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Ein guter Tag.

Der Schullehrer Hosfmcier zu Fehlenhausen im Schwaben-
^nd war ein tüchtiger Mann in seinem Fache. Mit den besten
^ugnissen durch alle Stadien seiner Berufsbildung versehen,
’Huiub er die ordentlichen und außerordentlichen Visitationen
i^uier Schule mit Glanz und lieferte die bcloütesten Confcrenz-
^ Zeiten; selbst sein Bezirksamtmann, gerade kein Freund, von
chulangelegenheiten in Gesellschaft zu reden, hatte ihn öffentlich
Ur seinen besten Gemeindeschreibcr erklärt. Auch ein ander-
^eitig viel werthes und gewöhnliches Gut der Schullehrer, viele
Zunder, er hatte deren sieben, war ihm beschieden. Deßhalb
Hosfmeier seit dem Jahre 1848 nicht weniger als 98
Petitionen um Verbesserung der Lage der Schullehrer unter-
ieichnet, 27 Kammer- und andere Beschlüsse waren seitdem in
^^>er Richtung gefaßt worden, und mehr denn hundert Bezirks-,
et5= und Hauptversammlungen hat er mit Begeisterung und
^°u den schönsten Hoffnungen erfüllt, beigewohnt. Bei all
m fehlte es unserm braven Mann an dem, woran es so

Zielen

seinesgleichen mangelt. Er bekam von allen Anerkenn-

^Rn, Belobungen, Unterzeichnungen, Versprechungen, Ver-

j '«mnti:

^othe sagen:

"ugen und Hoffnungen kein Geld und er konnte mit

Das Beste in der Welt ist ohne Dank,

Gesunder Mensch ohne Geld ist halb krank.

Lupus wäre cs daher, zu sagen, daß er heute einen nach
ln Zwei Stunden entfernten Stadt nöthigcn Gang anders als
^s des Schusters Rappen gemacht Hütte. Bis vor einem Jahre
Intte sich sein Gesammtdiensteinkommcn gerade ans hundert
ulden weniger belaufen, nämlich auf 301 fl. 15 kr., als man
'm norddeutschen Bund die Kosten für einen gemeinen Soldaten
öeranfcf)iagt, bis er sich durch Beförderung auf noch 10 fl. höher
'P dieser, nämlich auf 411 fl. 15 kr. geschwungen hatte, die

Umzugskosten aus seinem früheren Wohnorte, für die ihn die
neue Gemeinde entschädigt hatte, nicht gerechnet. Aus dem
Lehrer einer kleinen Stadt war er lieber ein Landschullehrer
geworden. Mit dem gesammten Baarvorrath des Hauses,
einem Guldenstück und etlichen Sechsern, für alle Fälle in der
Tasche, den besten, wenn auch nicht übermäßig wärmenden
schwarzen Anzug am Leibe, den bunten Shlips, eine Christ-
bescheerung und Erstlingsarbeit seiner ältesten Tochter, male-
risch um den Hals geschlungen, zog er, von den besten Wün- ,
scheu seiner Lieben begleitet, an einem Mittwoch-Nachmittag
von dannen. Es war ein rauher Wintertag mit seinem ganzen
Gefolge. Mehrere Tage vorher hatte es stark gefroren und j
ein ausgiebiger Schneefall, der noch andauerte, hatte sich auf
die gefrorne Erddecke gelagert, daß es eine prächtige Schlitten- ;
bahn abgab. Mehrere Schlitten mit gegen die Kälte wohl ge- i
schützten Insassen kamen ihm entgegen, aber kein Neid erwachte
in seiner Brust und rüstig schritt er fürbaß. Horch! da vcr- ,
nahm er ein Rollen hinter sich, und als er umblickte, kam der
Bezirksamtmann, dessen bester Gemcindeschrciber er war, in
einem leichten Schlitten ganz allein sitzend daher gefahren. Pflicht-
schuldigst niachtc er Front und nahm den Hut tief ab, wie es
der Bezirksamtmann gern van seinen Untergebenen sah. Ta
hörte er ihn die Worte sagen: Setzen S' auf, Herr Schul-
lehrer! setzen S' auf!" Kaum traute er seinem Gehör, denn

das durfte er, so weit er Personen und Sachen kannte, nicht
erwarten. Doch sie waren gefallen und er watete daher rasch
durch den frischen Schnee und voltigirtc in den Schlitten. Ter
Bezirksamtmann machte zwar Platz, aber wie cs dem Schul- !
lehrer vorkam, mit nicht freundlicher, sondern mehr verdrillter
Miene, und dabei paffte er gcwnltiglich seine Cigarre. Eine
Unterhaltung wollte auch nicht in Gang kommen, doch ließ sich
der Bezirksamtmann herbei, die Rehdecke auch über die Kniee !

K. \. '

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