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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 8.1935

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Der steinzeitliche Pfahlbau von Reute OA. Waldsee
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Hommel, Wilhelm: Eine menschliche Gesichtsmaske der jüngeren Steinzeit von Sechselbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.57656#0054
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Mitteln der Römisch-Germanischen Kommission vom 21. März bis 4. April
1935 mehrere Rössener Wohnstätten. Stroh wird darüber an anderer Stelle
berichten. Ueber ein zufällig angetroffenes Keltengrab siehe S. 92.
Eine menschliche Gesichtsmaske der jüngeren Steinzeit von Sechseibach.
Von W. Hommel, Hall.
Aus dem in Fundberichte N. F. IV 23—25 beschriebenen Fundgebiet
der jüngeren Steinzeit aus dem mittleren Taubertal im Steinach-Gollachgebiet,
am Rand einer größeren zusammenhängenden Lößfläche (Ochsenfurter und
Uffenheimer Gau), soll hier ein schon 1930 auf Flur Holzfeld Markung
Sechseibach, Kreis Mergentheim (siehe N. F. VII 18), geborgener einzig-
artiger Oberflächenfund beschrieben werden, der sich jetzt in der Sammlung
des „Hist. Vereins f. Württemberg. Franken“ (Leihsammlung Hommel) in
Schwäb. Hall befindet.
Es ist die Tonplastik eines menschlichen Gesichts (Taf. VIII 2),
leicht gewölbt, von Jochbein zu Jochbein über den Mund gemessen 7 cm,
auf der konkaven Innenseite 6 cm, von Kinnspitze bis Nasenwurzel, wo das
Gesicht schon ursprünglich abschnitt, 4,5 cm groß. Material: Fein-
geschlämmter Ton, hellgrau mit weißgrauen Flecken.
An zahlreichen Flätzen des Ackers, auch an der Fundstelle selbst, brachte
der Pflug seit Jahren Reste bandkeramischer Siedlungen, wie zahlreichen
Hüttenlehm, Hacken, Flachbeile, Pflugscharen, Hämmer, ganze und Bruch-
stücke, auch Silexgeräte und Dutzende von unverzierten und verzierten
Scherben der Bandkeramik. Die Zugehörigkeit unserer Gesichts-
plastik zu dieser Kultur ist gesichert durch die zugleich mit dem
Tonkörper am gleichen Platz aufgelesenen Begleitfunde verzierter Scherben
mit winkelig gebrochenen Bändern und Punktreihen kumpfförmiger Gefäße
mit rundem Boden, aus dem gleichen feingeschlämmten Ton und der gleichen
hellgrauen Farbe. Auch Schumacher und Goessler, die den Fund samt den
Begleitscherben sahen, erkannten ihn als neolithisch an. Auch eine spätere
Probegrabung des Landesamtes am 16. Dezember 1930 (N. F. VII 18) be-
stätigte seine Zuteilung zur linearverzierten Bandkeramik der jüngeren Stein-
zeit (Stuttgarter N. Tagblatt Nr. 40 vom 26. Jan. 1931).
Die Plastik selbst ist mit Sorgfalt und Hingabe in allerlei Einzelheiten
behandelt: Der Mund etwas offen mit sichtbarer Mundhöhle, die Oberlippe
leicht aufgeworfen; die Nase wenig gebogen mit scharfem Rücken; das Auge
nicht schlitz- oder mandelförmig, sondern offen und rund, das obere Augenlid
durch Unterschnitt besonders hervorgehoben. An dem ganzen unteren Ge-
sichtsrand ist keine Bruchfläche zu erkennen; Backen und Kinn wurden aus
einem Tonklumpen frei in der Hand herausgezogen, dann nach rückwärts
kreisbogenförmig zurückgeschlagen, und die Lappen auf der Rückseite an-
gedrückt; dann erst geschah die Feinmodellierung, aber ebenfalls in freier
Hand. Erst der obere Randbogen, aber mehr gegen die Rückseite zu, zeigt
die — allerdings durch lange Bodenlagerung sehr verwaschene — alte Bruch-
fläche.
Das macht klar, daß die Plastik nicht als Relief in die Wandung eines
Gefäßes eingeschnitten oder eingeritzt oder aus dem noch weichen Ton des
Gefäßes herausgezogen wurde, wie bei dem Hals eines steinzeitlichen Gefäßes
von Cannstatt mit der bisher einzigen in Württemberg gefundenen Gesichts-
darstellung (N. F. III 10 u. Taf. III 1) oder den germanischen Gesichtsurnen
der Hallstattzeit in Ostdeutschland, „bei deren Herstellung das Bestreben
gewaltet zu haben scheint, in der Graburne ein mehr oder minder vollkom-
 
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