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Die Gartenkunst — 9.1907

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Heicke, C.: Die hainartige Umgestaltung der sogenannten Holzecke im Frankfurter Stadtwalde
DOI Artikel:
Kießling, A.: Die Bedeutung und Verwertung der Perspektive und des freien Zeichnens beim Entwerfen von Gartenanlagen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0017

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IX, 1

DIE GARTENKUNST

9

einheitliche, aber doch auch wieder abwechselungsreiche
Bilder gewähren.

Unter Berücksichtigung dieser allgemeinen Grundsätze
haben wir ein Projekt für die Umwandlung der Holzhecke
aufgestellt, das wir hiermit vorlegen.

Von dem Vorschlage des Verschönerungsvereins unter-
scheidet es sich im wesentlichen dadurch, dal's wir etwas
mehr Rücksicht auf die vorhandenen Bestände genommen
haben und sparsamer in der Anordnung neuer Wege
gewesen sind, als es dort geschehen ist.

Nach vorstehenden allgemeinen Ausführungen können
wir uns zur näheren Erläuterung auf nachfolgende Be-
merkungen beschränken:

Der gegenwärtige Bestand der Holzhecke besteht im
wesentlichen aus zwei Gruppen; zu der einen gehören
diejenigen Parzellen, welche mit einem dichten Bestand
jungen Holzes bewachsen sind, vorzugsweise jüngere
Buchen mit Weimuthskiefern gemischt, auch etwas jüngere
Eichen sind vorhanden. Diese Parzellen sind von ver-
schiedener Gröi'se und unter sich nicht überall im Zu-
sammenhang stehend. Zu der anderen Gruppe gehören
diejenigen Flächen, welche in lichtem Stand mit Bäumen
höherer Altersklassen bestanden sind, unter denen eben-
falls die Buche vorherrscht.

Wir empfehlen, die erstgenannten jüngeren Partien, soweit
erforderlich, zu durchforsten und ihre Konturen durch
Einschnitte und Vorpflanzungen malerisch zu gestalten.
Dabei möchten wir nicht unterlassen, auf einen Unter-
schied in der Wirtschaftsweise des Porstmannes und des
Landschaftsgärtners aufmerksam zu machen. Der Porst-
mann pflanzt eng und läfst die Bestände solange als
möglich geschlossen in die Höhe gehen, um die Stamm-
bildung zu fördern; denn es kommt ihm auf schlanke
astfreie Stämme an, die gut bezahlt werden, (daher die
Bezeichnung „lange Buchen", die der Distrikt im Volks-
munde führt).

Der Landschaftsgärtner pflanzt ebenfalls eng, damit
die zusammenhängenden Bestände von Anfang an ge-
schlossen erscheinen; er lockert aber frühzeitiger und
energischer als der Forstmann, damit die Kronen-
entwickelung der Bäume begünstigt wird und Bäume
mit reichem, möglichst bis zum Boden herabreichenden
Astbehang sich bilden können. Solche Bäume verankern
sich sehr fest mit ihren Wurzeln im Boden und fallen
dem Sturm nicht leicht zum Opfer; sie können daher
auch ohne Gefahr noch in hohem Alter freigestellt werden.
Bei Beständen, die nach forstlichen Prinzipien erzogen
sind, ist die Erhaltung der langschäftigen Bäume dagegen
sehr schwierig, sobald, sei es durch Sturm oder andere
Ursachen, einmal Lücken entstanden sind, wie es leider
bei der Holzhecke der Fall ist.

Die alten Bestände sind tunlichst zu schonen; nach
ihren Rändern hin, insbesondere entlang der Mörfelder-
landstrafse, empfiehlt es sich, sie durch Unterpflanzung
geeigneter Baum- und Straucharten dichter zu gestalten.
Im übrigen ist der Boden zwischen ihnen mit Waldrasen
zu bestellen, damit das unerfreuliche Bild, welches die
Flächen gegenwärtig bieten, verschwindet. Bei ihrer

künftigen Behandlung wird darauf Bedacht zu nehmen
sein, dafs die abgängigen Bäume nur insoweit durch
Nachpflanzungen ersetzt werden, dafs die Wege hinreichend
beschattet sind, im übrigen aber nach und nach einige
Waldwiesen entstehen, die nur mit einzelnen Baumgruppen
bestanden sind und als Spielplätze für die Jugend, sowie
zur Abhaltung von Volksfesten dienen können.

Die vorhandenen Wege lassen hinsichtlich ihrer Führung
zu wünschen übrig. Namentlich wird störend empfunden,
dal's sie vielfach zu nahe nebeneinander die offenen Partien
durchschneiden und Unruhe in die Situation bringen. Es
kommt dies vorzugsweise daher, weil der Radfahrweg in
seiner ganzen Länge mit geringem Abstände fast parallel
neben dem Hauptweg für Fufsgänger herläuft. Wir haben
dem in unserem Entwürfe abzuhelfen versucht, indem
wir den Radfahrweg tunlichst weit von dem Hauptfufsweg
abgerückt haben.

Sonst haben wir uns darauf beschränkt, den Verlauf
der vorhandenen Wege, deren Hauptrichtung durch das
Verkehrsbedürl'nis gegeben ist, etwas zu verbessern und
an neuen Wegen nur zwei Fulswege zur Erschliefsung
des Terrainwinkels zwischen Mörfelderlandstrafse und
Niederräderstrafse und eine Verbindung von der Mündung
des Weges nach der Oberschweinstiege in der Richtung
nach der Rennbahn vorgesehen. Der Reitweg ist unver-
ändert belassen worden. Plätze zur Aufstellung von Bänken
sind in ausreichender Anzahl angeordnet, können aber im
Bedarfsfalle auch noch erheblich vermehrt werden.

Was die Kosten der vorstehend skizzierten Umwandlung
der Holzhecke anbelangt, so läfst sich ein genauer Kosten-
anschlag wegen der sich genauer Berechnung entziehenden
Art der verschiedenen Arbeiten nicht gut aufstellen. Wir
schätzen auf Grund der Erfahrungen, die man anderwärts
bei solchen Arbeiten gemacht hat, die Höhe der erforder-
lichen Mittel bei der auf rund 24 Hektar angenommenen
Gesamtfläche der Holzhecke auf ca. 30000 Mk. Dabei ist
gröfste Einfachheit nach jeder Richtung hin angenommen.

Die Bedeutung und Verwertung der Perspektive und
des freien Zeichnens beim Entwerfen von Garteuanlagen.

Von
A. Kiefsling.

Erwägt man den Nutzen der Perspektive für den
Entwurf von Gartenanlagen kritisch, so erscheint der Gebrauch
dem Plan „zum Schlufs" Ansichten beizugeben, die reinste
Zeitverschwendung. Tatsächlich wohnt der Perspektive
freilich ein hoher Wert inne, nämlich der eines unbestech-
lichen Kritikers. Ihre höchste Bedeutung zeigt diese
Konstruktion aber während des Entwurfs, nicht nach
Fertigstellung desselben.

Meine Absicht, den Wert der perspektivischen Ansicht
allein zu behandeln, würde nicht erschöpfend gewesen
sein, es erwies sich im Verlaufe der Entwickelung als
notwendig, nicht nur die reine Konstruktion, sondern auch
die Ausführung und damit den Wert des Freihandzeichnens
zu beleuchten. Perspektive und freies Zeichnen sind zu
 
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