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od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/, Sgr


Die braune Burger.

(Fortsetzung.)

Erst am folgenden Morgen erwachte Burgei, und trieb
sich einen halben Tag im Walde herum, bis sie wieder auf
dieselbe Stelle zurückgelangt war, wo sie ihre Mutter zum
letzten Male gesehen hatte. Hier sprang ihr plötzlich der wohl-
bekannte Hund entgegen. Jubelnd begrüßte sie ihren Freund,
Und nachdem sich beide eine Weile spielend herumgejagt hatten,
sank das Kind wieder ermüdet neben dein vierbeinigen Beschützer
tzin und schlief an seiner Seite neuerdings ein.

Nachdem Tage und Wochen vergangen waren, ohne daß
die herzlose Mutier von sich etwas hören ließ, beschloß der Frei-
bauer die arme Burgei bei sich zu behalte».

So wuchs sic mit den Kindern des Hauses auf und that,
sie größer wurde, die Dienste einer Magd, womit sie das,
was dxx Freibauer an ihr gethan, schon dadurch allein reich-
lich lohnte. Ich und sie waren von gleichem Alter und hatten
Hon in der Schule, wo Knaben und Mädchen in einer Stube
'aßen, eine Sympathie für einander.

Wenn ich heute an diese unsere Kinderjahre zurückdenke,
io fällt mir auf, wie sich schon in dem kleinen Mädchen Eigen-
tümlichkeiten kund gaben, welche sie von allen übrigen scharf
unterschieden.

Erlauben sie mir zur Bestätigung dessen einige kleine Züge
aus bei» Kindcrlcben Burgei's zu erzählen, wie sie mir eben
ohne Zusammenhang einfallen.

Ich war einmal in den Mühlbach gefallen. Auf meinen
Hülferuf eilte Burgei herbei. Mit ihr kam der große schwarze
Hund, der von ihr unzertrennlich schien. Sie erkannte, ob-
wohl damals ein Kind von acht Jahren, die Gefahr, in der ich
'u>ch befand. Ta Niemand in der Nähe war, von dem Ret-
tung zu erwarten gewesen wäre, so gebot sie, ohne die Fassung
'U verlieren, dem Hunde, mich aus dem Wasser zu hole». Das

Thier aber, sonst stets tvillig und lustig im Apportiren, schien
durchaus keine Lust zu haben, in's Wasser zu gehen. Der
Hund lief am Ufer bellend auf und ab, aber in's Wasser ging
er einmal nicht. Jndeß kämpfte ich schwaches Knäbleiu vcr-
ziocistungsvoll mit den kleinen Wellen des ziemlich tiefen Baches.
„Burgei!" ries ich, „ich gehe unter!" . . . Verzweiflung er-
faßte nun auch das Mädchen und mit beiden Armen den Hund
um deu Hals fassend, suchte sie ihn mit Gewalt in's Wasser
zu bringen. Das Thier hatte seinen bösen Tag. Es wehrte
sich knurrend und biß sogar die arme Burgei in die Wange.
Sie ließ aber nicht nach, und richtig gelang es ihr, daß der
Hund vom Uferrande in's Wasser plumpste, wobei Burgei selbst
nahe daran war, mit hinein zu stürzen! . . . Einmal im Wasser
schnappte aus Burgei's rastloses Cominando der Hund nach
einem Zipfe! meiner Jacke und so kam ich mit Hilfe Burgei's
und des Hundes aus dem Wasser.

Ein anderes Mal hatte mich ein muthwilliger Bube, der
stärker als ich war und den alle Knaben fürchteten, beim Nach-
hausegehcn aus der Schule .angegriffen und zu Boden geworfen.
Burgei, ivelche auf mein Geschrei herbeikam und auf die Frage,
was es gegeben habe, von dem bösen Buben die kecke Antwort
bekam: „Ich habe schon lange Lust, den Lappen da niederzu-
werfen!" — bestand sogleich darauf, daß mir der Krakeeler
Abbitte leiste. Der Bube machte große Augen über den An-
trag, denn so etwas war ihm noch niemals zugemuthet worden!
Als er sich nun höhnend entschieden weigerte, machte Burgei
kurzen Prozeß, faßte den Buben rasch um den Leib, drückte
ihn auf die Knie und ließ ihn nicht eher los, als bis er zu
mir gesagt halte: „Sei nicht böse auf mich!" — Von dieser
Zeit an war Burgei eben so sehr von den wilden Knaben, wie
von den schutzbedürftigen Mädchen gewaltig respektirt.

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