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Zeitungsexpeditioncn angenommen. _ ob. 2 Rthlr. 5Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od.2'/2Sgr.

Der K

Gar viele Menschen sind gewohnt, wenn auf die Landlcutc
die Sprache kommt, immer nur von den „dummen Bauern"
zu reden. Aber das ist eine grundfalsche Meinung und ich
Meinerseits möchte dagegen sogar behaupten, daß bei einem Ver-
gleiche genau betrachtet wohl der Städter gegen den Bauer
noch den Kürzeren ziehen würde. Natürlich soll da nicht etwa
don der eigentlichen Gelehrsamkeit die Rede sein, sondern nur
Non dem gesunden Menschenverstände. Und was nun gar die
Pfiffigkeit und Verschlagenheit betrifft, so dürften die Herren
Bauern unbedingt gegen die Städter im Vortheil sein.

Der Zolleinnchmcr Scharfing war auch einer von denen,
welche die Bauern immer nur über die Achseln ansehen. Das
daher, daß Scharfing in seiner Stellung im Zollamte der
^tadt $. gar nicht mit den Landleuten in Berührung kam.
P^ie er nun aber später als Zolleinnchmcr in das Grenzdorf
versetzt wurde, brachte er sein Vorurthcil auch dorthin mit
"»d wenn ihm seine älteren Amtsgenossen zuweilen von den
pfiffigen Streichen der Bauern jener Gegend erzählten, hatte
^charfing auch nur ein mitleidiges Lächeln. Hoch und thcuer
aber vermaß er sich, daß solch ein querköpfiger Bauer ihn ge-
^>ß nun und nimmermehr übertölpeln solle. Die Herren Kollegen
lächelten und meinten, dann müsse er gewiß ein Wunder-
Mann sein und die Stelle eines Zolldirektors könne ihm gar
"'cht entgehen; von ihnen aber könne sich kein Einziger rühmen,
aller Achtsamkeit nicht ein oder gar mehrere Male von den
Bauern der Umgegend hinter das Licht geführt worden zu sein.
Nun müssen >vir aber den Herrn Zolleinnehmer Scharfing
feinem Unfehlbarkcitsbewußtsein eine Zeit lang allein lassen
n»d „ns i» der Umgegend unter den dummen Bauern etwas
Häher umsehen.

Wie schon gesagt ist F. ein Grenzdorf. Es liegt drunten
’m schönen Bayerland just da, wo unweit das schöne Oestcr-

htausch.

reicherland beginnt. Die Gegend da herum ist fürwahr herrlich;
hohe Berge, dunkle Wälder und prächtige Thäler wechseln auf
das Lieblichste mit einander ab, so daß die Lustreisenden in
den Sommermonaten sich hier fast in das Paradies versetzt
wähnen.

Für die landschaftlichen Schönheiten haben die Bauern jener
Gegend freilich weniger Sinn oder sie sind vielmehr an dieselben
von Kindheit auf so gewöhnt, daß sie nichts Besonderes mehr
darin finden können. Den Werth ihrer saftigen Triften wissen
sic aber recht wohl zu würdigen und man möchte vergebens noch
einmal im ganzen deutschen Reiche ebenso prächtige Viehheer-
den finden wie in jener Gegend. Darin wetteifern dort auch
die Dörfer, sowohl auf dem bayerischen als auf dem öster-
reichischen Gebiete.

Wie nun die Bewohner großer Städte ihre Moden und
Liebhabereien pflegen, so haben auch die Landbewohner ähnliche
Leidenschaften, nur nehmen diese letzteren gewöhnlich einen ganz
cigenthümlichcn Charakter an, der den Städtern ebenso lächer-
lich vorkommt, wie die Bauern sich über die Sonderbarkeiten
der Städter des Lächelns und Spottes nicht erwehren können.

Die Gegend, in welcher unsere kleine Geschichte spielt, ist
weit und breit berühmt wegen ihrer vortresflichen Viehzucht und
— so lächerlich es vielleicht auch klingen mag — die Bauern
dort herum haben in diesem Zweige der Lnndwirthschaft gewisser-
maßen auch ihre Moden und Eigenheiten.

Mancher Bauer kümmert sich dort gar nicht darum, ob
sein Sonntagsrock braun, blau oder grün aussieht, dagegen hält
er auf eine gewisse Uebereinstimmung in der Farbe seiner Rind-
viehheerden mit einer Gewissenhaftigkeit, die oft einer besseren
Sache würdig wäre. Hat z. B. ein Bauer jener Gegend eine
Heerde brauner Kühe, so wird er die schönste schwarze oder
bunte Kuh unbeachtet lassen, auch wenn man sie ihm um einen

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