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' Handlungen, sowie von allen Po st Ämtern und " 1 ,M />. ,W m preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. ^ '

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Die braune Burgei.

(Fortsetzung und Schluß.)

Somit schien die Walke, die sich an Burgei's Horizont
erheben wollte, wieder verschwunden.

Tort aber, wo die Ungewittcr gebraut werden, welche be-
stimmt sind, sich über des Menschen armes Haupt zu entladen,
i" den Tiefen und Schluchten des Verhängnisses, welches in
dumpfer Stille die Blitze und Stürme und Erschütterungen zu
^inem unheilvollen Ganzen mischt, da war cs anders beschlossen.

Einige Wochen später nach der Begegnung Toni's mit
Kathies traf letzterer mit Hannes, dem Manne der crsteren,
>m Wirthshause zusammen.

„Wo ist denn heute Dein Weiberl?" fragte Hannes höh-
'usch den Mathies. „Du gehst ja nirgends hin, wo Du Dein
braunes Hauskreuz nicht mitschleppst!"

„Willst Du mich reizen?" fragte Mathies ruhig, aber mit
iester Stimme.

„Ich meine nur," sagte Hannes ausweichend, „es ist anf-
allend, wenn Du ohne Burgei einmal in's Wirthshaus kommst.
'Oki mir wundert's Niemand, daß ich mein Weib nicht hier mit
^de. Ich Hab' mir die Toni ein bißcl anders aufgezogen."

Mathies warf ihm einen sonderbar finsteren Blick zu.

_ Hannes war dich nicht entgangen, und auch die anderen
'ustc der Schenke waren nicht blind für den eigenthümlich ver-
ächtlichen Ausdruck in Mathies' Gesichte.

„Scheint mit mir nicht zufrieden," spöttelte Hannes, indem
Cr "ach Mathies hinschielte.

„Ich brauche nicht mit Dir zufrieden zu sein," sagte
Estes, „aber ich wollte, Dein armes Weib wär's!"

„He? wo willst Du da hinaus?" fuhr Hannes auf.

„Schäme Dich!" fuhr Mathies mit eiserner Ruhe fort.

kann man nur ein Weib, sein Weib schlagen?!"

Hannes ward purpurroth bis hinter die Ohren.

„Kümmert's Dich was?" schrie er aufspringend, und mit
wild drohender Geberde gegen Mathies.

„Hast D' Lust, Deine Fäuste an mir zu probiren," rief
ihm Mathies entgegen, „so thu's. Mann gegen Mann! Aber,
das sag' ich Dir, rührst Du die arme Toni, die wie ein Ge-
; spcnst wandelt, nur einmal ünsanft an, so denk' an mich!"

Ohne vor Zorn ein Wort Hervorbringen zu können, wollte
sich Hannes auf Mathies stürzen, aber man warf sich dazwischen
und Mathies hatte noch Besinnung genug, um die Schenke zu
verlassen. Der Zunder aber war geworfen. Der Haß und die ;
Feindseligkeit zwischen Hannes und Mathies gaben sich von da !
ab bei vielfachen Gelegenheiten kund.

Burgei, welche durch Mathies selbst davon Kenntniß bekam,
brachte darüber manche Stunde der Sorge und Unruhe zu.

Fieberhaft aufgeregt saß sie am Fenster ihrer Stube, wenn >
Mathies einmal länger als gewöhnlich ausblicb, denn ihre Phan-
tasie malte ihr dann die schwärzesten Schreckbildcr vor die Seele.
Eben in einer solchen entsetzlichen Stimmung befand sie sich an
einem finsteren Abend, an dem der Regen in Strömen an das
kleine Fenster schlug, durch das sie mit rothgeweinten Augen nach
Mathies spähte. Dieser hatte, Burgei's Sorge um ihn kennend,
etwas später als sonst den Ort seiner Arbeit verlassen müssen,
und beeilte sich, nach Hause zu kommen.

Um den Weg abzukürzen, schlug er einen Seitenpfad ein,
der an dem Hause, an den Fenstern des Fleischers Hannes vor-
beiführte. Immer hatte er absichtlich diesen kürzeren Weg ver- ■
mieden. Dießmal aber glaubte er beim cingctretcnen Dunkel
und im dichten Schleier des Regens unbemerkt vorüber huschen 1
zu können. Schon in einer Nähe von dreißig Schritten schien
cs ihm, als schallte ihm aus dem bezeichnetcn Hause mitten durch
das Plätschern des Regens ein dumpfer Schrei au's Ohr.

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