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od. 2Rthlr. ö Sgr. Einzelne Nummern!» kr. od.2'/?Sgr.

Die Junker auf dem Schwalbcnhofe.

(Fortsetzung.)

Mein Bruder aber, der war mein starker Schutz, wenn ich
vermeinte zu erliegen in der dürren, thränenlosen Zeit meines
Grams. Möge Dir Willibald, mein Bruder, noch recht lange
i zur Seite stehen, auch wenn Du mündig und längst im Be-
sitze dieses Schriftstückes bist! Nun aber höre die Geschichte
! meines Lebens. Ich war ein lebensfreudiger Jüngling, da
strebt' ich, auf den Schwalbenhof eine Gattin heimzuführen.
Ein Reichsfräulein, dessen Eltern zu Nürnberg in stolzem patri-
! zischcm Prunke lebten, war meine Erkorene. Sie war blendend
' schön — aber gefallsüchtig und leichten, hosfärtigen Sinnes —

! ich aber, verblendet, liebte sie mehr als mein Leben. Es war
! ein goldener Tag über dem schönen Nürnberg aufgegangen, da
! führte ich in prächtigem Zuge meine stolze Braut zum Altäre
! in St. Loreuzi-Kirche. Die Schwalben umkreisteir die Thürme
! hoch in blauer Luft. -Da dacht' ich mir: Gruß Euch, Ihr
; fröhlichen Boten von meinem Schwalbenhofe! Ich will mit
Euch Haufen, ein traulich' Nest mir bauend im sicheren Heim.
— Als Freund der Schwalben und um mein Wappeuthicrleiu
! zu ehren, hatte ich zwei prächtige Ketten machen lassen, von
denen Tu aus Willibald's, Deines Ohm's, Händen Eine zugleich
i mit dieser Schrift empfangen wirst. Eine dieser Ketten hing am
Hochzcitsmorgen an meiner Brust, die andere am Halse meiner
Braut. Und als wir getraut waren und aus der Kirchenpforte
traten, da floß aus heiterem Blau der Klang der Glocken her-
nieder und die Schwalben hört' ich durch und sprach freudig
hoffend zu mir: Das ist der Gruß meines zukünftigen Lebens!
Eitle Täuschung! Mir war kein Glück beschieden. Kaum zwei
i Jahre weilten wir als Gatten auf dem Schwalbenhofe in leid-
licher Eintracht. Gertrudis' Gefallsucht und Putzlust gab mir
j täglich Anlaß zu Klagen. Ungern sah ich es immer, daß mein
Weib mehr Zeit in Nürnberg bei rauschenden Festen, als auf

dem stillen Schwalbenhose — in Vorbereitung der seligsten
Mutterstunde verbrachte. Du kamst zur Welt. Armer Knabe!
Deiner Mutter Herz war so erfüllt mit der Eitelkeit der Welt,
daß Du den Ammen und Mägden überlassen wurdest. Mein
Gram war groß. Ich setzte Gertrudis' Lebenswandel immcr
strengere Weigerungen entgegen. Das aber vermehrte den Bruch :
unseres Bündnisses. War meine Liebe grenzenlos, so ward nun
mein Schmerz immer tiefer und herber. Da geschah es, daß j
ich im Aufträge des Nürnberger Rathes mich mit einem großen >
Theile der Stadttruppen an das Wallenstein'sche Heer anschlic-
ßen mußte und den Mansfeld, der tief in's Fränkische vorge-
drungen war, zurückzudrängen und bis in's Sächsische zu der- <
folgen hatte. Ich weilte mehrere Wochen im Felde. Mein
Bruder Willibald vertrat mich, den Hausherrn, auf dem
Schwalbenhofe. Du warst seiner Hut auvertraut. Gertrudis
fügte sich meines Bruders Anordnungen nicht. Sie lebte frank
und frei. Bald ereignete sich's, daß eine Croatentruppe vom !
Süden her an Nürnberg vorüberzog, um ebenfalls im Norden !
unter Walleustein's Oberbefehl gegen die Lutherischen zu fechten.
Ein verwegener Fähnrich bekam Quartier auf dem Schwalbcn-
hofe. Für diesen Mann entbrannte GcrtrudiS. Bald war das
schnöde, ehebrecherische Bündnis; geschlossen. Eilboten, die mein
Bruder au mich sandte, erreichten mich nicht mehr zur rechten
Zeit. Ich kam zu spät, die Flucht meines ungetreuen Weibes
mit dem Verführer zu verhindern — um mich zu rächen. Sie
waren entflohen, die Kroaten abgezogen, als ich daheim an-
langtc. Am Schwalbenhofe, wo mein Bruder meine Rechte :
wahren wollte, war eine ruchlose lluthat begangen worden. Ter
Fähnrich, in grimmer Rache gegen meinen Bruder, der die
Flucht meines Weibes hindern wollte, ließ Willibalden von
seinen Kroaten die Sehnen der Kniee durchhauen. Dich beach-

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