Fliegende Blätter (54.1871 (Nr. 1329-1354))

18- hat Sr l" ZU t. K UN st- Wre. Erscheinen wöchentlich ein Mal. Snbseriptions7

Handlung en, sowie von allen Postämtern und GW. preis für den Band von 26 Nnmmern 3 fl 54 kr

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od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/- Sgr.

Ha! welche Lust! Ha! welche Lust,
Ein freier Mann zu sein.

(Aus dem Singspiel: „Der Gatte auf Reisen.")

Im Mohrenkeller saßen in der Woche vor Pfingsten zwei
Bister beisammen, Männer in den besten Jahren. Die Unter-
Utltung zwischen Beiden war aber nicht besonders lebhaft, das
-Lngesthema über schlechte Zeiten, über den noch schlechteren Ge-
schäftsgang und über die allerschlechtestcn Zahlungen war bald
^schöpft, wie dicß ganz natürlich ist, denn was man alle Tage
ävren muß, wird einem zuletzt auch zuwider. Das Bier selbst,
bchse sonst so unerschöpfliche Quelle zu Debatten und Erörter-
^stgen, gab gerade keine sonderliche Veranlassung zu motivirten
slchwerden, denn es trug seine richtige Haube — und glänzte
■ lc Eopallack, und auch das politische Gespräch, das einer an
vtem Tische begonnen, hatte für sie allen Reiz verloren bei der
~’k draußen in der Sonne und im Schatten. Und doch gab
~ i ^er Mann mit dem Demokratenbarte, wohl ein aus der
""e Zugereister, der in „Volkswohl" und „Errungenschaften"
zu"k ' a^e Mühe, um begreiflich zu machen, daß der Staat
j "''"nde gehen müsse und zwar durch das übermäßige Militür-
s"'3et, welches allein so und so viel Millionen Thaler ver-
^lllngc. Die Ach! und Oho! des kühnen Volks-Staarstechers
rmochten die beiden Meister nicht in ihrer Selbstbetrachtung
^ 'lören- Ta legte der allzeit dienstfertige Kellner das noch
suchte Tagblatt vor den einen hin. Dieser ergriff das
P," . nd begann von hinten her, den Jnscratentheil, zu lesen.
^ "mich heiterte sich sein ganzes Antlitz auf, mit dem breiten
Ruinen die Stelle bezeichnend, reichte er das Blatt seinem Gc-
laJe?. lm^ sagte halbleise die geflügelten Worte: „Da schau!

"* 'st recht, ich fahr' mit! Du auch?"

>vit r?^lC ^Endigung einer Vergnügungsfahrt nach Stuttgart
'trazug hatte in dem Meister die Lebensgeister wachgerufen

und in ihm den Gedanken entzündet, mitzuthun. Sein Genosse,
wir nennen ihn nicht ohne Beziehung Rupp, las nun auch in
aller Bedächtigkeit das Inserat wohl zweimal, aber um seine
Mundwinkel zuckte es, als ob er mit einem Entschlüsse zu ringen
Hütte. „Ja, das wäre recht schön, und eigentlich möchte ich dabei
sein, aber es hilft eben nichts, bei mir geht cs nicht!" sagte
der Mann mit resignirter Stimme und legte das Blatt mit
dem lockenden Inserate weg. „Warum soll es nicht gehen?"
versetzte Meister Gempel. „Am Sonnabend zahlst Du Deine
Leute aus und am Dienstag wissen sie, was sie zu thun haben!
Also fahr' mit!" — „Es wäre ja Alles recht. Du hast gut
reden! Ich möchte schon, aber, aber, ich möchte allein mit, ohne
die Frau, sonst habe ich kein Vergnügen, denn schau ich unter-
wegs eine Andere nur an, so hört das Gekeif' unter zwei Stun-
den nicht auf. Mit der Frau geht es nicht, denn ich hätte
nichts davon, und ohne sie geht es wieder nicht, denn wenn
sie von der Stuttgarter Partie hört, ist sie dabei und hängt

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