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58

Ein Tag aus dem Leben eines Notars.

Befähigung zum Notariatsdienst zu documentiren, und möchte
Sie bitten, falls Sie sofort keine Verwendung für mich haben !
sollten, mir wenigstens die Versicherung zu geben, daß ich im !
Falle einer Vacatnr die erste Anwartschaft auf einen Platz in
Ihrer Kanzlei habe, was um so eher möglich sein dürfte, da
Sie ja doch zu den Beschäftigtsten unter den hiesigen Notaren
zählen."

„Gut, ich werde Sie vermerken."

„Ich danke Ihnen, und empfehle mich ergebenst."

„Nun, den lasse ich mir gefallen, der hat doch nicht
gebettelt. — Herein!"

„Recht guten Morgen, Herr Notar! Ich habe vor drei j
Monaten — ich glaube am 20. November — einen Mietvertrag j
bei Ihnen beurkunden tasten; ich bin wegen eines Artikels in J
Zweifel und möchte Sie daher um die Gestattung der Einsicht
dieser Urkunde ersuchen."

„Wollen Sie sich nur in meine Kanzlei hinüber bemühen
und sich die Urkunde von meinem Registrator vorlegen lassen."

Der Bekannte geht hinaus, ein Unbekannter tritt herein.

„Ich möchte meine Einwilligung zur Löschung einer Hypo-
thek beurkunden lasten."

„Vor Allem muß ich Sic, da Sic mir nicht persönlich
bekannt sind, ersuchen, sich über Name, Stand und Wohnort
zu legitimiren. Haben Sie vielleicht Papiere bei sich, die dar-
über Auskunft geben, oder können Sie mir bekannte Zeugen
bcibringen?"

„Ich bin der Bierbrauer Jmmergut, Sie werden mich
wohl kennen."

„Thut mir leid, ich habe nicht das Vergnügen."

„Sie werden mir aber doch glauben, daß ich der Bier-
brauer Jmmergut bin?"

„Ganz gewiß glaube ich es, aber ich darf Sie nicht als
bekannt aufführen, da ich Sie nicht kenne. Sehen Sie, es
könnte ja Ihr Schuldner auch zu mir kommen und sich für
den Bierbrauer Jmmergut ausgeben und von mir die Beurkund-
I ung der Hypotheklöschung verlangen. Dadurch würden Sie in
Nachtheil gerathen und ich würde disciplinirt."

„Ja so, dann geh' ich halt zum Notar Huber, der kennt
mich schon."

Der Notar will eben Betrachtungen über die Unbequemlich-
keit der gesetzlichen Formalitäten anstellen, als er durch ein sechstes
Anklopfcn und eine schnarrende Stimme darin gestört wird.

„Ganz schönes Kanzleipapier von vorschriftsmäßiger Qua- j
litüt —"

„Dank' schön, ich kaufe nichts!"

„Gute Bleistifte, Federkiele, Oblaten, Siegellack —"

„Ich kaufe nichts, geben Sie sich keine Mühe!"

„Aber vorzügliche Stahlfedern hätte ich —"

„Ich sage Ihnen, daß ich grundsätzlich nichts kaufe; das !
wenige, was ich brauche, will ich den Kausleuten in loco ver-
dienen lassen."

„Mein Briefpapier und meine Couverts nüissen Sie doch
ansehen, so 'was Feines haben Sie noch nicht gesehen —"

„Halten Sie mich nicht auf, ich kaufe doch nichts."

„Na, das Ansehen kostet ja nichts; scheu Sie 'mal diese
Prüchtigkeit, ein wahres Staatspapier, das können Sie in allen j
Farben und Formats haben, in dieser Größe kostet das Buch
nur 14 kr., von dieser Sorte 16, von dieser 18. Von dieser
Sorte nehmen Sie doch 2 Buch, oder von dieser und dieser
zusammen 3 Buch, oder von jeder ein halbes, und da sind die
Couverts dazu, sehen Sie 'mal die feinen Dessins, so 'was ist
hier gar nicht zu haben."

„Ich habe Ihnen bereits erklärt, daß ich nichts kaufe."

„Eiue große Auswahl von Federmessern, Radirgummi—“

„Wo denken Sie hin! Ist Ihnen Artikel 72 des Nota-
riatsgesetzes unbekannt?"

„Aber wenigstens ein Fläschchen von der ncuerfundenen
Tinktur, womit man Geschriebenes unsichtbar machen kann —"

„Jetzt sage ich's Ihnen zum Letztenmale, quälen Sie mich
nicht länger mit Ihrer Zudringlichkeit oder ich lasse Sie durch
den Bureaudiener hinausführen."

„Gebrauchen Sie keine Federhalter, Stempelfarbe, Horn-
stipp, Patronirtusch, Goldsand, rothe Tinte, Aktendeckel, Rollen-
Papier?"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Tag aus dem Leben eines Notars"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bechstein, Ludwig
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Notar <Motiv>
Alltag
Verkäufer
Gespräch <Motiv>
Beruf
Karikatur
Alltagskultur
Arbeit <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 54.1871, Nr. 1336, S. 58
 
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