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to Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- «--o M Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subscriptlons-^„

g ' Handlungen, sowie von allen Pn st ämtern und preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. '

^Dl^figsexpedittonen angenommen. _ ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/, Sgr.

Rcichthum ist keine Schunde, oder Stadt und Land.

Motto: „Wahrheit ist mein Panier."

Erstes Kapitel.

Der vacirende Schrcibcrgchilfe Hugo (den Geschlechtsnnmen
"den wir später hören) erwachte so eben, als es auf der
,-^atre-Dame-Kirche in Paris acht Uhr ist"dumpfen Schlägen
. * u9/ was aber der Erwachende trotz seines guten Gehörs nicht
^nehmen konnte, da er, wenn auch 4 Treppen hoch, doch in
uer deutschen Residenzstadt domizilirte, (Pardon, daß ich ein
^PösischeZ Wort gebrauche). Er hätte sich also begnügen
Fussen, seine goldene Ankeruhr zu consultircn, wenn er zufällig
Cltlc gehabt hätte. Da dies aber nicht der Fall war, so mußte
^">uoch endlich aufstehen. Mit einem kühnen Schwünge warf
^hugo ans dem Bett in seine „Aschgrauen" und nachdem
sich vor allem die angenehme Ueberzeugung verschafft hatte,
die 1^/2 Silbergroschen, die noch gestern vor dem Schlafen-
j. *n zwei entgegengesetzten Westentaschen geruht hatten, von
6teni nächtlichen Bösewicht annektirt worden seien, suchte er
" der Reihe eines einzigen Stiefelpaarcs gerade die zer-
l>"ren heraus; bald war auch sein übriger äußerer Mensch
gemacht. Erst im nächsten Kapitel soll der Leser oder
e ichöne Leserin erfahren, daß unser Hugo gerade aus das
aus bc§ Bankiers und Commerzienraths v. Echtengold zu-
um b(e Hand seiner Tochter zu begehren.

Zweites Kapitel.

Der Autor dieser wahren Geschichte schreibt die gegen-
^artigxa Zeilen mit der dunkelsten Schamröthe im Gesichte,

] er im vorhergehenden Kapitel einen interessanten Plan
za verrathen hat. Aber so geht es, wenn man

.^8 im Erzählen ist und Jedermann oder eigentlich Jede-
will. Aber von nun an werde ich vor-
'3 sein. Bon mir soll die neugierigste Leserin und wenn sic

auch um 50 Procent schöner wäre als sie wirklich ist, nicht
früher als im allerletzten Kapitel erfahren, daß Hugo wirklich
die Hand des Fräuleins Linda v. Echtengold erlangt hat. Denn
wenn ich das Interessanteste in dieser ganz wahrhaften Erzähl-
ung schon jetzt vcrriethe, wer würde die folgenden 4 Kapitel
lesen wollen? und 6 Kapitel muß diese Geschichte haben. — j
Doch zu unserem Schreibergehilfen, den ich jetzt flüchtig be- !
schreiben will, um es nicht später thun zu niüssen. Also Hugo
war pockennarbig, deßhalb aber noch nicht schön zu nennen, ob-
wohl er schwarze Zähne und eine erbsengroße Warze auf der
Nasenspitze hatte. Gegenwärtig trug er, dem palastähnlichen
Hause des Herrn Commerzienraths zuschreitend, besagte Nasen-
spitze sehr hoch in die Luft, während er in paralleler Linie
einer fcuerigen Stink - Kathinka ä 6 Pfennige per 3 Stück
ein beleidigendes Aroma entströmen ließ. Ein vorübereilender
Dienstmanu, der ihm einen biedern Stiefeltritt versetzte und
einen Extra-Rippenstoß beifügte, weil er ihn nicht um Ber- I
zeihung gebeten, vcranlaßte Hugo, die Richtung seiner Warze
um einige Grade zu senken. Da cs aber nach dem Gesetze
der Natur 8 10 viel leichter ist, etwas zu finden, wenn man \
auf den Erdboden blickt, als wenn man in die leere Luft hin-
aufstiert, so wird Niemand von meinen Lesern sich wundern,
wenn unserem Candidatcn der Hcirathologie ein länglicher,
dunkelgrüner, viereckiger Gegenstand in die Augen fiel, nicht
wörtlich zu nehmen, welcher besagte Gegenstand bei näherer Be-
sichtigung eine wohlbewaffnetc Brieftasche vorstcüte. Hätte Hugo
seine goldene Ankeruhr, die nur noch etwas Gold und einen
Mechanisnius nöthig hatte, um fertig zu werden, bei sich ge-
habt, so würde er gefunden haben, daß er nicht weniger als
1V2 Stunden gebraucht hatte, um den Inhalt der Brieftasche
zu zählen; denn — so wahr als heute ein Markttag ist, daß
ich diese ganz wahrhafte Geschichte niederschreibe — 180,000

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