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Oa Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- M v* m tu Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subscriptrons-n„

' Handlungen, sowie von allcnP ostü intern und Jl= K pr«s für den Band von 26 Nummern 3 fi.54 kr.

Zeitungsexpeditionen angenommen. _ ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2Vg Sgr.

Cagliostro und seine Somnambule.

(Fortsetzung.)

„Oh, meine Liebe," antwortete der Graf, „habe keine
Sorge. So lange es in und um Paris fanatische, abergläu-
^Uche und reiche Menschen gibt, so lange ich es für gerathen
halte, in Paris zu verbleiben, so lange hast Du nichts zu fürchten.
Erinnerst Du Dich wohl jenes Abends, da Dich der Minister
Königs um Rath fragte in Betreff jener so famosen Ge-
schichte, wo die Comödie des Somnambulismus nicht glückte
Und xr unzufrieden und übelgelaunt unser Haus verließ, cr-
innerst Du Dich noch desselben? Ja? Nun sich', heute war
er wieder da, nahm Deinen Somnambulismus dennoch in An-
ipruch. und" — fügte er herzlich lachend bei — „und Du
hast Deine Sache ganz vortrefflich gemacht. Ein Orakel der
°hämcr konnte nicht besser sprechen, als Du cs gethan."

Lorenza lächelte und schmiegte sich mehr und mehr an den
^^afen. „Ah, mein Balsamo, alles, alles, was ich thue, thue
'ch Dir zu Liebe. Was ist mir an dem Plunder gelegen, den
su>r die Grafen und Fürsten, Herzoge und Cardinale des Hofes
a>lckcn, wenn nicht Deine Liebe meine Seele, meine Thatkraft
^wärmen würde, und Du nach gcthaner Arbeit nicht zu mir

kämest

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rufriedl

und mir die schweißgcbadete Stirne küßtest, mit den

artend Lorenza, Tu hast Deine Sache gut gemacht, ich bin
en mit Dir, nur noch eine kurze Zeit, dann kehren wir

"ach unserem Italien zurück, dann kaufen wir eine kleine Villa
"" den Ufern des Mincio, um ewig einander zu gehören, um
uie zu trennen! — Sieh', mein Geliebter, Alles will ick

Uns
für
Üi >n

Dich ertragen, dach sage, wann wir Paris verlassen, be-
nwe die Zeit unserer Abreise, denn ich muß Dir gestehen, es
"«alt mich ein Gedanke, es ist mir, als ob jede Minute ein
E°ffzeicommissär ein I-ottro de cachet prüscntiren würde, o
^Müh. Joseph," rief das junge Mädchen, die Hände um den
-''als des Grafen schlingend, „ich fürchte, ich fürchte, cs könnte

Dir ein Unglück widerfahren — und dann müßte ich gebro-
chenen Herzens sterben."

„Sprich nicht so, Lorenza, meine Geliebte," gab der Graf
eifrig zurück. „Sprich nicht so, ich habe nichts zu fürchten.
Ganz Paris ist mit Blindheit geschlagen, ganz Paris, vom
König herab bis zum Bettler, ist für den großen Mann Cag-
liostro, den gelehrten Italiener, eingenommen, im Voraus be-
fangen, schwärmend für ihn und Niemand wagt an Gaukelei
zu denken. Und jetzt sollte ich Paris schon verlassen, jetzt, da
mein Glücksstern am hellsten leuchtet, da die Leute einen Be-
such bei mir mit Gold 'aufwügen, da der König selbst sich
meiner bedient, jetzt sollte nd^/bcr Hauptstadt Frankreichs den
Rücken kehren, jetzt sollte-ich einen Verhaftsbefehl befürchten?
Nein! meine Liebe! Deine allzugroße Liebe für mich läßt Dich
Gespenster sehen, welche nicht existiren, läßt Dich bei jedem
Gemurmel der Großen erzittern. Fürchte Nichts, Lorenza, noch
leuchtet mein Stern!"

Lorenza war eben im Begriffe zu antworten, als die
Thüre sich öffnete und ein Diener, dem Grafen ein kleines Etui
überreichend, eine Dame meldete, welche vorgelassen zu werden
wünschte.

Eagliostro nahm das Etui in Empfang, ließ die Feder
springen, und ein Brillantring von reinstem Wasser blitzte ihm
entgegen.

Ein Ruf der Ueberraschung, begleitet von einem bedeut-
ungsvollen Blicke auf Lorenza, entfuhr dem Munde Cagliostros.

„Wie nannte sich die Dame?" fragte er den Diener.

„Sie wollte ihren Namen durchaus nicht nennen; sie ist
verschleiert und spricht nur wenig."

„Ah, das nenne ich Vorsicht!" murmelte der Graf vor
sich hin. Dann setzte er laut hinzu: „Führen Sie die Dame

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