgebäude.
Der alte Dorfkern ist im 19. Jh. durch eine
Reihe von Anbauerstellen am westlichen
Ortsrand erweitert worden. In jüngster Zeit

hat sich eine Einfamilienhaussiedlung daran
angeschlossen.
Im Inneren ist das Ortsbild durch eine allge-
meine Strukturveränderung der Landwirt-
schaft, die ein Leerstehen der meisten Wirt-
schaftsgebäude und damit ihren Verfall bzw.
eine Umnutzung zur Folge hat, verändert
worden.
Das älteste erhaltene Beispiel eines typischen
Wohn- Wirtschaftsgebäudes steht Schlicker-
berg 7 auf einer ehemaligen Hofanlage. Es
wurde in der Mitte/2. Hälfte des 18. Jh. er-
richtet und zeigt im Erdgeschoß sowie im
knapp vorkragenden Oberstock einen sym-
metrischen Gefügeaufbau mit Halben und
Ganzen Riesen. Neben dem außermittigen
südseitigen Hauseingang ist das Gefüge des
ehern. Pferdestalls um 1900 massiv ersetzt
worden.
Ev. Kirche St. Stephan
Nordwestlich des ehemaligen Angers steht
die im Ursprung mittelalterliche Kirche in-
mitten eines gegenüber der Straße leicht er-
höhten Kirchhofs mit hohem Baumbestand.
Das langgestreckte Schiff mit Chor wird von



Atzum, ev. Kirche St. Stephan



Ahlum, Südstraße 19, wohl Mitte 18. Jh.


Atzum, Lindenstraße 8


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