Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2. Bestellungen tocröcn in allen Buch- und Kunst- —, Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subscriptions-» m%.

g cutblu ng en, sowie von allenP o stämtern und = W ajff yt preis für den Band von 26 Nummern 3 fl.54 kr. ^ °

^H^flu gse xp editi on en nn^enoittineii. ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern !> kr. od. 2'/- Sgr.

Tie Junker auf dem Schwalbcnhofe.

sich, mit tadellosem Fracke und weißer Cravatte angethan, in I
unserem Hause einzufinden, um mit uns nach St. Lorenzi-Kirche ^
zu fahren!" Und auf meinen Freund fiel ein leuchtender Blick
voll Liebe aus den schönen blauen Augen der jungen Nürn-
bergerin. „Damit Sie aber," fuhr, wieder zu mir gewendet,, .
die holdselige Braut fort, „für Ihre Aufopferung eine kleine i
Entschädigung haben, übergeben wir Ihnen hiemit ein Familien-
Alterthum, welches Sie gewiß interessiren und einige Zeit be- !
schäfligen wird; ja, Sic machen vielleicht gar noch eine Ge-
schichte daraus!" Und die junge Dame übergab mir ein zier- !
lieh geschnitztes Holzkästchen. Dasselbe war von dunkler Färbung. >
Ein Schlüsselchen stack an dem kleinen Schlofie. Als Orrlamen-
tirung lief um den ganzen Sockel des Kästchens eine in das
Holz geschnitzte Kette, zwischen deren Gliedern sich in gleichen :
Zwischenräumen je eine Schwalbe befand, welche mit Schnabel
und Füßchen die einzelnen Thcile der Kette zusammenhielt. Ich
empfing das seltsame Kästchen mit dem größten Interesse und !
.öffnete es neugierig. Drin' sah ich nun zwei goldene Ketten |
auf einem vergilbten Hefte von Pergamentblättern liegen.

„Bitte, bitte," sprach lächelnd die Braut, „bezähmen Sic
Ihre Neugierde! Wenn Sie heute schon den Inhalt dieses Per-
gamentes lese», dann sind Sie uns wieder für einige Tage un- ,
genießbar. Nein, erst nach unserer Vermählung mögen Sie an
diese Lektüre gehen. Es sind freilich Familiengeheimnisse, welche
ich Ihnen hiermit anverlraue. allein es ruht bereits der grauen
Vergangenheit sühnender und verklärender Nimbus auf ihnen.
Der dieses Pergament beschrieb, war ein Ahnherr meines Ge-
schlechtes, der patrizische Nürnberger Bannerhauptmann Heinrich :
| von Friedenheim, der Besitzer des schönen, alten Edelsitzes :
, Schwalbenhof, welchen Sie vor ein paar Tagen mit uns be- !
I suchten. Die Friedenheim, deren jüngster Sprosse ich bin, legten

Vorwort.

Ich war, der Einladung eines lieben Freundes folgend,
nach Nürnberg gekommen, um dessen Hochzcitfcicr beizuwohncn.
Zum ersten Male in meinem Leben sah ich die schöne und ehr-
würdige Reichsstadt. Si^nahm meinen Sinn ganz gefangen
und während mein Freund und seine holde Braut — die Tochter
eines reichen Nürnberger Handelsherrn — mit den Vorbereit-
ungen für den Ehestand vollauf zu thuu hatten, durchwanderte
ich Tage lang die vom Lärm des Gewerkes ertönenden Gassen,
besichtigte alle dem deutschen Gemiithe heiligen Stätten, wo
Kunst und Gewerbfleiß einstmals ihre reichsten Blüthen getrie-
ben, oder welche', wie die Burg, vom Geiste der alten deutschen
Kaiserzeit umweht sind. Ich betrat St. Lorenzi-Kirche, in deren
Hallen die Rose im Chor ihre Strahlen niedersenkte, indeß von
den Thürmen die Vesperstunde erschallte. Die Vergangenheit
j umwob mich mit dem Netze ihres Zaubers so innig und so dicht,
j daß ich meines Freundes und seiner freudigen Gegenwart kaum
j mehr gedachte.

Mif anmuthigem Lächeln stellte mich deßhalb am Morgen
i vor dem Hochzeittage die Braut meines Freundes zur Rede und
sprach: „Mein Lieber, wir kennen Sie genugsam, um Ihnen
! nicht zu zürnen, -daß Sie über der Vergangenheit die Gegen-
wart, über Ihren alten, seit Jahrhunderten verstorbenen Freun-
den: Albrccht Dürer, Peter Bischer und Hanns Sachs, Ihre,
Gott sei Dank, noch im Lichte der Sonne wandelnden Freunde
vergessen. Ich bitte Sie aber, um mit der Gräfin Terzky in
Wallenstein zu reden:

— — — „Einige Blicke noch
Aus diese ganz gemeine Welt zu werfen,

Wo eben jetzt viel Wichtiges geschieht —"
j haben Sie die Gewogenheit, morgen als unser Trauungszeuge

l
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen