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| 98 D euts che Krieger.

Er denkt der Ticbeii in der Heimath Auen

Und sagt's der fränk'schen Frau mit Blick und Hand

Und heißer ihre Thräncn nicderthauen,

Sic fühlt der Ate »sch heit allumschlingcnd Band;

Ihr kommt ein Ahnen, ohne klares Fassen, —

Daß feindlich nur der Menschen Leidenschaft!

Daß all ihr völkerfeindlich' Drohn und Hassen
Einst schwinden muß vor jener heil'gen Kraft,

Die als der Gottheit Ausdruck ihre Ranken
Ter Liebe schlingen wird um alle Welt!

Daß vor der Menschheit herrlichem Gedanken
Des Völkerhasses Glnhn in Staub zerfällt! —

Und grüßend ziehn die Krieger in die Hütten
Und keine Klage tönt, kein zornig Drohn.

Der Friedenscngel richtet auf inmitten

Von Streit und Haß den hehren. Sterncnthron. JS. u. lüoislu).

Markus Engelhardt.

(Schluß.)

Einstweilen war Engelhardt fertig geworden; er bot seiner
^ Frau zum Abschied freundlich die Hand, streichelte den Kin-
dern die blonden Krausköpfe und küßte sic, eh' wir uns auf
den Weg machten. Erst gingen wir ziemlich stumm nebenein-
ander her, jeder hatte seine Eindrücke zu verwinden. Allmählich
ward Engelhardt gesprächig; in tief gcmüthlichcm Tone kramte
er große und kleine Erinnerungen aus, sprach dann mit warmer
' Theilnahme und inniger Freude von einem meiner Gemälde in
j der Ausstellung, von den großen Meistern Italiens, die ich ge-
' sehen, kam aber immer wieder auf die Vergangenheit zurück.
Erst auf meiner Stube bei einer Flasche Rüdesheimer kam er
allgemach auf sich selbst zu sprechen.

„Nun, Bruno, Dein Manncswirkcn hat mit Deinen
■ Jugendträumcn gut Schritt gehalten, bei mir ist cs nun wohl
: anders gekommen. Ich hatte zu lange dem Handwerk gedient,
da ist es meiner Seele gegangen, ivie cs den Kindern geht,

! die ihre Mütter mit dem Wickelbande zu fest geschnürt, ihre
j Bewegungen sind steif und ängstlich, erlangen nie mehr den
frischen, freien Schwung. Ich sübltc das selbst recht bitter und
j noch bitterer beinahe, daß mein Erwerb kaum ausreiche, Weib
und Kinder auf das Nothdurftigste zu erhalten, und doch weiß
j ich nicht, ob ich den Muth gefunden hätte, mich so ganz von
j der geliebten Kunst loszusagen, wenn nicht mein Weib, meine
'liebe Margarethe, die ja doch in ihrem zärtlichen Muttcrhcrzen
| die Sorge um die Kinder doppelt schmerzlich empfinden mußte,
l mich mit Energie in die neue Bahn geleitet hätte. Aber um
! ein neuer Mensch zu werden, mußte ich den alten Ort mit
I all' seinen Beziehungen, Hoffnungen, Erinnerungen verlassen,
das fühlte ich wohl und so zogen wir hierher. Es sind mir
seither noch vier rosige Schnäblein nachgewachsen, aber cs hat,
dafür dem Himmel sei Dank, auch nie daran gefehlt, sie zu
füllen. Wenn ich mir die blühende Schaar mit ihrem kind-

Markus Engelhardt.

lichcn Frohmuth ansehe, so fühle ich mich mit meinem Ge-
schick versöhnt."

„Und malst Du gar nicht mehr?"

„Nein. Mit erschöpften Kräfte», in gestohlenen Augen-
blicken, wäre es nur Frevel und Schmerz, dazu liebe ich die
Kunst zu sehr. Darum aber habe ich ihr doch nicht gänzlich
entsagt, mit einem lebendigen Bande bin ich innig an sie ge-
knüpft. Mein Markus hat, wie ich Dir schon sagte, vorzüg-
liches Talent, frischen Schwung, er muß am Aliarc der Kunst
meine Stelle einnchmen und ihr, so Gott will, bessere, höhere
Gaben darbringen, als ich cs vermocht hätte. Wohl will
Margarethe anders, aber das dulde ich nicht, sie mag in
allem anderen ihren Weg haben. Roch eh' das Kind geboren,
war es schon mein Hoffen und Wünschen, mein Bitten und

Glauben, daß cs ein echter Künstler werde und als cs an's
Licht kam als ein Knüblein, da fühlt' ich mich wie erhört und
es nahm mich auch gar nicht Wunder, als cs schon mit seinen
kleinen ungeschickten Händen nach der Reißfeder griff und sell-
same Striche zog, und als die seltsamen Striche allmählich Aehn-
lichkeit bekamen mit den Dingen, die ihn umgaben. Und wo
er nur ein Läppchen Papier findet, da zeichnet er und fehlt
natürlich auch noch viel an Corrcctheit, so offenbart sich doch
manchmal schon ein Schwung, dessen ich wohl nie fähig ge-
wesen und geworden wäre, den ja nicht zu schädigen ich in
meinem Unterricht, dem einzigen Gcheimniß vor meiner guten
Margarethe, mich wohl hüte. Gleich als er zum ersten Male
die Augen aufschlug, wußt ich, daß er ein guter Ersatzmann
werden würde für seinen Vater und in der Eitelkeit meines
Herzens nannte ich ihn auch nach mir, damit cs niit Gottes
Willen und Hilfe doch noch einmal unter den echten Künstlern
«inen Markus Engelhardt gebe."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Markus Engelhardt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Begabung
Junge <Motiv>
Sohn <Motiv>
Künstler
Karikatur
Malen
Spielzeug
Vater <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 54.1871, Nr. 1341, S. 98
 
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