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Literarische Glossen.

Es ist eigentlich merkwürdig, was in unserer Zeit Alles geschrieben wird, noch viel merkwürdiger aber, wie, wo und i
weßhalb cs geschrieben wurde. Gehen wir da einige unserer bekanntesten Autoren durch, so machen wir ganz außerordentliche
Entdeckungen und zwar mit eigenhändigen Belegen der Autoren selber. Die Arbeitskraft der verschiedenen Schriftsteller über-
rascht uns vor allen Dingen. Emilie Flygare-Carlvn hat „ein Jahr" geschrieben, Eichendorff dagegen nur „eine Woche", !
ja Hackländer sogar nur „zwei Nächte" und was haben die Leute Alles in der kurzen Zeit fertig gebracht. — Anderen i
machte es freilich mehr Blühe. Ebeling schrieb „zehn Jahr im Zuchthaus", Bulwcr unverdrossen „Nacht und Morgen", er
muß also über Tag geschlafen haben, Kruse „sieben Jahre", Lubojatzky sogar schon „vor hundert Jahren" und lebt heute ;
j noch. Spindler aber war der fleißigste, denn er schrieb „je länger je lieber", ebenso wie Henriette Henke „die zwölf
: Monate des Jahres". Schriftsteller sind außerdem excentrische Leute. So schrieb Laun „drei Tage zu Pferde" — höchst
unbequem — „drei Tage im Ehestand" — nur drei Tage ließ ihm die Frau Ruhe — „drei Tage im Weinkeller — wo
ich was Besseres zu thun wüßte — und dann „die Nacht in der Hölle", dazu gehört eine vortreffliche Constitution. Louise
Mühlbach schrieb erst „nach der Hochzeit", vorher hatte sie wahrscheinlich zu viel mit der Ausstattung zu thun. Berthold
Auerbach schrieb „auf der Höhe", Otto Ludwig sogar „zwischen Himmel und Erde", wahrscheinlich in einem Ballon,
Mosen schrieb „im Moose", Rctcliffe „von Haus zu Haus", er konnte wahrscheinlich keine Wohnung finden, oder bezahlte,
wenn so, keine Miethe, so daß ihm immer wieder gekündigt wurde, einmal schrieb er aber sogar „achtspännig". Gutzkow machte
es sich bequem, denn er schrieb „am häuslichen Herd", A. Widmann ebenso „am warmen Ofen", H. L oran „am Kamin".
Fanny Lewald schrieb „Liebesbriefe", wie sich das von selbst versteht. Amalie Schoppe aber schrieb „aus Haß", ich weiß aber
nicht gegen wen. Stolle schrieb „gegenüber", wie er das gemacht hat, ist schwer zu begreifen, Hackt ander im „Zickzack", Ger st ücker
„Kreuz und Quer", uüd das soll ein Mensch lesen, George Sand schrieb sogar „die Geschichte meines Lebens", wo ich noch
gar keine Geschichte hatte, kurz es ist ein Wirrwarr in der literarischen Welt, der Einem den Kopf könnte schwindlig machen. Aber
I was kann's helfen; es kommt Alles in den Leipziger Meßkatalog, und da muß sich das Publikum denn das Seinige heraussuchen.

Fremder: „Bei dem Bildungsgrade dieses Herrn muß
mir eine derartige Bezeichnung entschieden beschimpfend erschei-
nen." — Richter: „O, das muffen Sie nicht so auffassen.
Ter Herr wollte Sie gewiß nicht verletzen. Trottl ist eine so all-
gemeine, provinzielle Bezeichnung, daß es eigentlich gar keine
Beleidigung invölvirt. Ich würde Ihnen demnach in Ihrem
eigenen Interesse anrathen, die ganze Sache auf sich beruhen
zu lassen, da jene Bezeichnung durchaus nichts Verletzendes oder
Ehrenrühriges in sich schließt." — Fremder: „Nun denn,
wenn dem so ist — so leben Sie wohl, Sie Trottl!"

„Herr Fledermaus, Doktor der Philosophie — meine Tochter
Julie." — Doktor Fledermaus (sich gegen das Fräulein
verneigend): „Ist mir sehr angenehm (auf Frau von Blühen-
hain zeigend) wahrscheinlich Ihre Frau Mutter?"

Redaction: Kaspar Braun und Eduard Ille. — München, Verlag von Braun & Schneider.
Druck von C. R. Schurich in München.

Hiezu eine Beilage.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Gelehrte auf dem Ball" "Keine Beleidigung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schneider, Hermann
Oberländer, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Fremder <Motiv>
Richter <Motiv>
Gelehrter <Motiv>
Ball <Tanzfest, Motiv>
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Frau <Motiv>
Mutter <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 54.1871, Nr. 1332, S. 32
 
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