Fliegende Blätter (54.1871 (Nr. 1329-1354))

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Caglio stro und feine Somnambule.

(Schluß.)

Erzähle weiter, Lorenza, ist dieß Alles?"

»Nein, der junge Mann kömmt nach Paris, er sucht sic
Qui- er findet ihr Hötel, er erfährt, daß der Graf abwesend
n ist außer sich, er fliegt, er fliegt zu seiner Geliebten, er
Ttnt)ct sie in . .

„Halt! Genug!" schrie die junge Dame mit schreckens-

bleichem Antlitz und mit bebender Stimme. „Genug! Was macht
in diesem Augenblicke der Graf?"

„Schweigen Sie, Madame," bat Cagliostro, „die Som-
nambule erschrickt, schweigen Sie doch oder sprechen Sie leiser."

Die junge Dame stand am ganzen Körper zitternd da.

„Was macht der Graf in diesem Augenblicke, Lorenza?"
fuhr Cagliostro zur Somnambule gewendet fort.

„Er schäumt vor Wuth, ein Wurm nagt an seinem Herzen,
der Wurm der Eifersucht, er wähnt sich betrogen. Er sucht den
jungen Mann auf, er findet ihn in einem Hötel, den andern
Tag treffen sie sich . . . O mein Gott! Erbarmen, Meister,
ich kann nicht weiter."

„Weiter, weiter!" schrie Cagliostro, seine Hände auf das
Haupt des jungen Mädchens legend. „Weiter, was geschieht
ferner, sprich!"

„O mein Gott, mein Gott! der Graf bedrängt den jungen
Mann mit seinem Degen, sie sprühen Feuer, da . . . ach . . .
ach ... der junge Mann strauchelt ... er fällte . . mein Gott,
der Graf hat ihn durchbohrt!"

Die junge Dame stürzte mit einem grellen Aufschrei ohn-
mächtig zu Boden.

„Nun, die hat sich geholt, was sie gewünscht," sagte Ca-
gliostro, die Schulter zuckend. „Komm'," fuhr er zur Som-
nambule gewendet fort, „komm', Lorenza, hilf' mir diese arme
Gräfin, die Du so sehr erschreckt hast, in ein Nebenzimmer
tragen, um sie wieder in's Leben und zum Bewußtsein zurück-
zurufen. Komm', Lorenza."

lind Lorenza, leichter wie ein Reh, sprang von ihrem
Sessel, ganz so, wie wenn nichts vorgefallen wäre, steckte den
Rosenkranz ein und half dem Grafen, die leblose Frau in das
anstoßende Gemach zu bringen.

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