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Liebe und Mode.

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! verschuldet und der Baron wußte sich vor seinen Gläubigern \
kaum mehr zu helfen. Einen stets heiteren Glanz in seine düsteren
! sorgenvollen Tage warf jedoch seine Tochter, auf die er nach dem
Tode seiner Frau und dem Genickbruch seines Lieblingspferdes
alle seine Liebe concentrirte.

Melanie war sehr schön. Das Schwarz ihres weichen,
meist in Flechten wie ein Kranz um das Haupt gewundenen
Haares kontrastirte auf das Bezauberndste mit ihrem weißen
Teint und dem frischen Roth ihrer Lippen. Melanie war träu-
merisch und liebte die Einsamkeit. Oft streifte ihr Fuß allein
durch das feuchte Gras der Wiesen, oft stand sie sinnend am
Gestade des Sees und schaute über die blaue Fläche dahin.

In dieser letzteren Situation ward ihr ein unvermuthetcr
Anblick. Ein Kahn schwebte über die Wellen. Ein junger
Mann, leicht zurückgebeugt und das blaue schwärmerische Auge
zu den Wolken emporgerichtet, rührte die Ruder. Sein langes
blondes Haar rollte zum Wasser herab, ein leichtes Bärtchen
sah unter der schöngebogenen Nase hervor. Dieser vornehm ge-
kleidete junge Mann war in der wilden Gebirgsgegend eine fremd-
artige und interessante Erscheinung. Jetzt richtete sich sein Blick,
als wenn ein Instinkt ihn leitete, von den Wolken herab dem
Ufer zu. Er sieht Melanie. Er grüßt — sie dankt und er-
röthend steigt sie den Garten hinauf, das Bild des Jünglings
tief im Herzen tragend. Von da an steht sie oft auf der Terrasse
des Schlosses und ihr Blick schweift hinüber über die blaue
Fläche des Sees, nach dem stillen Dörfchen, nach den hohen
, Bergen hinüber. Wird sie ihn Wiedersehen? — Der Leser wird
überzeugt sein, daß sie ihn wiedersieht. —

2. Cr.

Arthur war bürgerlich, aber sehr reich. Sein Vater hatte
! eine großartige Runkelrübenzuckerfabrik bei Magdeburg, die ein un-
geheures Einkommen brachte. Der hoffnungsvolle Sohn hatte sich
! anfangs dem Kriegerstande gewidmet. Aber seine zartorganisirte
j Natur qualificirte ihn nicht zum rauhen Dienste des Mars. Er
hatte als Fähnrich bereits seinen Abschied genommen und war
mit einem Bündchen tiefgefühlter lyrischer Gedichte vor das
Publikum getreten. Arthur war eine edle Natur. Nie blieb er
Jemand eine Photographie schuldig und sobald er eine Bekannt-
schaft gemacht, schenkte er dieser ein Exemplar seiner Gedichte.
Er schrieb auch unter einem Pseudonym, das er seinen besten
j Freunden nicht verrieth, Novellen in ein Unterhaltungsblatt. In
den Salons der Residenz war er eine beliebte Figur. Aber
die literarische Beschäftigung und die Unterhaltung ästhetischer
Thee's hatte seine Nerven angegriffen. Der Arzt schickte ihn
in's Gebirge. In dem einzigen Gasthaus eines kleinen romantisch
gelegenen Dorfes logirte er sich ein. Dem Torfe gegenüber lag
ein schönes Schloß. Es war das Schloß Mclanie's.

3. Melanie an ihre Ureunbin.

Liebste, theuerste Emmy!

Warum kommst Du nicht? Wie lange erwarte ich Dich
! schon! Ich habe Dir so viel zu sagen! Ich möchte Dir so
gerne mein Herz ausschütten! Was hätten wir nicht Alles zu
i plaudern! Daß ich es Dir nur gleich sage, ich, — ich —

ich habe Auerbach's „Auf der Höhe" hier im Gebirge gelesen!
Was für ein wunderbares Buch! Ich habe mir Auszüge aus
Jrma's Tagebuch gemacht. Was für Gedanken! Wie tief!
Wie sinnig! Ich habe viel darüber nachgedacht. Ist nicht am
Ende die Sünde oft der Weg zum Guten und Reinen? Wäre
diese Irma nicht gefallen, würde sie sich zu der Höhe dieser j
Welt- und Gottanschauung emporgeschwungen haben? Ach! wie
schön wäre es, mit Dir über alles dieses zu plaudern! Komme
doch bald, recht bald zu Deiner Melanie.

dl. 8. In unserer wilden Gegend hat sich ein interessanter
Gast eingenistet. Er wohnt drüben im Dorfe. Er ist nervös,
— schon darum ist er mir interessant. Ich habe ihn zuerst
auf einem Kahne über den See schweben sehen. Dann bin i
ich ihm mehrmals auf meinen Spaziergängen begegnet und er j
ist kühn genug gewesen, mich anzureden. Ich habe ihm auch
erlaubt, einen Besuch bei uns zu machen. Papa hat nichts
dagegen. Er heißt Arthur Löwenschild! Nicht wahr, ein schöner
Name? Er sagte mir, daß er dichte, daß seine Muse hier
reichliche Nahrung fände. Denke Dir! Ein Dichter in unserer
Wildniß! Ewig Deine Melanie.

4. Arthur an seine Schweller.

Liebe Schwester!

Du erhältst schon wieder ein Paar Zeilen. In aller Eile!
Endlich Hab' ich es gewagt! Ich habe einen Besuch bei dem
Barone gemacht. Du kannst Dir denken, wem er galt. Ich
traf sic anfangs allein im Empfangszimmer. Sie stand an

Kleid mit Garnitur von xoiut-I»«e-St>itze. ;
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Liebe und Mode"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Modezeitschrift
Liebe
Karikatur
Mode
Kleidung <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Damenmode <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 54.1871, Nr. 1351, S. 178
 
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